Treffen
Die Schnäpperlibuebe sind los: Töffligruppe aus dem Fricktal holt sich Preis für die weiteste Anreise

Thomas Wehrli
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Gut gelaunt: Die Töfflibuebe und -meitli aus dem Fricktal reisten 128 Kilometer weit an das Töfflitreffen in Lenggenwil SG. zvg

Gut gelaunt: Die Töfflibuebe und -meitli aus dem Fricktal reisten 128 Kilometer weit an das Töfflitreffen in Lenggenwil SG. zvg

Sie haben Benzin im Blut: die Freaktaler Schnäpperlibuebe. Für ihre grosse Leidenschaft, die Töffli, machen sie (fast) alles. «Es ist ein grosses Stück Freiheit, das wir im Sattel erleben», umschreibt Marcel Kuprecht die Faszination, wenn er zusammen mit den Schnäpperlibuebe durchs Fricktal düst.

Nun ja: Düsen ist da vielleicht etwas hochgegriffen, denn die Schnäpperli bringen es gerade mal auf gut 30 km/h (oder sollten zumindest nicht schneller laufen). Man nehme die Natur viel bewusster und intensiver war, schwärmt Schnäpperli-Mitbueb Georg Schlienger. Gerade jetzt, in der Heuzeit, habe man den Duft der Natur in der Nase – neben dem Benzinduft des Vordermannes.

Das ist die eine Seite der Faszination, die Georg Schlienger, Marcel Kuprecht, Marcel Voser und Alexander Riner zu den Schnäpperlibuebe zusammengeführt hat. Eine zweite ist der Ausbruch aus dem Alltag, der temporäre «Rückfall» in die unbeschwerte Kindheit, wenn man so will. Und natürlich das Schrauben, Hämmern, Schmieren, Frisie... – pardon: Ölen. «Es gibt immer etwas zu tun», sagt Kuprecht mit einem spitzbübischen Grinsen.

Natürlich spiele auch das Trophäen-Sammeln mit, so Schlienger. Und, klar, was man gesammelt respektive in stunden-, nein: tagelanger Arbeit mühsam zusammengeschraubt hat, will man auch präsentieren. Ein Highlight jedes Töfflifreaks ist denn auch die Teilnahme an einem der Schnäpperli-Treffen, die in der ganzen Schweiz stattfinden.

Am grössten, jenem in Lenggenwil, nahmen auch elf Schnäpperlibuebe und zwei Schnäpperlimeitli aus dem Fricktal teil. Sie wurden damit Teil eines Weltrekords: 1803 Schnäpperli aus der Schweiz und dem grenznahen Ausland trafen sich im Sankt-Gallischen. So viele wie noch nirgends. «Ich bekomme heute noch Hühnerhaut, wenn ich daran denke», schwärmt Kuprecht. In dem 12 Kilometer langen Corso mitzufahren – «einfach traumhaft», sagt Schlienger. So viele Schnäpperli an einem Ort – «das wird es nicht so schnell wieder geben», ist sich Kuprecht sicher.

Die weiteste Anfahrt von allen

Mit nach Hause brachten die Fricktaler auch zwei Preise: Pascal Merkhofer wurde zweiter im Geschicklichkeitsfahren und die ganze Gruppe wurde ausgezeichnet für die längst Anfahrt ausgezeichnet. 128 Kilometer zeigte der Tacho an, als sie in Lenggenwil einfuhren. «Wir haben das Treffen genutzt, um eine viertägige Ausfahrt zu machen», erzählt Kuprecht, der die Tour zusammengestellt hatte.

Wenn man mit 13 Schnäpperli so weit fährt, empfiehlt es sich, das eine oder andere Ersatzteil und einen gut alimentierten Werkzeugkasten mitzuführen. Ha, sagten sich die Fricktaler, wir nehmen gleich einen ganzen Anhänger voll Material mit. Sicher ist sicher.

Gesagt, getan. Nur an eines hatten sie nicht gedacht: an einen Kupplungsschaden. «Das hatten wir nicht auf dem Radar» sagt Kuprecht, der flugs seinen Ersatzteil-Radar im Kopf aktivierte und darauf sah: Ich habe so ein Teil zu Hause.

Nur eben: zu Hause – und er und seine Partnerin waren hier. Das eine Problem, jenes des Transports, war schnell gelöst: Die Freundin des Kupplungsgeschädigten erklärte sich bereit, das Ersatzteil zu bringen – per Auto. Das andere Problem, das des Hausschlüssels, liess sich per Telefon ebenfalls lösen.

Und so war die Kupplung schon bald wieder kuppelnd. «Sonst hatten wir zum Glück keine grösseren Probleme», blickt Schlienger zurück. Hier mal eine Zündkerze wechseln, da eine Schraube nachziehen – «das Übliche eben», so Kuprecht. «Das sei alles halb so wild», findet Schlienger. «Das Wichtigste ist, dass sich niemand verletzt hat.»

Der schönste Moment, da sind sich Schlienger und Kuprecht einig, war jener, als die Gruppe in Lenggenwil einfuhr. Das Gefühl, angekommen zu sein, das Gefühl, Teil dieses grossen Ganzen zu sein, «war einfach herrlich», sagt Kuprecht und Schlienger fügt hinzu: «Hier zeigte sich, dass der Spruch wirklich stimmt: Der Weg ist das Ziel.»

Auf dem Weg gab es auch zwei Bergpreise – gut: Bergpreislein trifft es eher. Beim Rickenpass, 790 Meter über Meer, zeigte sich, wessen Töffli besonders flott unterwegs war. «Wir haben aber stets aufeinander gewartet», sagt Schlienger, das sei schliesslich Schnäpperlibuebe-Ehrensache. Ein Problem war der Pass für die Töfflis nicht, «er ist nicht steil, man kann ihn gut im zweiten Gang fahren.» Für alle Nicht-Töfflifahrer: mehr als zwei Gänge sind da nicht.

Viertes Töfflitreffen in Oeschgen

Für auf die Gruppe auffahrende Autos war es gerade am Ricken nicht leicht, an dem 13-köpfigen Töfflitross vorbeizuziehen. «Schön ist, dass sich niemand genervt hat und dass alle auf uns Rücksicht genommen haben», sagt Kuprecht. Ohnehin sei man den Schnäpperli wohlgesinnt, hat Schlienger beobachtet. «Überall, wo wir durchfahren, kriegen wir Applaus und Daumen hoch.»

Applaus wird es für die Schnäpperlibuebe schon bald auch wieder zu Hause geben. Am 17. August organisiert der Club in Oeschgen das vierte Töfflitreffen. «Jedes Jahr kommen mehr», freut sich Schlienger. Im letzten Jahr waren es 160 Schnäpperli, 130 davon nahmen an der Ausfahrt durch die Region teil.

Am Konzept will der Club denn auch nichts ändern: Ausfahrt, Festbetrieb sowie eine «Überraschungsprämierung» stehen auf dem Programm – «und natürlich Benzinschnüffelgespräche», sagt Schlienger schmunzelnd. Ohne diese gehe es nicht. Denn jeder, der in Oeschgen vorfährt, hat Benzin im Blut.