Fricktal
Bienenvölker kommen stark dezimiert aus dem Winter: So schlimm hat es die regionalen Bestände getroffen

Die Winterbilanz der Fricktaler Imkerinnen und Imker ist durchzogen. Manche haben sämtliche ihrer Völker verloren, andere wenige bis keine. Aber die Bienen, die jetzt ausschwärmen, finden mit den derzeit blühenden Raps- und Obstbaum-Kulturen reichlich Nahrung. So hoffen ihre Halterinnen und Halter auf Honig satt.

Hans Christof Wagner
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In den Bienenwaben im Fricktal summt und brummt es jetzt ohne Unterlass. Die Imker erwarten ein gutes Honigjahr.

In den Bienenwaben im Fricktal summt und brummt es jetzt ohne Unterlass. Die Imker erwarten ein gutes Honigjahr.

Hans Christof Wagner (28. Mai 2020)

Traditionell ziehen jetzt die Imkerinnen und Imker Bilanz: Wie viele meiner Völker haben den Winter überstanden? Wie hoch ist der Verlust? Markus Bachofer, Imker in Frick und Betriebsberater im Bienenzüchterverein Fricktal, tönt für 2021/22 eher pessimistisch. Er sagt:

«Im Winter 2021/22 waren die Verluste an Völkern sicher höher als die zehn Prozent, die als normal gelten.»

Er selbst sei mit seinen 50 Völkern bei nur einem Verlust gut durchgekommen. Er kenne aber Kolleginnen und Kollegen, die trotz Erfahrung von teils 30 bis 40 Jahren Totalverluste zu verschmerzen hätten.

Anna Tina Heuss hält Bienen in Rheinfelden.

Anna Tina Heuss hält Bienen in Rheinfelden.

hcw

Anna Tina Heuss aus Rheinfelden gehört nicht zu denen mit Totalverlust. Doch auch sie erzählt von höheren Winterverlusten als normal und auch sie weiss von Totalverlusten anderswo. Bei Thomas Reimann aus Gipf-Oberfrick haben fünf seiner 33 Bienenvölker den Winter nicht überlebt.

Bachofer spricht von einem «Cocktail von Ursachen», die daran schuld seien, vor allem aber das Wetter 2021 mit einem zunächst warmen, aber dann doch noch frostigen Frühling und einem kühlen und verregneten Sommer. Zudem habe die Varroamilbe gute Voraussetzungen gefunden, sich zu vermehren.

Mit wenig Futter seien die Völker im Herbst geschwächter als sonst gewesen – keine guten Voraussetzungen dafür, den Winter zu überleben, auch wenn dieser 2021/22 eher mild ausgefallen ist.

Fehler wurden 2021 keine verziehen

Bachofer zufolge kann der Verlust von Bienenvölkern viele Ursachen haben. Es sei eben 2021 alles sehr diffizil gewesen. Fehler hätten sich vor dem Hintergrund schlechter Konditionen fatal auswirken können, erklärt der Fricker Imker.

Wenn die Kirschbäume blühen, finden die Bienen im Fricktal reichlich Nahrung.

Wenn die Kirschbäume blühen, finden die Bienen im Fricktal reichlich Nahrung.

Nadine Böni (18. April 2019)

Den Blick nach vorne gerichtet, ist Bachofer aber guter Dinge, auch weil es im diesjährigen Frühling bisher lange warm und trocken war. Auch Heuss meint:

«Mit dem Raps und den Obstbäumen, die gerade in voller Blüte stehen, geht es jetzt richtig los.»

Als ein Zeichen dafür, wie vital die Völker aktuell sind, wertet Heuss den Umstand, dass sie neulich Schwärme eingefangen hat. Auf der Facebook-Seite «Du bisch vo CH-Rhyfälde ...» hat sie zur Illustration ein Video gepostet, das zeigt, wie viele tausend Bienen den Himmel über Rheinfelden schwarz färben.

So färbten bis zu 20’000 Bienen den Himmel über Rheinfelden schwarz.

zvg

«Wenn Bienenvölker ausschwärmen, ist das grundsätzlich natürlich und positiv, aber es ist eben auch manchmal schwierig, sie wieder einzufangen, gerade in städtischem Gebiet wie Rheinfelden», erklärt sie.

Noch einmal Zittern vor der Rückkehr des Frostes

Schon der vergleichsweise warme März stimmte Heuss positiv. Zwar zitterte sie noch einmal davor, dass es wieder wie 2021 kommen könnte, als es im Frühjahr nochmals frostig wurde. Aber ihre Angst vor einem Kälteeinbruch war dann doch unbegründet.

So wagt auch Heuss, Unsicherheiten beim Wetter zum Trotz, eine positive Prognose für 2022, wenn sie sagt:

«Wir Imker haben Anlass zu Hoffnungen auf ein gutes Bienenjahr. Schlechter als 2021 kann es nicht werden.»