Zeiningen
Die Uhr der Elektra tickt schon seit 100 Jahren

Zeiningen feierte das 100-Jahr-Jubiläum der Elektra, die heute rund 1180 Kunden im Dorf mit Strom versorgt. Der Jahresverbrauch Zeiningens lag 1913 bei 15'818 Kilowattstunden (kWh). 100 Jahre später sind es 4862 kWh – allerdings pro Einwohner.

Nadine Böni
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Roger Hegi, Regierungsrat Roland Brogli, Gemeindepräsidentin Sabin Nussbaum, Gemeinderätin Gisela Taufer und René Soland von der AEW Energie AG an der 100-Jahr-Jubiläumsfeier der Elektra Zeiningen. – Foto: Nadine Böni

Roger Hegi, Regierungsrat Roland Brogli, Gemeindepräsidentin Sabin Nussbaum, Gemeinderätin Gisela Taufer und René Soland von der AEW Energie AG an der 100-Jahr-Jubiläumsfeier der Elektra Zeiningen. – Foto: Nadine Böni

Ob Regierungsrat Roland Brogli mit seinen Gedanken vielleicht auch etwas in Genf war – bei der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, die sich gegen Zypern zu einem 1:0-Sieg mühte? Jedenfalls brauchte er an der Jubiläumsfeier 100 Jahre Elektra in Zeiningen Masse aus dem Fussball, um zu illustrieren, wie sehr sich der Stromverbrauch im letzten Jahrhundert verändert hat.

1913, da hätte eine Photovoltaikanlage mit den Massen eines Strafraums gereicht, um ganz Zeiningen mit Strom zu versorgen. «Heute wäre dazu eine Photovoltaikanlage in der Grösse von mehr als 10 ganzen Fussballfeldern nötig», rechnete Regierungsrat Brogli den Besuchern der Jubiläumsfeier vor.

In Zahlen heisst das: Der Jahresverbrauch Zeiningens lag 1913 bei 15'818 Kilowattstunden (kWh). 100 Jahre später sind es 4862 kWh – allerdings pro Einwohner. Der Stromverbrauch des ganzen Dorfes liegt also bei über 10 Millionen kWh im Jahr. 1913 reichte der Strom für 773 Privatlampen, 25 Strassenlampen, 10 Motoren und 10 Bügeleisen. Heute bringen 38 Kabelverteilkabinen und 9 Transformatorenstationen den Strom zu 1176 Kunden.

«Dass der Strom einfach aus der Dose kommt, ist heute eine Selbstverständlichkeit», sagte die Zeininger Gemeinderätin Gisela Taufer. Vor 100 Jahren aber, da brauchte es «viel Energie und Hartnäckigkeit von Pionieren.» Bevor die Elektra nämlich gegründet werden konnte, lehnte die Gemeindeversammlung 1898 und 1902 die Einführung der elektrischen Energie zweimal ab.

Am 19. März 1913 war es dann aber soweit: Die Einwohnergemeinde Zeiningen und die Firma Max Lüscher, Elektroinstallationen in Seon, schlossen einen Vertrag für die Projektierung und Plananfertigung zur Einführung elektrischer Energie ab. Die Einführung der elektrischen Energie in Zeiningen bedeutete einen Meilenstein für das örtliche Gewerbe und die Privathaushalte.

In den Jahren danach entwickelte sich das Stromnetz stetig. Neue Trafostationen wurden gebaut, weitere Gebiete erschlossen, die Strassenbeleuchtung erweitert – und bei der Elektra stieg der Schuldenberg. 1976 betrugen die Schulden 190'000 Franken. Aber: «Mit der Einwohnerzahl wuchsen auch die Einnahmen der Elektra», erklärte Gisela Taufer. Die Schulden konnten nach und nach abgebaut werden. 1999 setzte der Gemeinderat eine Arbeitsgruppe ein mit dem Ziel, den Verkauf der Elektra im Hinblick auf die Stromliberalisierung zu prüfen.

Das neue Energiemarktgesetz wurde jedoch abgelehnt – und auch die Meinung in Zeiningen schlug um. 2003 unterbreitete der Gemeinderat der Gemeindeversammlung den Antrag, von einem Verkauf der Elektra abzusehen. Dem Antrag wurde zugestimmt. «Das war die richtige Entscheidung», sagte Gemeinderätin Taufer. Denn die Elektra steht finanziell gut da, konnte 2012 einen Ertragsüberschuss von 63'000 Franken verzeichnen und verfügte Ende Jahr über ein Vermögen von 280 000 Franken.

«Das «weisse Gold aus der Steckdose» sei nach wie vor ein super Produkt, sagte René Soland, Mitglied der Geschäftsleitung der AEW Energie AG. Ein Produkt, das auch in den kommenden Jahren von zentraler Bedeutung sein werde, sagte Regierungsrat Roland Brogli mit einem Blick in die Zukunft. Die Energiestrategie des Bundes sei eine Herausforderung: «Die sichere Versorgung, die wirtschaftliche Versorgung und die umweltgerechte Versorgung – das alles unter einen Hut zu bringen, ist schwierig», sagte er. «Auch dafür wird es Pioniergeist brauchen.»