Bedrohte Arten
Fricktaler Umweltschutzexperte: «Die Natur hat an Vielfalt viel eingebüsst»

Der Umweltschutzexperte Meinrad Bärtschi gibt einen Überblick über bedrohte und ausgestorbene Arten.

Dennis Kalt
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Meinrad Bärtschi mit einem Wiedehopf (l.) und einem Steinkauz. Beide Vogelarten sind im Fricktal von der Bildfläche verschwunden. Dennis Kalt

Meinrad Bärtschi mit einem Wiedehopf (l.) und einem Steinkauz. Beide Vogelarten sind im Fricktal von der Bildfläche verschwunden. Dennis Kalt

Heute Freitag ist der Tag des Artenschutzes. Jedes Jahr am 3. März erinnert der Aktionstag daran, den Erhalt der heimischen Tiere und Pflanzen zu fördern und zu unterstützen. Geht es nach Meinrad Bärtschi, Präsident des Verbandes Oberfricktalischer Natur- und Vogelschutzvereine, ist dies auch bitter notwendig, denn: «In den letzten 100 Jahren hat die Natur an Vielfalt viel eingebüsst – auch im Fricktal», resümiert er. Die az liefert einen Überblick, welche Arten im Fricktal bedroht oder gar ganz von der Bildfläche verschwunden sind.

Vogelarten, die man im Fricktal vergebens sucht, sind Rotkopfwürger, Steinkauz und Wiedehopf. «Der Grund für ihr Verschwinden liegt im fehlenden Nahrungsangebot. Ausserdem ist das Bruthöhlenangebot geringer geworden», sagt Bärtschi. So wurden diesen Vogelarten die Nahrungsgrundlage an Käfern, Regenwürmern und Grillen durch die Intensivierung von Acker- und Wiesenflächen sowie dem Einsatz von Spritzmitteln entzogen.

Der Wendehals braucht Ameisen

In absehbarer Zeit wird auch der Gartenrotschwanz von der Fricktaler Bildfläche verschwinden. Zum letzten Mal hörte ihn Bärtschi vor einigen Jahren in Kaisten singen – dort, wo sich nun die Überbauung Hofacher befindet. Vermutlich bereits ausgestorben ist der Wendehals. Dies deshalb, weil die auf Ameisen spezialisierte Vogelart durch Strukturverlust und dem Einsatz von Insektiziden, auch in Gärten, die Nahrung ausging.

Reptilien, die sich kaum mehr über Fricktaler Boden schlängeln, sind Juraviper und Schlingnatter. Der Bestandsrückgang der Juraviper, die sonnige und steinige Plätze liebt, hat mehrere Gründe: «Kleinstrukturen wie Lesesteinhaufen verschwinden aus den Weiden, Felsschutthalden werden beschattet, trockene Wiesen verschwinden und das Nahrungsangebot fehlt», zählt Bärtschi auf. Gleiches gilt für die Schlingelnatter.

Auch Amphibien haben es im Fricktal nicht leicht. So ist das Quaken des lackgrünen Laubfrosches verstummt. Als Fortpflanzungsgewässer nutzen Laubfrösche häufig fischfreie, besonnte und vegetationsfreie Kleingewässer. Das Problem: «Durch Korrekturen an Flussläufen sowie die Zuschüttung von Mulden sind im Fricktal kaum Laichgewässer für den Laubfrosch vorhanden», sagt Bärtschi. Betroffen von fehlenden Laichgewässern ist auch die Kreuzkröte, deren Vorhandensein im Fricktal auf der Kippe steht.

Nach Fischen wie Lachsen oder Meerforellen angelt man im Rhein von Laufenburg bis Rheinfelden seit rund 100 Jahren vergeblich. Die Wasserkraftwerke sind der Laichwanderung der Lachse und Meerforellen in die Quere gekommen», sagt Bärtschi.

Vor drei Jahren wurden deswegen 2700 Junglachse im Etzgerbach ausgesetzt. Wie viele Lachse es vom Atlantik wieder ins Fricktal zurückschaffen werden, um dort zu laichen, ist ungewiss. «Zwar sind in den letzten Jahren lachsgängige Umgehungsgewässer um Kraftwerke gebaut worden, um jedoch einen grossen Bestand im Rhein aufzubauen, können Jahrzehnte vergehen», sagt er.

Auch in der Pflanzenwelt sind in den letzen Jahren viele Arten im Fricktal verschwunden. Stark bedroht ist beispielsweise die Gemeine Küchenschelle – ein krautiges Gewächs mit einer violetten, glockenförmigen Blüte. «Durch die Aufgabe der Nutzung steiniger und trockener Flächen und die extensive Beweidung, ist sie kaum noch anzutreffen», sagt Bärtschi, der das Hahnenfussgewächs bei sich selbst im Garten angepflanzt hat und mit etwas Glück die violetten Blüten in wenigen Wochen bewundern kann.