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Im Handels- und Gewerbehaus Schmidmatt in Kaiseraugst soll die Antike digital erlebbar werden. Das Team mache sich seit 2018 Gedanken über die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.
«Alles auf Kurs», meldet Lilian Raselli. Sehr zufrieden zeigt sich die Leiterin des Museums Augusta Raurica in Kaiseraugst mit den Fortschritten bei der Sanierung eines wertvollen Objektes provinzialrömischer Archäologie am Rhein. Untersuchungen zwischen Hauptstrasse und Violenbach förderten Anfang der 1980er-Jahre eines der am besten erhaltenen römischen Gebäude nördlich der Alpen zutage. Das heute als Handels- und Gewerbehaus Schmidmatt bezeichnete Objekt erhielt 1987 einen Schutzbau, der nun nach 33 Jahren einer Sanierung bedarf.
Zur Aufwertung des musealen Charakters wird eine neue Besucherplattform beitragen, die einen besseren Blick auf den archäologischen Bestand ermögliche, erklärt Raselli. Zum Schutz der historischen Wandmalereien wurde darauf geachtet, den natürlichen Lichteinfall künftig gering zu halten und auf schonenderes, künstliches Licht zu setzen. Einen grossen Teil der Sanierungskosten in Höhe von zwei Millionen Franken wird die Erneuerung der Flachdachkonstruktion beanspruchen. Geplant sind ausserdem die Modernisierung der sanitären Anlagen und die Umsetzung der Barrierefreiheit.
Für Raselli bietet der technisch bedingte Sanierungsbedarf auch in museumspädagogischer Hinsicht eine willkommene Möglichkeit zum «Update». Besonders grosse Erwartungen setzt die Museumsleiterin in die neuen digitalen Möglichkeiten eines multimedialen und virtuellen Konzeptes der Geschichtsvermittlung.
Gedanken darüber mache sich das Team seit 2018, verrät sie. Gesetzt wird dabei auf «Augmented Reality» – die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Mit Hilfe von Smartphone, App und Kopfhörer sollen den Besuchern nach dem neuesten Stand der historischen und archäologischen Forschung anhand von Visualisierungen Erkenntnisse zum Ort vermittelt werden. «Es ist das erste Mal, dass wir den Raum erzählen lassen und für Besucher erlebbar machen», berichtet Lilian Raselli.
Beauftragt mit der technischen Umsetzung wird die Agentur für mediale Szenografie Tamschick Media+Space in Berlin, die laut Raselli unter anderem in Jerusalem am Fusse der Via Dolorosa, in der Festung Dresden oder im Landesmuseum in Trier archäologische Stätten medial inszeniert hat. Es sei geplant, dieses Konzept künftig auch für andere römische Fundorte in Augusta Raurica fortzuführen, informiert die Museumsleiterin.
Viel Zeit und Engagement seien für diese Neukonzeption investiert worden, berichtet Raselli. Anfangs habe sie durchaus «Blut geschwitzt», ob diese konsequente Umsetzung der digitalen Ebene und die visuelle Darstellung von Informationen auch angenommen würden. «Inzwischen bin ich aber sehr zuversichtlich», sagt Raselli.
Bis es so weit ist, wird noch Zeit vergehen. Mit der Eröffnung des sanierten Handels- und Gewerbehauses Schmidmatt wird zur Saisoneröffnung im März 2022 gerechnet.