Frick
18 Tonnen an Lebensmitteln in einem Jahr gerettet: Was die Ehrenamtlichen von «Tischlein deck dich» antreibt

Elisabeth Christoffel, 75, ist Co-Leiterin der Abgabestelle in Frick. Einmal pro Woche werden dort Lebensmittel an rund 40 bedürftige Personen und Familien verteilt. Dankbarkeit ist ihr weniger wichtig, als ein Zeichen gegen Armut und Food-Waste zu setzen.

Dennis Kalt
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Elisabeth Christoffel (Mitte), Co-Leiterin der «Tischlein deck dich»-Abgabestelle in Frick, setzt sich mit ihren Helferinnen gegen Armut und Food-Waste ein.

Elisabeth Christoffel (Mitte), Co-Leiterin der «Tischlein deck dich»-Abgabestelle in Frick, setzt sich mit ihren Helferinnen gegen Armut und Food-Waste ein.

Dennis Kalt

Eine junge Frau mit Kopftuch, ein Paar mit Kinderwagen oder die ältere Dame, die gerade auf ihre Uhr schaut ­­– bereits 15 Minuten vor Einlass hat sich vor dem reformierten Kirchgemeindehaus in Frick eine kleine Traube wartender Menschen gebildet. Der Grund: Jeden Montag verteilt dort ein Helfer-Team der Organisation «Tischlein deck dich» Lebensmittel an bedürftige Menschen.

Seit Eröffnung der Fricker «Tischlein deck dich»-Abgabestelle ­dabei ist Co-Leiterin Elisabeth Christoffel, 75, die an diesem Montag von fünf Helferinnen und Helfern unterstützt wird. «Uns geht es darum, Lebensmittel zu retten und gerecht zu verteilen», sagt sie zu ihrer Motivation, warum sie sich ehrenamtlich für «Tischlein deck dich» engagiert.

18 Tonnen Lebensmittel 2021 an Bedürftige verteilt

So werden in der Schweiz jährlich rund 2,8 Millionen Tonnen an Lebensmitteln vernichtet. Demgegenüber stehen über 700'000 Menschen, die am Existenzminimum oder darunter leben. Christoffel sagt:

Pommes frites werden für die Bedürftigen portioniert.

Pommes frites werden für die Bedürftigen portioniert.

Dennis Kalt
«Im letzten Jahr konnten wir in Frick über 18 Tonnen Lebensmittel an Bedürftige verteilen.»

Durchschnittlich 40 Personen kommen nach Frick, um Lebensmittel zu holen; seit Corona seien es nur marginal mehr geworden. «Bei den Personen handelt es sich etwa um alleinerziehende Mütter, ältere Personen, die alleine leben. Ein Drittel der Betroffenen sind Schweizer, zwei Drittel stammen aus anderen Ländern», sagt Christoffel.

Um Lebensmittel von «Tischlein deck dich» zu beziehen, stellen die Sozialämter eine Bezugskarte aus. Christoffel weiss, dass weniger Personen Lebensmittel abholen, als Bezugskarten ausgestellt wurden. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass für manche oder manchen der Gang zu «Tischlein deck dich» mit Scham verbunden ist und daher Überwindung kostet.

Grundnahrungsmittel sind manchmal knapp

Zur Abgabestelle in Frick gelangen die Lebensmittel vom «Tischlein deck dich»-Lager in Winterthur via Lastwagen. Sie stammen von Grossverteilern, der Landwirtschaft, aber auch von Privaten. So wird etwa in Frick regelmässig Brot der Bäckerei/Konditorei Kunz verteilt. «Die Lebensmittel sind einwandfrei in Ordnung», sagt Christoffel.

Verteilt werden auch Süssigkeiten und Knabbereien.

Verteilt werden auch Süssigkeiten und Knabbereien.

Dennis Kalt

Verteilt werden etwa Gemüse und Früchte, Konserven, Süssigkeiten, Milch- und Tiefkühlprodukten, Fertiggerichte oder Getränke. Christoffel sagt:

«Wir würden uns wünschen, dass wir manchmal mehr Grundnahrungsmitteln zum Verteilen hätten.»

Wenn es etwa nur 24 Portionen Reis für rund 40 Betroffene gibt, wird geschaut, dass die Reispackungen an die grösseren Familien verteilt werden.

Einen vollen Wocheneinkauf könne man mit der Lebensmittelverteilung nicht ersetzten, weiss Christoffel, jedoch einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des schmalen Budgets der Betroffenen leisten. Christoffel sagt:

«Eine Frau sagte einmal, sie wüsste gar nicht, was sie ohne ‹Tischlein deck dich› machen würde.»

Viele, so Christoffel zeigten sich dem Team gegenüber dankbar, einige weniger. Doch das ist für das Team nur sekundär. Was für die Ehrenamtlichen zählt, ist die Sache an sich: Mit dieser ein Zeichen zu setzen. Gegen Lebensmittelverschwendung und Armut.