Nagra
Geplante Sondierbohrungen: 140 Zeiher reichen Einsprache ein

Jeder achte Einwohner hat Einsprache gegen die geplante Sondierbohrung im Weiler Eichwald eingereicht. Zeihen ist eines von acht Dörfern im Gebiet Bözberg, die die Nagra als potenzielle Standorte für ein Atommüll-Tiefenlager ins Auge gefasst hat.

Marc Fischer
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Auf dieser Wiese beim Weiler Eichwald möchte die Nagra Sondierbohrungen für ein Tiefenlager für Atommüll durchführen. Marc Fischer

Auf dieser Wiese beim Weiler Eichwald möchte die Nagra Sondierbohrungen für ein Tiefenlager für Atommüll durchführen. Marc Fischer

Marc Fischer

1115 Einwohner hatte Zeihen Ende 2016, 24 von ihnen leben im Weiler Eichwald. Dort liegt einer der acht Standorte im Gebiet Bözberg, an denen die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) Sondierbohrungen für ein Tiefenlager für Atommüll vornehmen möchte. Doch die Nagra stösst auf Widerstand – im Gebiet Bözberg im Allgemeinen und in Zeihen im Speziellen.

Insgesamt sind bis gestern 449 Einsprachen aus den fünf betroffenen Gemeinden Zeihen, Effingen, Bözberg, Remigen und Riniken beim Bundesamt für Energie eingegangen. Alleine 140 der Einsprachen – und damit deutlich am meisten – stammen aus Zeihen. Es könnten sogar noch mehr werden. Die Frist ist zwar am Diensttag abgelaufen, doch da der Poststempel gilt, könnten noch Briefe unterwegs sein.

Sacha Schenker von der IG «Bözberg ohne Bohrturm», die sich gegen die Sondierbohrungen in den fünf Gemeinden zur Wehr setzt und für alle Standorte Mustereinsprachen bereit gestellt hat, ist zufrieden. «Die Zahlen zeigen, dass die Bevölkerung grosse Bedenken hat», sagt er. «Zeihen sticht in Sachen Widerstand aber schon heraus. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich dort nur um einen Bohrstandort handelt.»

Mustereinsprachen verteilt

Tatsächlich regte sich in Zeihen bereits Widerstand, als das Bohrgesuch gar noch nicht auflag. Bereits Ende Januar übergaben Petitionäre dem Gemeinderat 270 Unterschriften. Die Unterzeichner forderten darin, dass der Gemeinderat Einsprache gegen das Gesuch für die Sondierbohrung einreicht. Dies hat er diese Woche getan.

Einer der Initianten der Petition ist Valentin Gilgen, der im Weiler Eichwald wohnt. Er ist «positiv überrascht» über die Zahl der Einsprachen gegen die Sondierbohrungen in Zeihen. Erfreulich sei, dass sich das ganze Dorf wehre und nicht nur die Direktbetroffenen.

Das Petitionsteam hat sich während der Auflagefrist noch einmal kräftig ins Zeug gelegt. «Wir haben die Mustereinsprache der IG ‹Bözberg ohne Bohrturm› speziell für Zeihen angepasst», erklärt Gilgen. Die Eichwald-Version ging konkret auf Probleme des Standorts – Nähe zu bewohntem Gebiet, Mehrverkehr im Dorf, Störung von Nutz- und Wildtieren – ein, während sich die anderen Mustervorlagen eher allgemein gegen Bohrplatz und Endlager richteten. Doch damit nicht genug: Die Mustervorlage wurde nicht nur online zum Download bereitgestellt, sondern an alle 270 Unterzeichner der Petition verteilt – inklusive adressiertem Couvert und Briefmarke.

Auch die Zeiher SP-Grossrätin Colette Basler ist Mitglied in der IG und hat eine Einsprache nach Bern geschickt. «Ein Bohrturm würde der Attraktivität der Jurapark-Gemeinde Zeihen schaden», ist sie überzeugt. Das Gebiet Eichwald sei ein beliebtes Naherholungsgebiet und der geplante Bohrstandort liege sehr nahe bei bewohntem Gebiet. «Zu nahe», ist Gilgen überzeugt, nämlich knapp 200 Meter entfernt. «Der Weiler wird im Baugesuch der Landwirtschaftszone zugeordnet», sagt er. Dies sei falsch, er gehöre zur speziellen Weilerzone und sei als Wohngebiet in einer Landwirtschaftszone zu betrachten. «Deshalb müsste der Bohrplatz mindestens 300 Meter entfernt sein.» An den anderen Bohrstandorten sei dieser Mindestabstand eingehalten. Dies sei ein weiterer Grund dafür, dass der Widerstand in Zeihen grösser sei als anderswo.