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Der Gemeinderat Mettauertal hat beantragt, die Schule im Dorfteil Wil zu behalten. Dagegen soll die Schule im Dorfteil Etzgen geschlossen werden. An einer Infoversammlung reagierten Bewohner mit Unverständnis und Enttäuschung.
Gestützt auf die Empfehlung der Arbeitsgruppe Schulhausstandort, hat der Mettauertaler Gemeinderat gemeinsam mit der Schulpflege entschieden, sich in der Fusionsgemeinde künftig auf einen Schulstandort, und zwar jenen im Ortsteil Wil zu konzentrieren. «Wir werden das an der Gemeindeversammlung vom 10. Juni auch so beantragen», erklärte Gemeindepräsident Peter Weber am Dienstagabend den rund 120 Anwesenden an der Infoveranstaltung. Bisher werden die zurzeit insgesamt 142 Schüler in den Ortsteilen Etzgen und Wil unterrichtet.
Bereits vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat die Bevölkerung darüber orientiert, dass der Schulstandort in Etzgen geschlossen werden soll. Der Widerstand im Ortsteil war gross. Eine Arbeitsgruppe mit externer Begleitung prüfte daraufhin zwei Möglichkeiten: einen Schulstandort in Wil oder zwei Schulhausstandorte in Wil und Etzgen. Letztere Variante mit der Einführung eines verbindlichen Stufenmodells (in Etzgen die beiden Kindergärten plus 1. und 2. Klasse; in Wil die 3. bis 6. Klasse).
Die Varianten wurden von einem externen Finanzbüro berechnet und beurteilt. «In Etzgen besteht ein mittelfristiger Erneuerungsbedarf von rund 5 Millionen Franken», sagte Peter Weber. Mittelfristig heisse fünf bis zehn Jahre. In Wil würde das nicht mehr gebrauchte Gemeindehaus zu Schulraum umgebaut und die Turnhalle saniert. Hier müssten im Laufe der nächsten Jahr 3,5 Millionen Franken investiert werden.
Wenn auch die Aussage heute letztlich die gleiche ist wie vor zwei Jahren, so betonte Peter Weber mehrfach, dass es damals ein Fehler war, nicht von Anfang an eine Arbeitsgruppe für das heikle und sehr emotionale Thema Schulstandort einzusetzen. Immer wieder war am Dienstagabend aus der Versammlung Unverständnis und Enttäuschung für den Entscheid des Gemeinderats zu spüren.
«Will der Gemeinderat Etzgen zur Geisterstadt machen?» Dem Ortsteil werde jegliche Attraktivität genommen. Es würden nur Zahlen genannt, das Wohl der Kinder sei kein Thema, hiess es weiter. Eine Votantin bedauerte, dass von gemeinsamen Zusammenschlussgedanken nichts zu merken sei. Zu spüren sei nur der Ortsteilgeist.
Peter Weber betonte im Verlauf der diskussionsreichen Versammlung, dass er nicht sicher sei, ob es in zehn Jahren Mettauertal in der heutigen Form noch gebe. Weitere Fusionen seien durchaus möglich. Ausserdem würden Überlegungen gemacht, analog der Oberstufe auch bei der Primarstufe Kreisschulen zu bilden.
Ein Anwesender gab seiner Befürchtung Ausdruck, dass wenn nicht alle gemeinsam für die Schule in Mettauertal schauen würden, am Schluss die Gemeinde ganz ohne Schule dastehen würde. Eine Hottwiler Mutter meinte, dass es für die Kinder nicht wirklich eine Rolle spiele, in welchem Ortsteil sie die Schule besuchen. Für sie als Mutter hingegen sei die Sicherheit wichtig.
Hierzu erklärte Weber, dass der öffentliche Verkehr und die Schulwegsicherheit im Rahmen der Möglichkeiten verbessert werden. Der Kanton wird im nächsten Jahr zudem mit dem Bau eines 1,7 Millionen Franken teuren Fahrradstreifens von Mettau nach Wil beginnen.
Aus der Versammlung wurde der rechtliche Aspekt der Standortreduzierung angezweifelt. Hatte das Stimmvolk 2008 doch einem Fusionsvertrag mit beiden Orten zugestimmt – allerdings «unter Vorbehalt der kantonalen Richtlinien und Bedingungen». Seit 2008 hätten sich die vom Kanton bestimmten Rahmenbedingungen geändert. Unter anderem wurde die Mindestgrösse einer Abteilung von 12 auf 15 erhöht.
Peter Weber war sich deshalb sicher, dass es rechtlich gehe. Für den Gemeinderat ist es wichtig, dass das Stimmvolk entscheidet. Weber wünschte sich, dass an der Versammlung vom 10. Juni mehrere hundert Mettauertaler teilnehmen. Ein Anwesender bat, an der Versammlung einen Kinderhort einzurichten, damit sich beide Elternteile an der Abstimmung beteiligen können. Peter Weber versprach, das zu prüfen.