Umbau
Im Fricktal verschwinden weitere Poststellen

Die Schliessungs-Welle bei den Poststellen geht weiter – ein Ende ist nicht in Sicht. Im August und November sollen auch die 20. und 21. Poststellen verschwinden.

Nadine Böni
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In 12 Fricktaler Gemeinden gibt es noch eine Poststelle, weitere Schliessungen könnten folgen.

In 12 Fricktaler Gemeinden gibt es noch eine Poststelle, weitere Schliessungen könnten folgen.

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Im Fricktal heisst es: Abschied nehmen. Abschied vom gelben Riesen – den Poststellen. Seit 2000 wurden insgesamt 18 Poststellen aufgehoben. Anfang Monat folgte Nummer 19: Zeiningen. Und die Schliessungs-Welle geht weiter. Ende August macht Wallbach zu und voraussichtlich im November auch Sisseln, die Nummern 20 und 21.

9 Fricktaler Gemeinden verfügen weder über eine Poststelle noch eine -agentur.

Auch in den Dorfteilen Itten- thal in Kaisten sowie Etzgen, Oberhofen, Hottwil und Wil in Mettauertal ist die Post nicht vertreten. Viele dieser Gemeinden und Dorfteile werden allerdings von einem Haus-Service der Post bedient.

Von einst über 30 herkömmlichen Poststellen im Fricktal gibt es dann noch 12. Der Grossteil der Poststellen wurde aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. «Seit einigen Jahren registriert die Post Rückgänge bei der Nachfrage am Schalter», sagt Post-Sprecher Markus Flückiger.

Weil immer mehr Kunden den elektronischen Zahlungsverkehr nutzten, würden insbesondere die Einzahlungen stetig abnehmen. Gerade diese aber bilden für viele Poststellen «ein gewisses Fundament», wie Flückiger sagt. «Sinkt die Nachfrage weiter, bricht ihnen die Existenzgrundlage weg.»

Postagentur statt Poststelle

Flückiger möchte im Zusammenhang mit den Poststellen allerdings nicht von «Schliessungen» sprechen. Vielmehr handle es sich um eine «Umwandlung». Denn während im Fricktal immer mehr Poststellen verschwinden, entstehen im Gegenzug sogenannte Postagenturen. Das sind Aussenstellen, meist in einem Dorfladen, welche die alltäglichen Dienstleistungen der Post abdecken. So können etwa Briefe und Pakete aufgegeben und abgeholt werden. Auch Einzahlungen und Bargeldbezüge sind möglich.

«Die Post bleibt im Dorf und Kunden profitieren von den längeren Öffnungszeiten der Läden gegenüber jenen der Poststellen», sagt Flückiger. Als positives Beispiel nennt er Zeiningen. Hier wurde die Postagentur im Volg eingerichtet. Dieser hat von Montag bis Samstag von 6 bis 20 Uhr geöffnet – «Zeiten, welche die Poststelle nie hätte bieten können und die besonders den Pendlern entgegenkommen», sagt Flückiger. Elf solche Agenturen gibt es im Fricktal aktuell. Auch die Poststellen in Wallbach und Sisseln werden durch eine Agentur im Volg ersetzt.

Gemeinde kauft Räumlichkeiten

In Wallbach ist inzwischen klar, dass die Gemeinde die dann frei werdenden Räumlichkeiten der Post kauft. Ein entsprechender Vertrag ist unterschriftsbereit. «Das Geschäft dürfte nach den Sommerferien abgeschlossen werden», sagt Gemeindeschreiber Thomas Zimmermann. Er spricht von «einzelnen Reklamationen», die nach dem Bekanntwerden der Poststellen-Schliessung an den Gemeinderat herangetragen wurden. «Auf die Barrikade gegangen ist aber niemand. Wohl auch, weil wir ja nicht die Einzigen sind», sagt Zimmermann.

Wegenstetten als Fragezeichen

Nicht die Einzigen und wohl auch nicht die Letzten. «Die Überprüfung unseres Netzes ist ein laufender Prozess», sagt Post-Sprecher Flückiger. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Nebst der Entwicklung der Nachfrage beispielsweise auch die Wirtschaftlichkeit, der Zustand einer Filiale sowie die personelle Situation.

Nächster Kandidat ist Wegenstetten. Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Post hier das Gespräch mit dem Gemeinderat gesucht hat. Post und Gemeinde möchten die Öffentlichkeit voraussichtlich Ende Juli darüber informieren, wie es mit der letzten verbliebenen posteigenen Filiale im Tal weitergeht. Dann wird klar, ob Wegenstetten die nächste Gemeinde ist, aus der sich der gelbe Riese als Poststelle verabschiedet.

Schweizweit: Stellennetz im Umbau

Die Post hat im vergangenen Jahr schweizweit rund 100 Poststellen geschlossen. Das geht aus dem Mitte Juni veröffentlichten Jahresbericht der eidgenössischen Postkommission (PostCom) hervor. Im Gegenzug wurden im gleichen Zeitraum 75 neue Postagenturen geschaffen.

Ein Grund für die Schliessungen ist laut dem Kommissions-Bericht das «veränderte Kundenverhalten». Aber auch Kostengründe werden genannt.

Die Post selber gibt für einzelne Poststellen zwar keine Zahlen bekannt. Wohl aber für die ganze Schweiz. Und diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von 2000 bis 2014 betrug die Abnahme bei den Briefen 67 Prozent, bei den Paketen 43 Prozent und bei den für Poststellen wichtigen Einzahlungen 34 Prozent. (nbo)