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Die Bob-Anschieber Roger und Marco Leimgruber sowie Sandro Michel träumen vom olympischen Edelmetall – dafür geben sie im Training alles. Ende Oktober nehmen sie an Selektionsrennen teil.
Sprints, Sprünge und Kniebeugen mit zentnerweise Eisen im Kreuz – den Gipf-Oberfricker Sandro Michel, 24, und die Herznacher Leimgruber-Brüder Marco, 33, und Roger, 28, eint derzeit eins: das Schwitzen im Kraftraum.
Für die Athleten ist es Usanz, dass sie sich die Explosivität und Kraft in den Beinen vor der Saison holen. Diese brauchen die Anschieber denn auch im Winter, um beim Start im Eiskanal das letzte Zehntel herauszuholen, bevor der Bob auf bis zu 140 km/h beschleunigt.
Das Ziel der drei Fricktaler ist es, im Weltcup an den Start zu gehen. «Nur dort können wir uns mit den Besten messen», sagt Roger Leimgruber. Ende Oktober treten die Schweizer Bobteams in deutschen Bad Königssee und Winterberg zu den ersten Wettläufen an. Es handelt sich um Selektionsrennen, anhand derer der Verband entscheidet, welche Teams im Weltcup und welche im Europe Cup – der zweiten Liga im internationalen Bob-Sport – an den Start gehen.
70 bis 80 Prozent schätzt Roger Leimgruber die Chancen ein, dass es für die Weltcup-Nominierung mit dem Vierer um Pilot Simon Friedli reicht. «Im Gegensatz zu so manch einem anderen Piloten kennt er die Strecke in Winterberg bereits», so Roger Leimgruber, der ab dieser Saison mit seinem Bruder Marco den Bob anschiebt. «Wir haben früher schon viel Sport zusammen gemacht. Es freut mich, dass wir jetzt auch im gleichen Team sind», sagt dieser.
Gute Chancen auf den Weltcup-Start rechnet sich auch Michel aus. Er war vergangene Saison der erfolgreichste Fricktaler; landete etwa im Zweier mit seinem Piloten Michael Vogt beim Weltcup in La Plagne (F) auf dem 3. Rang. Neben «permanenten Platzierungen in den Top Ten» im Weltcup, möchte Michel auch die Enttäuschung der letzten Junioren-WM, als er im Vierer stürzte, wettmachen – «mit einer Medaille an der diesjährigen Junioren-WM in St.Moritz».
Bereits letzte Woche sind die Leimgruber-Brüder und Michel im Trainingslager in Andermatt (UR) aufeinandergetroffen. An einem Holzbob auf Rädern haben sie dort die Starts geübt. «Es geht darum, den Ablauf und das Timing zu verfeinern», sagt Michel. Dabei erfahren die Teams per Zeitmessung, wie schnell sie unterwegs waren.
Das in Andermatt beim Training bereits ein wenig Konkurrenz-Atmosphäre herrscht, verhehlt Roger Leimgruber nicht. «Natürlich schaut man auf die Zeiten der anderen Teams und vergleicht sich.»
Einen Kopf darüber, dass der Weltcup coronabedingt abgesagt werden könnte, machen sich die Anschieber nicht. «Wie sich in den nächsten Wochen die Situation entwickelt, weiss keiner», so Roger Leimgruber. «Wir können nicht anderes machen, als zu trainieren, um für den Saisonstart parat zu sein.»
Aus dem Kalender gestrichen und verlegt, hat der Internationale Verband die WM in Lake Placid (USA), um die Reisen der Athleten zu reduzieren. So bewegen sich die Fricktaler, die Nominierung vorausgesetzt, vornehmlich in Europa: Lettland, Österreich, Deutschland, Schweiz. «Vorgesehen sind Coronatests an jedem Wettkampf-Ort und tägliches Temperatur-Messen», sagt Michel.
Nur einmal, in der letzten Rennwoche im März, gehen die Bobfahrer mit dem Flieger auf Reise – nach Peking. Zu jenem Eiskanal, in dem es 2022 um olympisches Edelmetall geht. Eine gute Möglichkeit für die Fricktaler, sich schon mal mit der Bahn vertraut zu machen. Denn von olympischem Edelmetall träumen sie alle.