Rheinfelden
Dem Regen zum Opfer gefallen: Die vier Jungstörche sind tot

Jungtiere auf dem «Storchennestturm» in Rheinfelden haben nicht überlebt – in Kaiseraugst hofft man weiter.

Thomas Wehrli
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Das Storchenpaar beim Schulhaus in Kaiseraugst letzte Woche, während das Weibchen die Jungen «hudert».

Das Storchenpaar beim Schulhaus in Kaiseraugst letzte Woche, während das Weibchen die Jungen «hudert».

Urs Wullschler

Es ist eine traurige Nachricht, die der Natur- und Vogelschutzverein Rheinfelden am Sonntag auf seiner Website aufschalten musste: «Jungstörche auf dem Storchennestturm gestorben.» Was sich vor Wochenfrist als Erfolgsgeschichte anzubahnen schien, «hat leider ein jähes Ende gefunden», schreibt der Rheinfelder Storchenvater Stephan Kaiser. Die vier Jungstörche, die um den 20. April geschlüpft waren, seien sehr wahrscheinlich dem Regenwetter zum Opfer gefallen, mutmasst er.

Schon eine Woche zuvor ist ihm aufgefallen, dass ein Altstorch teilnahmslos am Horstrand stand. «Trotzdem bestand kaum Anlass zur Sorge», schreibt er weiter. Die rund eine Woche alten Jungstörche sollten eigentlich von ihren Eltern gehudert werden und so in deren Körperwärme und Gefieder den «nicht so sehr intensiven Regen problemlos überstehen». Als Kaiser dann aber letzte Woche in den Obertorturm stieg, von wo man einen guten Blick auf den Storchennestturm hat, stellte er mit dem Fernrohr fest, dass der Horst leer war.

Hoffnung besteht allerdings, dass auf dem Storchennestturm trotzdem noch Jungstörche grossgezogen werden. Denn Kaiser beobachtete, dass das Elternpaar Nistmaterial herbeibrachte und es auf dem Horst verteilte. «Ebenfalls konnte eine Paarung der beiden beobachtet werden», so Kaiser. «Dies ist nach der Eiablage eher selten.» Er wage deshalb zu hoffen, dass es zu einem Nachgelege kommen könnte.

Die Jungen würden dann allerdings erst im Juni schlüpfen, «und hätten wohl Mühe, rechtzeitig zum Wegzug ins Überwinterungsquartier genügend erstarkt zu sein», schreibt Kaiser. «Wir lassen uns gerne positiv überraschen.»

Mit Sorge hat auch Urs Wullschleger, Storchenvater von Kaiseraugst, dem letzten Wochenende entgegengeblickt. Die angekündigten Regenfälle, kombiniert mit den für die Jahreszeit viel zu kühlen Temperaturen, liessen ihn Böses ahnen. «Noch ist alles gut», sagt Wullschleger am Montag zur AZ. Bei seinen Rundgängen am Sonntag und Montag durchs Dorf sah er, dass die Elterntiere in den Horsten noch «huderten», also im Horst sassen und so die Jungtiere wärmten und vor dem Regen schützten.

Noch keine Entwarnung

Entwarnung gibt Wullschleger aber noch nicht. «Warten wir einmal die nächste Nacht ab», sagt er mit bangem Blick auf die Prognosen. Denn nach den Niederschlägen in den letzten Tagen bleibt es kühl – für Kaiseraugst prognostizierte Meteo Schweiz in der Nacht auf Dienstag Temperaturen um null Grad.

Selbst wenn die Jungstörche diese Nacht überstehen, sind sie aber noch nicht über den Berg. Sie sind erst vor 5 bis 15 Tagen geschlüpft und deshalb noch anfällig. «Es kann gut sein, dass sie sich übers Wochenende eine Lungenentzündung eingefangen haben», sagt Wullschleger. Das wäre das sichere Todesurteil. Wullschleger wird den Störchen in den nächsten Tagen den einen oder anderen Besuch abstatten. Es bleibt jetzt nur eines, sagt er. «Hoffen.»

Gebrütet wird in Kaiseraugst aktuell auf neun von zehn Horsten. Ein Nest, jenes bei der Reitanlage, blieb zwar leer, dafür baute ein Männchen einen neuen Horst am Rhein – und fand, bei dieser Aussicht samt Futterangebot vor der Haustüre wenig verwunderlich, auch bald eine Störchin.

Wullschleger hofft, dass 15 bis 20 der Jungstörche überleben. Besonders am Herzen liegen ihm dabei die vier Jungstörche beim Schulhaus. Nicht, weil er auf sie von seiner Wohnung einen direkten Blick hat (wie übrigens auf zwei weitere Horste), sondern weil eine Lehrerin mit ihrer dritten Klasse am Projekt «Storchenforscher» von Storch Schweiz teilnimmt. Die Schüler schauen immer wieder zur Krone der Platane hoch, wo sich Mutter und Vater Storch um den Nachwuchs kümmern.

«Die Schüler warten sehnlichst darauf, dass die Jungen beringt werden und sie ihnen Namen geben können», sagt Wullschleger, der sich «riesig» über das Interesse der Schüler und ihrer Lehrerin freut. Neben der Nummer, die jeder Jungstorch um den Fuss geschnallt bekommt, erhält er auch einen Namen. «Die Nummern kann sich niemand merken», sagt Wullschleger. Die Eltern der Schulhaus-Rasselbande heissen Papageno und Papagena. Geht die Familiendynastie mit einer P-Alliteration weiter? Auf die Namenswahl durch die Schüler darf man bereits gespannt sein. Sofern die Jungstörche überleben.