Die christkatholische Kirche Rheinfelden kommt um Gemeindefusionen mit Kaiseraugst nicht herum.
Kirchenpflegepräsident René Ott blickt sorgenvoll in die Zukunft: Auch die christkatholische Kirche verzeichnet immer weniger Besucher in den Gottesdiensten und hat Mühe, ausreichend Freiwillige für Gremien zu rekrutieren. Grund genug also für eine Fusion der Gemeinden Rheinfelden und Kaiseraugst zum 1. Januar 2014. Eine erste Zwischenbilanz fällt positiv aus.
Die wichtige Weichenstellung erfolgte insbesondere mit dem Ziel, den administrativen Bereich zu verschlanken und damit auch organisatorische Aufgaben zu bündeln. Erleichtert wurde dieses Ansinnen durch die Tatsache, dass beide Gemeinden längst schon durch den gleichen Geistlichen betreut werden. Rheinfeldens christkatholischer Stadtpfarrer Peter Grüter, bereits seit 13 Jahren im Amt, kümmert sich auch um die Kaiseraugster: «Im seelsorgerischen Bereich gibt es keinerlei Probleme», versichert Grüter.
In seiner Predigt im Fusionsgottesdienst vergangenen Februar hatte er bereits unterstrichen: «Vielleicht hat es die Kirche versäumt, dem stetigen Wandel von Gesellschaft und Werten gerecht zu werden und muss sich heute ernsthaft überlegen, in welcher Form der Glaube an die Bevölkerung wieder herangetragen werden soll, wie die Institution Kirche in einem zeitgemässen Auftritt den Bedürfnissen der Gläubigen entsprechen kann.»
«Die Gemeinden werden immer kleiner», bedauert René Ott. Rheinfelden zählt noch 220 Mitglieder, Kaiseraugst 60, sodass sich Handlungsbedarf ergab. «Auch mit Blick auf die Finanzen ist das eine kritische Masse», gesteht er und erwähnt personelle Probleme, um Kirchenpflege oder andere unterstützende Bereiche mit Freiwilligen besetzen zu können. «Die Überalterung bereitet Sorgen, das Durchschnittsalter der Gemeindemitglieder liegt bei 55 Jahren.»
Von Kaiseraugst ging im vergangenen Jahr die Initiative aus, über eine Fusion nachzudenken. Grundsätzlich signalisierten beide Gemeinden ihre Bereitschaft, näher zusammenzurücken. Im Zuge einer Bestandsaufnahme kristallisierte sich rasch ein stattlicher Fragenberg heraus: Wie hoch ist der jeweilige Vermögens- und Schuldenstand, wie lässt sich mit diversen Veranstaltungen eine lebendige Gemeinde realisieren, was muss der von Landeskirche, Bistum und Aargauer Regierungsrat zu genehmigende Fusionsvertrag regeln.
«Ein grosser Aufwand, der sich aber lohnte», blickt René Ott aus Kaiseraugst zurück, der schliesslich zum Kirchenpflegepräsidenten für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt wurde. Das Gremium besteht aus vier Personen plus Pfarrer. «Wir müssen junge Leute für eine Mitarbeit begeistern, aber das bleibt schwierig», räumt Ott ein und beschreibt ein weiteres Ziel der Fusion: «Stärker in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten.» Die Idee soll vom nächsten Jahr an greifen. «Derzeit sind wir noch stark mit uns beschäftigt», gesteht er.
An bewährten Events wie Frühlingsfest, Senioren- oder Jass-Nachmittag in Kaiseraugst beziehungsweise Führungen durch die Stadtkirche St. Martin mit ihrem einzigartigen Paramentenschatz, Konzertereignissen oder Adventsfeiern will man ebenso festhalten wie an der wertvollen Arbeit vom bereits 1933 gegründeten christkatholischen Frauenvereins. Und nicht zu vergessen die Mitternachtsmesse an Heiligabend in der dann stets überfüllten Stadtkirche, wenn die Sebastiani-Brüder nach ihrem Brunnensingen wieder ins Gotteshaus eingezogen sind.
Kirchenpflegepräsident René Ott resümiert: «Die Fusion hat sich aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus entwickelt, mit dieser Zweckehe lässt sich der kirchliche Alltag besser bewältigen.»