Ortsteil Mettau
Im Mettauertal halten jetzt die Krebse Einzug

Bei der alten Mühle wurde die erste Zuchteinrichtung für Steinkrebse eröffnet. Der Betrieb erfolgt durch ein Projektteam. Es besteht aus dem Liegenschaftsbesitzer der Mühle, einem Vertreter des Kantons Aargau und den örtlichen Umweltorganisationen.

Peter Schütz
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Klein, aber oho: Ein Steinkrebs, der in Mettau ein neues Zuhause hat. (Fotos: Peter Schütz)
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In Mettau halten die Krebse Einzug
Keine Angst vor Steinkrebsen hat diese Dame.
Peter Jean-Richard und Ueli Irmiger (vorne, von links) beim Erklären der Zuchtanlage.
Urs Leber (vorne) versenkte einen Wohnblock für die Steinkrebsweibchen. Bilder: Schütz

Klein, aber oho: Ein Steinkrebs, der in Mettau ein neues Zuhause hat. (Fotos: Peter Schütz)

Aargauer Zeitung

Noch sind sie klein, die Steinkrebse in der Mettauer Zuchtanlage. Fünf bis sechs Zentimeter, aber zwacken können sie ordentlich. Das erfuhren anlässlich der Zuchteröffnung die Gäste, die sich getrauten, einen Krebs in die Hand zu nehmen. Seit Freitag ist es offiziell: Auf dem Gelände der alten Mühle befindet sich eine von nur drei Krebszuchten in der Schweiz. Die 50000 Franken teure Anlage wurde mit Mitteln von Bund und Kanton (je 20000 Franken), von der Gemeinde Mettauertal und vom Jurapark Aargau finanziert.

Grosse Vorarbeiten nötig

Der Betrieb erfolgt durch ein Projektteam. Es besteht aus dem Liegenschaftsbesitzer der Mühle, einem Vertreter des Kantons Aargau und den örtlichen Umweltorganisationen. Das sind: Thomas Stucki (Sektion Jagd und Fischerei, Kanton Aargau), Ueli und Karin Irmiger (Grundbesitzer Alte Mühle), Urs Leber (Vertreter Fischerei-, Natur- und Vogelschutzverein Wil und Umgebung) und Peter Jean-Richard (Projektmanagement, Aarau).

Die Familie Irmiger stellt den Weiher und den Bach unentgeltlich zur Verfügung. Damit das Projekt funktioniert, wurden in den letzten Monaten Anpassungen an Weiher und Mühlibach vorgenommen: Verbesserungen der Uferstrukturen, Entschlammung, Einbau von Krebshöhlen und Bau eines Schiebers für den Wassereinlauf.

Der Bach, eigentlich ein Kanal, wurde teilweise verbreitert und erhielt Biegungen. «Wir haben ihn wieder naturnah gemacht», erklärte Peter Jean-Richard. Naturnahe Lebensräume sind die Voraussetzung für den Fortbestand der gefährdeten Steinkrebse. Die nachtaktiven Tiere brauchen sauberes, strukturreiches, kühles Wasser und Verstecke, um sich vor Räubern zu schützen. Gewässerverschmutzung, Zerstörung ihrer Lebensräume sowie eingeschleppte Krebsarten haben den einheimischen Krebsen in den letzten Jahren stark zugesetzt. In vielen Bächen sind sie komplett verschwunden.

Zuchteinrichtung als Lösung

Mittlerweile hat sich die Situation etwas verbessert. «Wir haben wieder Gewässer, in die wir den Steinkrebs aussetzen können», berichtete der kantonale Fischereiaufseher Thomas Stucki. Aber: Für erfolgversprechende Neuansiedlungen von Steinkrebsen in geeigneten Gewässern reichen die Mengen, die aus frei lebenden Populationen im Aargau gewonnen werden können, nicht aus. Eine Lösung des Problems stellen die Zuchteinrichtungen dar. Sie sollen genügend Krebse für die Bedürfnisse im Kanton Aargau, allenfalls auch für die umliegenden Kantone, bereitstellen. Das Projekt in Mettau ist abgestimmt auf den «Nationalen Aktionsplan Flusskrebse», den das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in Zusammenarbeit mit den Kantonen zur Erhaltung der einheimischen Krebse in der Schweiz erarbeitet hat.

Wie sich die Zucht entwickeln wird, ist offen. «Das Projekt hat einen experimentellen Charakter», weiss Peter Jean-Richard. Klar ist: Der gute Wille alleine reicht nicht, «man muss für diese Sache Herzblut haben», so Thomas Stucki. Bei der Krebszucht gelangen verschiedene Methoden zur Anwendung.

Im Weiher der Alten Mühle ist vorgesehen, Muttertiere mit schlüpfreifen Eiern zu gewinnen und diese in eine spezielle Zuchtanlage nach Schinznach zu bringen. Dort werden die Weibchen so lange gehalten, bis die jungen Krebse selbstständig sind. Danach werden die Mütter von den Jungen getrennt und wieder nach Mettau gebracht. Mögliche zweite Methode: Die Weibchen im Mühleweiher werden in so genannten «Wohnblocks» gehalten, bis die Jungen selbstständig sind.

Die Weibchen werden dann in den Weiher zurückgesetzt. Die Jungkrebse bleiben in den Zuchtbehältern im Weiher und werden dort gefüttert, bis sie das Alter erreicht haben, um ausgesetzt zu werden. Das Ziel lautet: 30 Weibchen bis Herbst 2011.