Der frühere Tagesschau-Moderator Heinrich Müller zeigte sich in der Kultschüür von seiner musikalischen Seite. Sein zweistündiges Programm kam gut an.
26 Jahre lang war Heinrich Müller bis 2007 für das Schweizer Fernsehen als Moderator und Redaktor der Tagesschau tätig. Klar, dass zu der Zeit seine Liebe zur Musik in der öffentlichen Wahrnehmung keine Rolle spielte. Dabei war der in Reiden und Rheinfelden aufgewachsene Müller schon in seiner Jugend von der Musik angefressen: Er hatte eine Band, mit der er vor rund 50 Jahren auch in Laufenburg aufgetreten war.
Für Müller war das Konzert am Samstag also eine Art Déjà-vu, wenngleich es ein halbes Jahrhundert davor noch keine Kultschüür gegeben hatte. Jetzt war er zum ersten Mal seither wieder in Laufenburg zugange, nur eben an anderer Stelle und vor wahrscheinlich älterem Publikum als damals.
Immerhin: Müller scheint ein guter Ruf vorauszueilen, denn die Kultschüür war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Stimmung im Publikum war bestens, was einerseits an Müllers seelenvoller Darbietung, andererseits an seinem lockeren Umgang, von Starallüren weit entfernten Umgang mit den Zuhörern lag.
«Ich verstehe ein Konzert als etwas Soziales», erklärte er gegen Ende des ersten Sets. Er sei nicht der Star, für ihn zähle das Mitmachen. Und das Publikum machte mit. Klatschte, raunte, summte, als ob es Teil der Band wäre. Die eigentlich nur aus zwei Personen bestand: aus dem Sänger Müller und dem Keyboarder Mathias Baumann.
Letzterer hatte die Lieder so arrangiert, dass sie sich wie von «echten» Gitarristen, Bassisten, Pianisten, Schlagzeugern und Chören begleitet anhörten. Baumanns Tastenspiel war mehr als nur Hintergrundtapete. Es bildete den Rahmen, das musikalische Gerüst, an dem Heinrich Müller mit seiner prägnanten Stimme entlang turnte.
Ja, die Stimme: Beim Einstieg «On Fire» drängte sich der Eindruck auf, dass da einer stimmlich seinem Idol Bruce Springsteen nacheifert. Gefühlte 12 Lieder später war klar, dass Heinrich Müller nicht anders kann, als sich wie Springsteen anhören. Sogar bei den Eigenkompositionen, von denen er mittlerweile eine ordentliche Stange zur Hand hat, schwang der US-Rockstar mit.
Müller und Baumann, zwischendurch auch Salome Woerlen als Gastsängerin, spielten sich durch ein von der ersten bis zur letzten Minute unterhaltsames Programm. Überzogen die Balladen mit dem nötigen Schmelz, hauchten den Liebesgeschichten eine bittersüsse Note ein und erzählten genüsslich von schönen Frauennamen. Das alles hatte Herz, Verstand, Authentizität. Und manchmal war Heinrich Müller mehr als nur ein Sänger. War er ein waschechter Entertainer in bester Frank-Sinatra-Manier – zwar ohne Hut, aber mit sehr viel Charme.