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Sechs Kanti-Schüler haben ihr eigenes Unternehmen auf die Beine gestellt. Doch damit ist lange noch nicht Schluss – die Jungunternehmer verfolgen ein weiteres Ziel.
Ein Saftladen hat nichts auf dem Kasten. Stimmt nicht immer. An der Alten Kanti Aarau haben sich sechs geschäftstüchtige Schüler zusammengetan, um als Jungunternehmer ihre eigenen Produkte herzustellen und zu verkaufen.
Unter ihnen sind gleich vier Fricktaler: Julia Brogli und Philine Meier aus Gipf-Oberfrick sowie Jelena Imwinkelried und Tanja Güller aus Herznach. Zusammen mit Kim Schaller und Johannes Nägeli sind sie «Juice me». Das Unternehmen bietet selbst gemachte Säfte zum Verkauf an.
Während des dritten Kanti-Jahrs nehmen die Jugendlichen am Programm von Young Enterprise Switzerland (YES) teil – einer Non-Profit-Organisation, die Schülern das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge näherbringen möchte. Schweizweit nehmen knapp 200 Jungunternehmen von verschiedenen Schulen teil.
Seit den Sommerferien sind die 17- und 18-Jährigen nun nicht mehr nur Schüler, sondern Mitglieder der Geschäftsleitung ihrer eigenen Firma. Darin hat jeder seinen Zuständigkeitsbereich: Marketing, Finanzen oder IT.
Zuallererst musste aber eine Idee her. Während andere Jungunternehmen auf Gewürze, Tees oder Taschen setzen, war für die Vertreter der Alten Kanti Aarau klar: Sie wollen etwas für den Gaumen machen. Nach langem Studieren hat man sich für die Produktion von Saft entschieden. «Für uns war klar, dass wir alles selber machen wollen», sagt Jelena Imwinkelried.
Mit der Idee war es nicht getan. Die Schüler mussten einen detaillierten Businessplan erstellen, der sämtliche Blickwinkel ihrer Unternehmung durchleuchtet. Welche Finanzierungsstrategie wird gefahren? Wie positioniert man sich marketingtechnisch?
Auch brauchte es ein Startkapital, um überhaupt loslegen zu können. Dieses wurde mittels Partizipationsscheinen eingenommen, die die Jugendlichen in ihrem Umfeld für 15 Franken verkauften. Die Scheine durften einen Gesamtwert von 3000 Franken nicht überschreiten und sollen nach dem Schuljahr wieder vollständig zurückbezahlt werden. Alle anfallenden Kosten sollten durch die Einnahmen gedeckt werden.
«Juice me» produziert seither drei verschiedene Säfte. «Der regionale Saft verkauft sich am besten», sagt Philine Meier. Dieser bestehe aus Schweizer Äpfeln und Birnen. Hergestellt werden die Säfte mit einem Dampfentsafter.
Die Prozedur benötigt Zeit: «Wenn wir Saft produzieren, sind wir schon mal acht bis zehn Stunden dran.» Auch die Vermarktung verlangt von den Schülern einiges ab. Sie waren an den Weihnachtsmärkten in Obermumpf, Herznach und Lenzburg mit einem Stand präsent und auch in der Kanti-Mensa und privat werden Verkäufe abgewickelt.
Es ist viel Zeit, die die Jugendlichen in ihr Unternehmen investieren. Zeit, die mehr oder weniger freiwillig aufgewendet wird.
Vor dem Schuljahr mussten sich die Kanti-Schüler nämlich entscheiden, ob sie ihr Schwerpunktfach Wirtschaft in sechs Stunden Frontalunterricht besuchen wollen oder ob man beim YES-Programm mitmachen und dafür nur drei Stunden gewohnt unterrichtet werden möchte.
Einig sind sich alle: Die Erfahrungen sind zu wertvoll, um darauf zu verzichten. Kim Schaller konkretisiert: «Das Programm zeigt auf, wie es im echten Leben etwa funktioniert. Im Unterricht behandeln wir beispielsweise gerade die Mehrwertsteuer – hier können wir das Wissen direkt in die Praxis umsetzen.»
Neben dem Ziel, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln, geht es den Schülern noch um etwas anderes: Sie wollen in die Top 50 aller Teilnehmenden am YES-Programm kommen. In knapp zwei Wochen stellen die Jungunternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen an einem Stand in Basel zur Schau.
Vertreter von YES entscheiden anhand des Messeaufritts und des erstellten Businessplans, wer zu den besten 50 Jungunternehmen gehört. Vielleicht ist am Schluss ja ein Saftladen ganz vorne dabei.