10 Männer aus Eritrea wohnen nun in der Laufenburger «Villa Balteschwiler». Weitere 20 folgen bis Anfang Oktober. Beim Spital sollen 65 weitere einziehen. Die Bevölkerung steht den beiden Unterkünften mehrheitlich abwartend-offen gegenüber.
Die ersten zehn Asylbewerber sind gestern am frühen Nachmittag in der Asylunterkunft an der Hinteren Bahnhofstrasse in Laufenburg eingezogen. Laut Balz Bruder, Mediensprecher im Departement Gesundheit und Soziales (DGS), gab es beim Einzug keine Probleme. Die zehn Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren stammen aus Eritrea und kamen aus der kantonalen Unterkunft in Obermumpf per Bus nach Laufenburg.
Maximal können im 70-jährigen Landhaus, das über elf Zimmer verfügt und in Laufenburg als «Villa Balteschwiler» bekannt ist, 30 Personen untergebracht werden. Auch die weiteren Asylsuchenden werden primär aus Eritrea sowie aus Afghanistan und Sri Lanka stammen. Bruder rechnet damit, dass die nächsten Asylbewerber in der übernächsten Woche einziehen werden und dass die Unterkunft «Anfang Oktober» voll belegt sein wird.
Baulich verändern musste der Kanton an der Liegenschaft nichts, so Bruder, es habe lediglich «Ergänzungen der Infrastruktur» gegeben. Zudem wurde eine von Anwohnern geforderte Sichtschutzwand errichtet. Die Liegenschaft hat der Kanton vorerst für zwei Jahre gemietet – mit der Option auf zwei weitere Jahre.
Betreut werden die Asylsuchenden von der kantonalen Unterkunft in Stein aus. «Es ist geplant, das Betreuerteam im Fricktal mit einer weiteren Person zu verstärken», sagt Bruder. Die Rekrutierung laufe. Die Betreuungsperson werde ein Büro in der Unterkunft Laufenburg beziehen und «mehrmals pro Woche beziehungsweise nach Bedarf» anwesend sein.
Ihr Aufgabenschwerpunkt «liegt bei der Betreuung und Begleitung der Asylsuchenden, damit ein möglichst reibungsloser Betrieb gewährleistet werden kann». Dazu gehört, dass die Asylsuchenden in alltägliche Dinge wie das Einkaufen, Kochen oder Haushalten eingeführt werden; dazu gehört, dass den Asylsuchenden das richtige Verhalten gegenüber Behörden und Nachbarn erklärt wird.
Wie die Bewohner den Tag strukturieren, liegt weitgehend in ihren Händen. Der Kanton bietet jedoch Hilfestellungen an. «Generell haben die Asylsuchenden die Möglichkeit, Kurse zu besuchen», sagt Bruder. Einige würden aktuell Deutsch-Kurse absolvieren.
Als der Kanton und die Stadt Laufenburg die Bevölkerung vor knapp einem Monat über die Asylunterkunft informierten, kam ein Thema immer wieder zur Sprache: die Sicherheit. Diese sei gewährleistet, beteuerten die Kantonsvertreter. So seien im Aargau stets zwei bis drei mobile Sicherheitstruppen im Einsatz. Zudem decke, so Bruder, der Nachtdienst des kantonalen Sozialdienstes zusammen mit den Blaulichtorganisationen die Sicherheit ab. Spezielle Sicherheitsmassnahmen «sind keine geplant».
Geplant dagegen ist eine zweite Asylunterkunft in Laufenburg: In der geschützten Operationsstelle (Gops) unter dem Spital Laufenburg sollen bis zu 65 Asylsuchende, ebenfalls ausschliesslich Männer, einziehen.
Der Bezug erfolgt laut Bruder «voraussichtlich im November». Die Vorarbeiten verliefen «planmässig», sagt Bruder. Weiter ins Detail mag er nicht gehen. Wie die noch offenen Fragen – dazu zählen etwa der Zugang zur Gops oder die Gestaltung des Aussenbereiches – gelöst werden, «wird anlässlich von anstehenden Vorbereitungssitzungen geklärt».
Die Bevölkerung von Laufenburg steht den beiden Unterkünften mehrheitlich abwartend-offen gegenüber. Das zeigte sich am gut besuchten Infoabend; das zeigt sich im konkreten Engagement: Eine Interessensgruppe um Dora Freiermuth und Elisabeth Hesse will den Asylsuchenden mit konkreten Projekten helfen. Angedacht sind ein Treffpunkt, Sprachvermittlungen bei Stadtrundgängen, sportliche Aktivitäten, gemeinsames Singen oder Fahrdienste.
Es gibt in Laufenburg aber auch kritisch-mahnende Worte. Stadtammann Herbert Weiss betonte am Infoabend, dass die Stadt humanitäre Hilfe leisten und Menschen in Not unterstützen wolle. Er sagt aber auch: «Grosse Freude an der momentanen Flüchtlingssituation in der Schweiz habe ich nicht.» Und: «Ich sehe die Unterbringung in der ‹Villa Balteschwiler› sicher als Übergangslösung und nicht als Dauerzustand» (siehe Umfrage).
Auch Frank Fischer mahnt: «Mit dem Einzug von 30 Personen in der ‹Balteschwiler-Villa› erfüllen wir unsere humanitäre Pflicht. Daher sollte die angekündigte Platzierung von weiteren 65 Personen in der Gops unbedingt vom Kanton gestoppt werden.»
Was denken Laufenburgerinnen und Laufenburger über die Aufnahme der Asylsuchenden in der «Villa Balteschwiler»?