Gastro-Lockerungen
Auch wenn bei 25 Grad kaum jemand drinnen sitzen will: Die Fricktaler Wirte begrüssen die Öffnung der Innenbereiche

Die Gastronomen sind jetzt wettertechnisch auf alle Eventualitäten vorbereitet – seit Montag dürfen sie auch wieder Gäste im Innenbereich bewirten. Auch Fricktaler Gastronomen sind froh über die zurückgewonnenen Freiheiten. Doch bei Sommertemperaturen wie aktuell ist eine grosse Terrasse weiterhin Gold wert.

Hans Christof Wagner
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Willy und Pauline Schneeberger aus Münchwilen sind nach Monaten das erste Mal wieder Gast in der Sissler «Pinte».

Willy und Pauline Schneeberger aus Münchwilen sind nach Monaten das erste Mal wieder Gast in der Sissler «Pinte».

Hans Christof Wagner

Willy und Pauline Schneeberger aus Münchwilen geniessen ihr Mittagessen im Restaurant Pinte in Sisseln. Sie sagen: «Draussen auf der Terrasse zu essen, mögen wir nicht, da wird das Essen so schnell kalt.» So kommt für sie der Beschluss des Bundesrates, dass Restaurants seit Montag auch wieder im Innenbereich wirten dürfen, einer Befreiung gleich.

Wobei sie in ihrer Sissler Stammbeiz bisher ohnehin nicht auf der Terrasse hätten sitzen können: Wirt Franz Dominik Brogle hatte sich gegen die seit dem 19. April wieder mögliche Öffnung entschieden. Auch Take-away und Lieferdienste hat er in den fünf Monaten Lockdown nicht angeboten. So war für ihn die gestrige Wiedereröffnung ein Neustart. Brogle sagt:

«Nach der langen Zeit kann man nicht erwarten, dass der Betrieb wieder gleich von 0 auf 100 loslegt.»

Doch schon fürs kommende Wochenende kann er sich freuen – «ausgebucht», so der Wirt.

Franz Dominik und Carmen Brogle von der Sissler «Pinte» freuen sich, wieder Gäste bewirten zu dürfen.

Franz Dominik und Carmen Brogle von der Sissler «Pinte» freuen sich, wieder Gäste bewirten zu dürfen.

Hans Christof Wagner

Toni Nokaj, der Wirt des Gasthauses Zum Löwen in Rheinfelden, indessen gehörte zu den Ersten, die im April ihre Aussenbereiche für die Bewirtung wieder öffneten. War die Nachfrage in den Wochen darauf mit kühlem und nassem Wetter verhalten, brummt das Draussen-Geschäft seit einigen Tagen.

So wollte bei Nokaj seit Montag praktisch niemand die neue Freiheit, wieder im Gastraum bedient werden zu können, in Anspruch nehmen. Der Rheinfelder Wirt:

«Am Montag und Dienstag sass bei mir keiner drinnen. Auch am Montagabend war draussen bis 23 Uhr Betrieb.»

Auch Robi Hersche vom Gansinger «Landhus» machte diese Erfahrung. Er sagt: «Viele wollten gar nicht rein.» Aber allein die Aussicht, es tun zu dürfen, wenn das Wetter umgeschlagen hätte oder es am Abend zu kühl geworden wäre, habe seine Gäste zufriedener und entspannter gemacht.

Bereit zu Kontaktnachverfolgung und Maskenpflicht

Nokaj beruhigt das. Jetzt ist er witterungsmässig auf alle Eventualitäten vorbereitet und kann auch einem drohenden Wetterumschwung ruhig entgegenblicken. Allgemein zieht der Rheinfelder Wirt eine positive Bilanz zur Wiedereröffnung seines Gastrobetriebs. Die allermeisten Gäste hätten kein Problem damit, ihre Daten zwecks Kontaktnachverfolgung zu hinterlassen und abseits der Tische Maske zu tragen.

Mit dem Wegfall der Sperrstunde entspannter

Restaurants können seit dem 31. Mai aber nicht nur wieder im Innenbereich wirten und draussen neuerdings Sechsertische aufstellen. Hinzu kommt, dass die Sperrstunde zwischen 23 und 6 Uhr aufgehoben worden ist. Zwar sagt Hersche, dass in seinem Betrieb in der Zeit nach 23 Uhr «in der Regel nicht mehr viel läuft».

Dennoch freuen sich er wie auch Nokaj über das jetzt gewonnene Plus an Zeit. Ohne den ständigen Blick auf die Uhr seien die Gäste entspannter. Jetzt dürfen sie im Rheinfelder «Löwen» drinnen unter der Woche wieder bis 24 Uhr und am Samstag sogar bis 2 Uhr morgens verweilen. Hersche sagt: «Ich will nicht mehr zurück in die Zeit des Lockdowns.» Nokaj bewertet die Öffnung der Innenbereiche als «Riesenchance für uns Gastronomen».

Die Zahl der Sitzplätze halbiert

Wie schon vergangenes Jahr müssen sie aber Abstriche bei den Sitzplätzen in Kauf nehmen. Im «Landhus» bringt Hersche mit den erforderlichen Mindestabständen je 30 Gäste aussen und innen unter und weitere 50 im Saal –«fast die Hälfte weniger als normal».

In einer ähnlichen Grössenordnung muss Claudia Hürzeler vom «Rössli» in Gipf-Oberfrick der Hygieneauflagen wegen Abstriche hinnehmen. Sie sagt mit verhaltener Stimme:

«Mal schauen, wie es jetzt die kommenden Tage und Wochen anläuft.»

Auch Robi Hersche vom Gansinger «Landhus» bemerkt bei seinen Gästen noch Zurückhaltung und Unsicherheit. Unklarheiten gebe es vor allem noch, was die Durchführung von Festen und Familienfeiern betreffe. Er selbst ist unsicher darüber, ob und wie die hauseigene Kegelbahn jetzt wieder benutzbar ist. Mit Maske fände er jedenfalls «nicht so toll».

Auch die Bad Säckinger Gastronomie erwacht

Die drei «G» dominieren die Gastroszene im grenznahen deutschen Raum. Sie stehen für geimpft, genesen und getestet – was aktuell die Voraussetzungen dafür sind, ein Restaurant oder Café zu besuchen. Und davon öffnen auch in Bad Säckingen immer mehr, seit es der stabil unter 100 liegende Inzidenzwert wieder erlaubt.

Die Terrasse des Restaurants Zum Viertele zum Beispiel ist am 1. Juni, dem ersten Tag der Wiedereröffnung, gut besetzt. Wirtin Sabrina Bartl sagt: «Ich bin überrascht, dass auch die Gäste aus der Schweiz von den Zugangsbeschränkungen wissen und die erforderlichen Nachweise meist schon mitbringen.»

Ein eigenes Testzentrum

Die Gastronomie des Edeka-XL-Marktes können Gäste auch dann besuchen, wenn sie kein negatives Coronatestergebnis vorlegen können. Der Markt unterhält ein eigenes Testzentrum. Wer sich darin testen lässt, zahlt vier Euro, die ihm dann im Restaurant wieder gutgeschrieben werden.