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«Spitex ideal» schliesst eine Dienstleistungs-Lücke: Senioren können dank Hilfe im Garten oder Haushalt länger zu Hause leben. «Spitex Ideal» begleitet auch ins Kino oder auf Ausflügen. Das neugeborene Projekt hatte zu Beginn aber Geburtswehen.
Das «neueste Baby», wie Cécile Weber, Präsidentin der Spitex Regio Laufenburg, gestern das frisch lancierte Produkt «Spitex ideal» nannte, dieses Neugeborene, das sich als Ergänzung zur Spitex versteht und die Lücken im Dienstleistungsabgebot schliessen will, hatte doch einige Geburtswehen.
Denn von den drei Spitex-Verbandsgemeinden Gansingen, Mettauertal und Laufenburg sagte Letztere: Nein, wir machen da nicht mit. Vorab aus Kostengründen, denn pro Einwohner sollten die Gemeinden 5 Franken Startkapital einschiessen, verteilt auf zwei Jahre – und Laufenburg muss sparen.
In den beiden anderen Gemeinden sah man das Projekt dagegen als lohnendes Investment: «Wenn durch Spitex ideal nur eine Person ein Jahr lang länger zu Hause leben kann, dann hat sich das Projekt bereits ausbezahlt und das Startkapital von 30 000 Franken ist amortisiert», sagte Christoph Rutschmann, Gemeinderat von Mettauertal, Spitex-Vorstandsmitglied und geistiger Vater von «Spitex ideal».
Denn: Die Kosten für die Altersheime belasten die Gemeinden, die für die Langzeitpflege zuständig sind, bereits heute stark. Und der Kostenfaktor Alter wird sich in den nächsten Jahren noch weiter akzentuieren – vor allem auch, weil die Zahl der älteren Menschen weiter steigen wird. Oft scheitere das Zuhause-Bleiben-Können zudem an banalen Sachen wie dem Putzen oder dem Einkauf – «und da setzt ‹Spitex ideal› an», so Rutschmann.
Dass nun die Laufenburger trotzdem die Geburt nicht verpasst haben, dass sie «mit im Boot» sind, wie es Spitex-Präsidentin Cécile Weber ausdrückte, haben sie dem «Verein zur Unterstützung der Spitex Laufenburg» (vormals: Spitex Sulz) zu verdanken. Er sprang für die Stadt ein und übernahm den Laufenburger Anteil am Startkapital. Rutschmann wie Weber sind froh darüber, dass nun alle drei Gemeinden abgedeckt werden können – auch, weil sie in Laufenburg einiges Potenzial für ihre neuen Dienstleistungen orten.
«Spitex ideal» versteht sich dabei als Ergänzung zum klassischen Spitexangebot. Es richtet sich vorab an ältere Menschen, aber auch an alle anderen, die Hilfe im Garten oder im Haus, bei den Haustieren oder beim Kochen (Mahlzeitendienst) brauchen. Und: «Spitex ideal» begleitet die Kunden auf Wunsch auch auf Ausflüge, ins Kino oder leistet einfach «nur» zu Hause Gesellschaft. «Die gesellschaftliche Verarmung ist zusehends ein Problem», weiss Rutschmann, der überzeugt ist, dass man dem gesellschaftlichen Moment je länger je mehr Beachtung schenken muss.
Während ein grosser Teil der «normalen» Spitexdienstleistungen von den Krankenkassen übernommen wird, müssen die Kunden die «Spitex ideal»-Leistungen vollständig selber bezahlen. Entsprechend abgegrenzt sind die beiden Bereiche auch innerhalb des Spitex-Vereins: «Spitex ideal» ist eine separate Kostenstelle, eine «Firma in der Firma» (Weber), und darf nicht quersubventioniert werden.
Das Angebot muss selbsttragend sein. Dies ist sichergestellt, da die Mitarbeiter nur nach Aufwand im Stundenlohn entlöhnt werden. Sprich: Es fallen nur so hohe (Lohn-)Kosten an, wie Aufträge vorhanden sind. Einen Monat nach dem Start sind dies noch recht wenige. Von vier Kunden spricht Weber, die das Projekt zusammen mit Vizepräsidentin Erika Ipser in den letzten Monaten in einer «Marathonübung und mit viel Herzblut» (Rutschmann) auf den Weg gebracht hat.
Bislang hat die Spitex mit fünf Personen einen Arbeitsvertrag auf Abruf abgeschlossen (30 haben sich beworben). «Wir sind stolz, ein regionaler Arbeitgeber zu sein», sagt Weber. Die Mitarbeiter verdienen zwischen 20 und 25 Franken pro Stunde. Für die erbrachten Leistungen verrechnet «Spitex ideal» Tarife zwischen 40 Franken pro Stunde (Garten, Hausarbeit) und 45 Franken (Putzarbeiten). Eine Mahlzeit, zubereitet vom Spital Laufenburg, schlägt mit 22 Franken zu Buche.
Man verdiene nicht viel, sagte Weber und Rutschmann ordnete die Preise im Vergleich mit anderen Unternehmen in dieser Branche «im Mittelfeld» ein. Ein Vorteil gegenüber anderen Anbietern ortet er darin, dass die Spitex-Mitarbeiter aus der Region stammen. Man kennt sich und die «Firma» also – und dies ist gerade auf dem Land nicht unwichtig, soll das Geschäft florieren. Trotz diesem Heimvorteil machen sich die «Spitex ideal»-Macher keine Illusionen: Bis das Unternehmen läuft, brauche es drei bis fünf Jahre. «Diesen Schnauf haben wir», so Weber. Und, wer weiss, vielleicht werden noch andere «mitschnaufen»: Man sei «offen», das Projekt um andere Gemeinden zu erweitern, so Rutschmann.