Warme Temperaturen, gemischt mit Schauern und Gewittern – das ist aktuell das Wetter und genau so lieben es die Zecken. Die Spinnentiere und potenziellen Krankheitsüberträger haben jetzt Hochsaison. Warum dennoch niemand den Aufenthalt in der Natur meiden muss, verraten Fachpersonen, die sich mit den Zecken auskennen.
Sie lauern im Gras, in Büschen und an Waldrändern: Im Juni sind viele Zecken aktiv und warten für eine Blutmahlzeit auf Tiere oder Menschen. Dieses Jahr scheinen sich die Spinnentiere besonders wohlzufühlen. Werner Tischhauser, Vizepräsident der Schweizer Zeckenliga, sagt:
«Die Zahl der Zeckenstiche hat sich vom April auf den Mai 2022 vervierfacht.»
Datengrundlage ist eine gemeinsam mit Wissenschaftlern entwickelte App, über die Userinnen und User die Fälle melden. 170'000 Mal sei diese heruntergeladen worden.
«2022 ist ein Jahr mit hohem Zeckenaufkommen, aber ans Rekordjahr reicht es nicht heran», sagt Tischhauser. 300 FSME- und 15'000 Borreliose-Fälle gesamtschweizerisch – auf das laufe es für 2022 vermutlich hinaus. Das sei auch der Schnitt der vergangenen fünf Jahre.
Beat Rickenbacher, Allgemeinmediziner in Rheinfelden, weiss um die Zeckenproblematik und sagt:
«Dieses Jahr hat es viele Zecken, weil es auch schon früh warm geworden ist. »
Dass sich jetzt mehr Zeckenopfer bei ihm in der Praxis melden, kann Rickenbacher aber nicht bestätigen. Das Aufkommen von Zeckenstichen sei normal, ebenso wie die Zahl der Impfungen gegen FSME, die Erkrankung, die durch Zecken übertragen werden kann. Gegen Borreliose, die zweite durch Zecken übertragene Krankheit, gibt es diese Impfung nicht. Dagegen helfe nur Antibiotika. Aber Rickenbacher gibt auch ein Stück Entwarnung und sagt:
«Längst nicht alle Zecken tragen Borrelien in sich.»
Rickenbacher rät dazu, am Körper sitzende Zecken mit einer Zeckenpinzette herauszuziehen. So gelinge die komplette Entfernung am besten. Es kämen aber immer wieder auch Patientinnen und Patienten in die Praxis, die sich die Entfernung selbst nicht zutrauen und es lieber Fachpersonen überliessen.
Diese Erfahrung macht auch Olivier Kreis, Geschäftsführer der Löwen-Apotheke in Frick. Nach der Entfernung der Zecke rät er dazu, die Einstichstelle zu beobachten, ob sich rundherum Rötungen zeigten. Anzeichen auf eine Borreliose könnten aber auch Fieber oder andere grippeähnliche Symptome sein. Kreis sagt:
«Die frühzeitige Behandlung mit Antibiotika kann Langzeitfolgen, die später schwer oder nicht mehr weg zu bekommen sind, verhindern.»
Einer, der sich beruflich auch mit Zecken auskennt, ist Fabian Bugmann, Leiter des Forstbetriebs Mettauertal-Schwaderloch. Er sagt: «Gefährlich ist es im Wald auch mit Zecken nicht.»
Seine Mitarbeitenden trügen bei der Arbeit im Forst stets lange Hosen und sorgten auch dafür, dass die Hose in die Socken hineingesteckt wird und beide miteinander bündig abschliessen. Das kann er auch Personen raten, die sich nur hobbymässig im Wald aufhalten. Zur Prävention gehöre auch das gründliche Absuchen des gesamten Körpers, um wirklich sämtliche Zecken zu erwischen.