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Am Montag wurde Alexis Tsipras vom Linksbündnis Syriza als neuer Ministerpräsident vereidigt. Fricktaler griechischer Herkunft fordern eine neue Mentalität im Heimatland.
Griechenland hat gewählt. Am Montag wurde Alexis Tsipras vom Linksbündnis Syriza als neuer Ministerpräsident vereidigt. Alexander Pasalidi, Co-Dekan der römisch-katholischen Kirche im Fricktal, hat griechische Wurzeln. «Mein Vater ist Grieche und ich habe noch Verwandte in Saloniki», erklärt Pasalidi, «der Kontakt mit den Verwandten in Griechenland läuft aber zumeist über meinen Vater.» Dennoch hat er die Wahlen in Griechenland verfolgt. «Schliesslich war ich als Student regelmässig in Griechenland. Die Kultur der alten Griechen gefällt mir sehr, dieses Feuer brennt in mir», so Pasalidi. Und gerade deshalb schmerze ihn, was in Griechenland gegenwärtig passiere. Das Land sei in einem Dilemma.
Europa schicke derzeit Millionen nach Griechenland, doch bei der einfachen Bevölkerung komme kaum etwas davon an. «Der Mittelstand spürt nichts von diesen Finanzhilfen», so Pasalidi. Deshalb sei für ihn aus der Ferne betrachtet plausibel, dass rund 36 Prozent der Griechen Alexis Tsipras ihre Stimme gegeben haben. «Tsipras macht ihnen Mut und Hoffnung. Er spricht von Lohnerhöhungen und Jobs bei der öffentlichen Hand.» Dies stosse bei der Bevölkerung mit den vielen Arbeitslosen auf offene Ohren. Hinzu komme, dass die grossen Parteien in der Vergangenheit viele Fehler gemacht haben. «Es herrschte Vetterliwirtschaft. Es ging einem gut, wenn man dazugehörte.»
Für Alexander Pasalidi ist aber auch klar, dass der neue Ministerpräsident nun einen «Spagat» vor sich hat. Eine Umfrage in Griechenland habe kürzlich gezeigt, dass 60 Prozent der Griechen den Euro als Währung behalten wollen. Dies schränke Alexis Tsipras in seinem Auftreten gegenüber der Europäischen Union sicherlich etwas ein.
Alexander Pasalidi hofft, dass aus dem aktuellen Dilemma ein «gutes Miteinander» wird. «Der Westen hat eine Verantwortung für das kleine Land mit einer riesigen Geschichte», so Pasalidi, «Europa darf nie vergessen, was ihm Griechenland alles geschenkt hat.» Schliesslich sei das antike Griechenland «die Wiege der europäischen Kultur».
Die Griechen müssten aber gleichzeitig auch an ihrer Mentalität arbeiten. Milliardäre sollten endlich auch steuerpflichtig werden, so Pasalidi. Es gelte, Korruption und Steuerhinterziehung den Kampf anzusagen. «Unhaltbar ist auch, dass die prosperierende griechische Reederei bis heute kaum Steuern zahlt.» Und ein Rentenalter von 50 Jahren wie in jüngerer Vergangenheit sei eben einfach nicht bezahlbar.
Auch Dimitrios Papadopoulos, der sich in der SVP Rheinfelden engagiert, wünscht sich für Griechenland, wo seine Wurzeln liegen, eine andere Mentalität. Viele Griechen versuchten, möglichst wenig Steuern zu bezahlen und möglichst viel vom Staat zu erhalten, hat er bei seinen Ferienaufenthalten in Griechenland festgestellt. Man werde gar bejubelt, wenn man den Staat übers Ohr haue. Dabei helfe Griechenland in der heutigen Situation nur «harte Arbeit.»
Der Wahlausgang hat Papadopoulos nicht überrascht. Einzig den Konservativen hätte er nicht so ein gutes Resultat zugetraut. «Viele Wähler von Tsipras haben einfach genug von allen anderen», ist Papadopoulos überzeugt. Seiner Meinung nach ist aber auch klar: «Tsipras' Rezepte sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Er wird sich die Zähne ausbeissen und in einigen Monaten gibt es Neuwahlen.»