Eine Studie der Fachhochschule spricht sich für die Weiterführung des Pilotprojekts aus.
Es sieht gut aus für das Pilotprojekt des Gemeindeverbands Abfallbewirtschaftung Unteres Fricktal (GAF). 2016 hatte dieser eine gemischte Kunststoffsammlung lanciert. Seither werden in den 16 angeschlossenen Gemeinden im unteren Fricktal und im angrenzenden Baselland alle zwei Wochen die Kunststoffsammelsäcke vor Ort bei den Haushalten abgeholt. «In der Zwischenzeit konnten rund 130 Tonnen Kunststoffe eingesammelt werden», sagt GAF-Präsidentin Gisela Taufer.
An der Abgeordnetenversammlung des Verbands gestern Abend präsentierte sie den Anwesenden dieses Zwischenfazit mitsamt einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg-Windisch. Diese hatte die Kunststoffsammlung in den vergangenen Monaten unter die Lupe genommen und vor allem auf ihren Nutzen hin geprüft. Denn es gibt durchaus auch Kritiker am System. Der Dachverband Swiss Recycling etwa betonte in der Vergangenheit immer wieder, dass der Nutzen einer Kunststoffsammlung gering sei. Dies, weil ein Grossteil des Plastiks, der in Haushalten anfällt, «gar nicht mit einem verhältnismässigen Aufwand rezyklierbar» sei, wie es in einem 2016 veröffentlichten Merkblatt des Verbands heisst.
Die Studie der Fachhochschule stellt dem Fricktaler Sammelprojekt in seinem rund 60-seitigen Bericht allerdings ein gutes Zeugnis aus. «Aus energetischer Sicht ist die stoffliche Verwertung der thermischen vorzuziehen», heisst es im Bericht unter anderem. Will heissen: Recycling ist besser als Verbrennen. Pro Kilogramm recyceltes Kunststoffmaterial könnten durchschnittlich 50 Megajoule Energie eingespart werden – das entspricht rund 1,2 Liter Erdöl.
Trotzdem verhehlt Gisela Taufer nicht, dass es bei der Sammlung durchaus auch Herausforderungen gibt. So finden immer wieder Abfälle den Weg in die Kunststoffsammelsäcke, die dort eigentlich nicht hingehören. Taufer möchte gar nicht urteilen, ob dies aus Versehen oder durchaus bewusst passiert. Aber: «Dieser Fremdstoffanteil muss immer aussortiert werden, das ist ein grosser Aufwand.»
Der Anteil beträgt laut Taufer derzeit rund 24 Prozent. Darin eingerechnet sind allerdings auch eigentlich korrekt entsorgte Kunststoffe, die für eine Weiterverwertung aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht geeignet sind. Zudem gibt es noch Kunststoff-Arten die, aufgrund der fehlenden technischen Einrichtungen und der gesammelten Menge in der Schweiz noch nicht verarbeitet werden können. Der Rest des gesammelten Materials wird in der Schweiz geschreddert und als Granulat zu neuen Produkten verarbeitet. Daraus entstehen etwa Kunststoffrohre, Kabelisolierungen oder Kugelschreiber und Lineale.
Taufer zieht denn auch ein positives Zwischenfazit. «Die Menge an Material zeigt, dass in der Bevölkerung ein Bedürfnis für eine Kunststoffsammlung da ist», sagt sie. Diese Aussage wird durch die Ergebnisse einer Umfrage noch bestätigt. Im Frühjahr befragte der GAF die Bevölkerung in den angeschlossenen Gemeinden unter anderem zur Kunststoffsammlung. Rund 260 Personen haben an einer Online-Umfrage teilgenommen. Fast 90 Prozent bevorzugen das Recycling des Kunststoffs gegenüber der Verbrennung. «Die Resonanz also ist gut», sagt Taufer.
Auch die Fachhochschule Nordwestschweiz empfiehlt den Verantwortlichen in ihrem Bericht, das Projekt über die Pilotphase hinaus weiterzuführen. Diese Phase läuft noch bis Ende Jahr – und der GAF möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Es gelte nach wie vor, alle Argumente abzuwägen, sagt Taufer. Wie es nach der Pilotphase weitergeht, ist noch offen. «Die nächste Abgeordnetenversammlung wird darüber entscheiden», sagt Taufer.