Herznach
Filigrane Kristalle, schwere Pickel und ein steinerer Meeresboden

Rund 50 Neugierige bestaunten an der «Hellen Nacht» im Bergwerk Herznach die neue Sonderausstellung und nahmen den Pickel teilweise sogar selbst in die Hand.

Horatio Gollin
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"Helle Nacht" im Bergwerk Herznach
15 Bilder
Ammonit mit Kristalleinschlüssen
Ammonit
Ammoniten und Belemniten im Museum
Bergwerkbahn
Ernst Blum erklärt die Kristallvorkommen in den verschiedenen Gesteinsschichten
Exponate im Museum
freigelegter Meeresboden im Bergwerk
Heilige Barbara
Impression von der "Hellen Nacht"
Impression von der "Hellen Nacht"
Impression von der "Hellen Nacht"
Impression von der "Hellen Nacht"
Manfred Partl vom Verein Eisen und Bergwerke
Vizepräsident Geri Hirt, Verein Eisen und Bergwerke

"Helle Nacht" im Bergwerk Herznach

Aargauer Zeitung

«Was für eine Figur ist das?», fragte der Junge seine Mutter. Die Antwort gab Geri Hirt, Vizepräsident des Vereins Eisen und Bergwerke, der im Bergwerk Herznach bereitstand, um die Besuchergruppe durch den Stollen zu führen. «Das ist die Heilige Barbara. In jedem Bergwerk sollte eine stehen», erklärte Hirt. Mit Blumen geschmückt und ausgeleuchtet steht die Figur der Schutzheiligen der Bergleute in einer Nische in der Wand. Im Rahmen der Hellen Nacht, der ersten kantonsweiten Industriekulturnacht, konnte auch das Bergwerk Herznach besichtigt werden. Hirt zeigte sich froh über die Möglichkeit, da wegen Corona viele Öffnungstage ausfielen.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Blütezeit

Die Besucher konnten auch einen Blick ins Museum werfen. Die Ausstellung zeichnet informativ mit historischen Fotografien, einem Film mit Originalaufnahmen aus der Blütezeit des Bergwerks und Exponaten wie Gamellen, Helmen und Werkzeugen die Geschichte des Bergwerks nach.

«Es ist wenig übrig geblieben. Und es war schwierig, nach der Vereinsgründung 2004 noch Leute mit Exponaten zu finden», sagte Vereinsmitglied Manfred Partl. 1937 bis 1965 war das Bergwerk in Betrieb. Die grösste Menge Eisenerz wurde während des Zweiten Weltkriegs abgebaut und 140 Bergleute beschäftigt.

Zur Verhüttung wurde das Erz ins deutsche Ruhrgebiet gebracht. 1942 wurde ein Betonsilo zur Lagerung errichtet. «Das Silo fasste 1000 Tonnen, wenn man das 25 Mal füllen würde, wäre es genug für den Eiffelturm», erklärt Partl. Aufgrund der niedrigen Qualität des Eisenerzes wurde der Bergbau nach rund 30 Jahren wieder eingestellt.

Uralte Ammoniten und Kristalle sind zu sehen

Beeindruckend sind auch die im Bergwerk zu findenden Versteinerungen, im Museum gibt es viele Ammoniten und Belemniten aus der Jura- und Kreidezeit zu entdecken. Mit Tafeln wird über die ausgestorbenen Kopffüssler und die noch lebenden, artverwandten Nautilidae informiert.

Neu ist die kleine Sonderausstellung zu Kristallen aus dem Bergwerk, die Vereinsmitglied Ernst Blum erstellt hat. In den Gesteinsschichten, die im Bergwerk zu finden sind, kommen unterschiedliche Kristalle vor. In den vergangenen sieben Jahren hat Blum Pyrit, Dolomit, Coelestin, Calcit, Quarz Goethit, Gipsspat und Hämatit gesammelt, die er in der Sonderausstellung präsentiert. Die empfindlichen, zwei Zentimeter langen Gipskristalle sind eine spezielle Besonderheit des Bergwerks, führte Blum aus.

Mit der Bergwerkbahn konnten die Besucher die kurze Strecke vom Museum zum Stollen zurücklegen. Rund 200 Meter des 32 Kilometer langen Stollensystems sind wieder begehbar. Ein Highlight ist der freigelegte Meeresboden, wo sich vor 165 Mio. Jahren Fossilien ablagerten. «Wir waren schon ein paar Mal hier», sagte eine Besucherin aus Ueken, ihr Sohn findet das Bergwerk sehr spannend. Zum ersten Mal da war eine Familie aus Reinach. «Wir haben das zufällig gesehen. Das ist sehr interessant», so der Vater.

Auf Nachfrage am Folgetag erklärte Hirt, dass der Verein mit der Durchführung der von 16 bis 23 Uhr dauernden Hellen Nacht zufrieden ist. Zwar kamen nur rund 50 Besucher, dafür waren einige von weiter weg. «Wir sind froh über diese Gelegenheit, weil wir dies Jahr nicht viel machen konnten», meinte Hirt.