Monika Winter von der Volg-Filiale ruft die Bevölkerung von Sulz auf, mehr im Ortsteil einzukaufen. Ihrem Dorfladen geht es nicht mehr gut.
Im kleinen Personalraum hängt ein Zettel an der Wand, auf dem die Ziele des Volgs fürs Jahr 2014 aufgedruckt sind. «Ich bin stolz auf den Volg», steht da. Stolz ist Monika Winter auf ihren Volg im Laufenburger Ortsteil Sulz schon. Nur verlässt sie manchmal der Mut. Zwar könne sie immer noch alle Rechnungen bezahlen und schreibe knapp schwarze Zahlen, aber gut geht es ihrem Dorfladen nicht.
Als sie den Volg vor zehn Jahren mit ihrem Mann Kurt Winter eröffnete, sah die Situation noch ein wenig anders aus. «Der Dorfladen war in der Bevölkerung verankert. Die Leute kamen bei uns einkaufen.» Vor allem ältere Einwohner haben sich jeweils am Samstag beim Einkaufen im Volg getroffen und einen kurzen Schwatz gehalten. So spielte sich auch ein Teil des sozialen Lebens der Sulzer im Laden des Ehepaars Winter ab. «Aber jetzt sterben die alten Leute weg und die jungen kommen nicht mehr bei uns einkaufen», sagt Monika Winter traurig.
In Konkurrenz mit den Grossen
Winter ist im Kanton Zürich aufgewachsen und zog nach der Heirat nach Sulz. Ab dann habe sie immer im Dorf eingekauft, sagt sie. Und wie wichtig der Dorfladen ist, habe sie gemerkt, als die zwei Sulzer Läden vor zehn Jahren fast gleichzeitig von der Bildfläche verschwanden. «Es lag mir am Herzen, dass es in Sulz auch weiterhin einen Dorfladen gibt», sagt sie.
Ihr Mann habe schon vor zwanzig Jahren die Idee eines eigenen Ladens gehabt. Und so packten sie die Gelegenheit beim Schopf und eröffneten die Sulzer Volg-Filiale. Die Ernüchterung kam ein paar Jahre später. «Viele erledigen ihre Einkäufe in grossen Einkaufshäusern oder ennet der Schweizer Grenze», so Winter. Ganz schlimm sei es vor zwei Jahren gewesen, als der Euro stark an Wert verlor. Damals ging der Umsatz im Laden des Ehepaars Winter um satte zwanzig Prozent zurück.
Daraufhin ergriffen die Mitarbeiter des Volgs die Initiative und kreierten einen Flyer, mit dem sie die Bevölkerung auf ihre Notsituation aufmerksam machen wollten. «Wir möchten unseren Job nicht verlieren», stand da und sollte die Bewohner von Sulz mobilisieren, wieder mehr im Dorfladen einzukaufen.
Noch bis zur Pensionierung
Die Aktion zeigte ihre Wirkung. «Es kamen wieder Leute bei uns einkaufen, die ich zuvor nie mehr gesehen habe», sagt Winter. Viele hätten gesagt, sie seien sich nicht bewusst gewesen, dass es so schlimm um den Laden stehe und das Ehepaar Winter auf jeden einzelnen Kunden angewiesen sei. «Und dabei kommt doch 95 Prozent des Umsatzes, den wir machen, von der Sulzer Bevölkerung.»
Sie habe immer gesagt: «Solange ich die Rechnungen noch bezahlen kann, geht es uns gut.» Jedoch reiche das Geld des Ladens nicht, um sich einen anständigen Lohn auszuzahlen. «Ich kann mir nicht einmal ein Auto leisten», so Winter. Und dies bei einem Pensum von 50 Stunden pro Woche. Sie muss kurz leer schlucken, um die Tränen zu unterdrücken. «Ich bin jetzt 59», sagt sie. «Bis zu meiner Pensionierung ziehe ich das noch durch.»
Der neue Stadtammann von Laufenburg, Herbert Weiss, wohnt im Ortsteil Sulz. Wo erledigt er seine Einkäufe? «Das mache grundsätzlich nicht ich, sondern meine Frau», sagt er und lacht. Sie kaufe aber im Dorfladen ein, versichert er. Diese Einstellung wünscht sich Monika Winter auch von der restlichen Sulzer Bevölkerung. «Es wäre schön, wenn die Leute wieder fröhlich in unseren Laden kommen.»