Seit 17. Februar, als die Schweiz die Turbo-Öffnung beschloss, sind die Beizen auch im Fricktal wieder gut besucht. Mitunter zu gut, denn dem fehlenden Personal wegen müssen die Beizer teils jetzt schon selbst den Service übernehmen. Sie sind jetzt händeringend auf der Suche – mit mässigen Erfolgen: Nach vielen Monaten Coronapandemie ist der Markt nahezu leergefegt.
Die Zertifikatspflicht in der Schweizer Gastronomie ist seit zwei Wochen Geschichte. Auch Ungeimpfte, zuvor über Monate hinweg von einem Beizenbesuch ausgeschlossen, dürfen wieder kommen. Nicht zuletzt Gäste aus dem Badischen, zu Hause gilt in ihren Gasthäusern weiterhin 3G und Maskenpflicht, mischen sich seitdem unter die Besucherinnen und Besucher – den höheren Preisen zum Trotz.
«Es zieht jetzt wieder an. Das A-la-carte-Geschäft läuft schon länger wieder gut», sagt Jörg Lenzin vom Landgasthof Ochsen in Wölflinswil. «Ich freue mich über 20 Prozent mehr im Mittagsgeschäft. Es ist wieder fast wie früher», bilanziert Atilla Akkaya vom «Warteck» in Möhlin.
Noch können die Wirtinnen und Wirte den Gäste-Run mit vorhandenen personellen Ressourcen meistern. Aber fürs baldige Frühjahrs- und Sommergeschäft reicht es nicht mehr. Dann muss Verstärkung her.
«Für die bevorstehende Garten- und Terrassensaison möchten wir unsere Teams aufstocken», sagt Walburga Kunz, stellvertretende Direktorin Hotellerie der Schützen Rheinfelden AG, die drei Stellen in Service und Küche ausgeschrieben hat. Bewerbungen gingen zwar ein, jedoch weniger als vor Corona. Kunz sagt:
«Die Pandemie hat den generellen Fachkräftemangel in der Branche nochmals verstärkt.»
Dabei sei die Bewerberlage aufgrund der Grenznähe vergleichsweise entspannt. Für deutsche Bewerberinnen und Bewerber seien die Löhne in der Schweizer Gastro-Branche weiter attraktiv.
Spätestens bis zum Frühjahr will auch Akkaya fürs «Warteck» jemanden eingestellt haben – eine Servicekraft mit 60 bis 70 Prozent Pensum. Seit zwei Wochen hängt an seinem Restaurant ein entsprechendes Stelleninserat aus. Bewerbungen seien bisher darauf keine eingegangen. Online zu inserieren, kommt für Akkaya nicht in Frage. Er sagt:
«Ich habe mit Online-Inseraten schlechte Erfahrungen gemacht. Darauf melden sich viele, die ungeeignet sind oder keine Lust zum Arbeiten haben.»
Mit dem Aushang direkt am Warteck spreche er eher mögliche Bewerberinnen und Bewerber aus Möhlin und Umgebung an, was ihm lieber sei. Bis er jemanden gefunden hat, muss er selbst die Lücke füllen. Der Wirt sagt: «Ich arbeite gerade 150 Prozent, stehe jetzt jeden Tag selbst im Service.»
Auch Sandra Güntert vom «Löwen» in Möhlin sucht seit Monaten eine Servicekraft – bislang vergeblich. Sie sagt:
«Entweder fehlt es an Sprach- oder an Fachkenntnissen.»
Jemanden zu finden, der qualifiziert sei, sich auf Teilzeit einlasse, ins Team passe und aus der Nähe stamme, sei eben schwierig. Der eher tiefe Lohn und die langen Arbeitszeiten machten die Suche nicht einfacher, auch wenn der «Löwen» an den Wochenenden geschlossen hat.
An Wochenenden geöffnet, dafür von Montag bis Mittwoch geschlossen, ist der «Ochsen» in Wölflinswil. Die Vier-Tage-Woche ist für Lenzin auch ein probates Mittel, die Gastro-Berufe attraktiver zu machen. Er sagt: «Die Branche muss etwas unternehmen, sonst werden die Probleme riesig.»