Tiere können heute genauso umfangreich behandelt werden wie Menschen. Bei Esel Rocky etwa werden regelmässig die Hufe bearbeitet, damit er schmerzfrei leben kann. Die Besitzerin lässt sich das auch etwas kosten.
Der 23-jährige Esel Rocky wohnt mit seiner Freundin Flora und ihren zwei Eselkindern, die Rocky vor seiner Kastration noch zeugte, zusammen. Ein kleines Eselparadies, wären da nicht Rockys Hufprobleme, zu denen Esel grundsätzlich neigen. Alle vier Wochen kommt ein Tierarzt der Praxis Trivet in Frick vorbei und bearbeitet die Hufe. «Normalerweise macht das ein Hufschmied, aber bei Rocky hat sich das so eingebürgert», sagt Tierärztin Lea Hatz.
Damit die Tierärzte wissen, wie viel vom Huf sie bei der Bearbeitung zurückschneiden können, wurden Rockys Hufe nun geröntgt. Die Praxis Trivet hat seit Kurzem ein mobiles Röntgengerät und kann jetzt auch im Eselsstall Röntgenaufnahmen machen. «Bisher haben wir dafür an Kliniken verwiesen. Unser Ziel ist es, bis auf grössere Operationen alles im Stall anbieten zu können», sagt Andre Treier, leitender Tierarzt bei Trivet. Auch ein mobiles Ultraschallgerät gehört zum Equipment. Von der Gynäkologie, über Lahmheitsuntersuchungen bis zum Röntgen der Zahnwurzeln findet nun also alles im Stall statt.
Grundsätzlich kann heutzutage in der Tiermedizin fast alles angeboten werden, das auch in der Humanmedizin gemacht wird. Und es besteht Nachfrage. «Man macht heute beispielsweise CTs bei Pferden und Chemotherapien bei Hunden. Kürzlich wurde ich wegen einer Tumorbehandlung bei einem Minipig angefragt. Möglich ist alles. Was sinnvoll ist, sieht natürlich jeder etwas anders», erklärt Andre Treier.
Das Haustier hat an Wert gewonnen und soll möglichst lange leben. Dabei spielt die Gesundheit eine grosse Rolle. Besitzer informieren sich auch intensiv. «Es gibt immer mehr Besitzer, die sich schon vorab im Internet informieren. Zum Teil muss ich als Tierarzt dann nur noch das Bild zu einer Diagnose liefern, die bereits die Besitzer gestellt haben», sagt Andre Treier. Und die Besitzer sind bereit, es zu finanzieren. Andre Treier hat die Erfahrung gemacht: «Auch wenn der Besitzer längst kein Geld mehr für sich selber ausgeben kann, an Tierarztkosten spart er meist zuletzt.»
Das Nutztier hingegen habe an Wert verloren, die Schere zwischen Nutz- und Haustier sei gross. «Ein Bauer verdient zum Beispiel an einem Poulet noch etwa 70 Rappen, da liegt kaum eine Behandlung drin.»
Bei Esel Rocky sieht man auf den Röntgenbildern, die gleich im Tierarztauto begutachtet werden, dass das Hufbein stark abgesenkt ist. Rückgängig machen lässt sich das nicht mehr, aber seine Hufe können so bearbeitet werden, dass er schmerzfrei leben kann. Für Besitzerin Heidi Ackermann bestand nie die Frage, ob sie bereit ist das zu finanzieren. Sie sagt: «Andere gehen reisen und ich habe eben meine Esel. Schon mein Vater hat mir beigebracht, wenn man ein Tier hat, dann muss man auch zu ihm schauen.»