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Sie posten, sie liken, sie chatten: Für Jugendliche sind die sozialen Medien Alltag. Doch sie wollen sich nicht nur virtuell begegnen, sondern leibhaftig und echt. Diese Erfahrung macht in der Coronazeit auch die kirchliche Jugendarbeit Juseso Fricktal. Und sie setzt alles daran, ihr Programm pandemiekonform durchführen zu können.
Es ist wohl einer der wichtigsten Anlässe im Jahr von Juseso – ein Begriff seit fast 50 Jahren. Entsprechend hätten es die Verantwortlichen bedauert, das Ostertreffen noch einmal absagen zu müssen, nach 2020 das zweite Mal. Aber: Das Treffen fand statt – bei «Bilderbuchwetter und bei 43 Teilnehmern sogar mit so vielen wie lange schon nicht mehr», sagt Simon Hohler, Geschäftsführer der Jugendseelsorge Fricktal. Fast schon ein kleines Wunder mitten im zweiten Lockdown.
Als der erste Lockdown im Frühjahr 2020 kam, steckten sie mitten in der heissen Phase der Ostertreffen-Vorbereitung. So blieb keine Wahl, als den Traditionsanlass abzusagen – «so weit ich weiss das erste Mal seit 1972», wie Hohler berichtet. Für ihn soll es auch das einzige Mal bleiben. Der Geschäftsführer der Fachstelle sagt: «Wir und die Jugendlichen haben gelernt, mit Corona zu leben.»
Die Juseso habe viel experimentiert, sei neue Wege gegangen, damit Anlässe auch mit Corona laufen konnten. Und Glück war oft auch dabei, wenn selbst Events wie das Holy Fest am 4. September 2020 in Kooperation mit dem Jugendtreff «Freakhall» in Gipf-Oberfrick durchgeführt werden konnten. Hohler: «Zwischen den diversen Coronawellen war so manches möglich. Es galt eben, die richtigen Zeitfenster zu erwischen.» Aber:
«Herausfordernd bei unseren Projekten ist die Planungsunsicherheit. Man muss immer damit rechnen, einen Anlass kurzfristig absagen zu müssen.»
Nun geht im Lockdown mit Homeoffice und Videotelefonie der Trend zum Digitalen. So hat auch Juseso die virtuellen Angebote seit 2020 ausgebaut, war mehr auf Social Media unterwegs denn je. Die kirchlichen Jugendarbeiter des Pastoralraums Region Laufenburg kreierten einen Onlineblog. Und das alles in Erwartung, die Jugendlichen damit abzuholen. Doch diese Erwartung wurde enttäuscht.
So wichtig sei das den Jugendlichen gar nicht. Blogs gebe es viele, aber die weihnachtliche Fackelwanderung nur im Fricktal. Persönliche Nähe, Begegnung, Echtheit– für Hohler durch nichts zu ersetzen. Er erinnert sich:
«Die Fackelwanderung am 19. Dezember in Möhlin ist supergut angenommen worden. Das Bedürfnis nach echten Treffen ist eben doch gross.»
Eine positive Bilanz zieht Hohler auch für die vor drei Jahren erfolgte Neustrukturierung der Juseso. Heute sind unter dem Juseso-Dach in den 24 Mitgliedspfarreien sieben Jugendarbeiter tätig. «Zuvor waren wir nur ein Fünferteam, das in Rheinfelden sass», erklärt er. Jetzt sei man vor Ort und präsenter als früher, so der Sozialpädagoge, der in Frick die Arbeit koordiniert.
Die verfolgt den Ansatz: Glaubensfragen dürfen Thema sein, müssen es aber nicht. Hohler sagt:
«Juseso hat immer schon alle zu erreichen versucht, ob konfessionell oder konfessionslos.»
Nächstes Jahr feiert die Fachstelle das 50-Jahr-Jubiläum. Hohler kann sich vorstellen, dass die Ökumene sich bald auch in der Organisation niederschlägt. Dass sich zu den bisher 24 katholischen Juseso-Mitgliedsgemeinden auch reformierte hinzugesellen ‒ als «Vision», wie er sagt.