Website von Kaistener Ortsteil
Dating- und Sexangebote: Schlüpfrige Inhalte auf ittenthal.ch

Unter der Webadresse des heutigen Ortsteils von Kaisten erscheint ein Sex-Wirrwar – Gemeinde prüft rechtliche Schritte.

Thomas Wehrli
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So friedlich Ittenthal wirkt, so deftig ist der Inhalt auf www.ittenthal.ch.

So friedlich Ittenthal wirkt, so deftig ist der Inhalt auf www.ittenthal.ch.

Thönen/zvg/Fotomontage

Ittenthal ist ein idyllischer Fleck Erde. Am Fusse des Kaistenbergs gelegen, etwas abseits vom grossen Verkehr, lässt es sich im heutigen Ortsteil von Kaisten gut leben.

Alles andere als idyllisch ist dagegen, was einem entgegenflackert, wenn man die Website www.ittenthal.ch aufruft. Es ist ein Wirrwarr von Textbruchstücken, sinnlosen Wortreihen, anzüglichen Fotos und Dating- respektive Sexangeboten. «Frau sucht mann in thusis, unsere heutige...» steht über der Seite in recht zweifelhaftem Deutsch. Weiter unten sucht dann «Frau mann fürs bett graz».

Garniert ist die Seite mit Sach- und Porträtfotos, die zum grossen Teil von anderen Websites geklaut sein dürften. Die ganze Seite wirkt recht handgestrickt und wirr, vielleicht ist sie auch gehackt. Wer über die offizielle Domain-Registrierstelle Switch nach dem Inhaber der Seite fahndet, landet bei einer Privatperson aus Schlangen, einer Gemeinde mit gut 9000 Einwohnern in Nordrhein-Westfalen. Die bei der Registrierung angegebene Strasse kennt Google Maps nicht und vom angegebenen Domainbesitzer ist im Internet weder Telefon- noch Mailadresse zu finden.

Dass ein derartiger Unfug unter dem Brand Ittenthal möglich ist, liegt daran, dass die Gemeindeverantwortlichen die Domain «ittenthal.ch» bei der Fusion von Kaisten und Ittenthal vor gut neun Jahren abgemeldet haben. Kurze Zeit später tauchte der Domainname auf einer Auktionsplattform auf; er war für 2500 Euro zu haben. Zu kaufen war die Domain auch im letzten Jahr noch, wie eine Zeitreise mit der «Waybackmachine» zurück in die Vergangenheit der Website zeigt.

Keine Freude hat man, wenig verwunderlich, bei der Gemeinde Kaisten über den dubiosen Inhalt unter der ehemaligen Gemeindeadresse. Fragen mag man derzeit allerdings nicht beantworten – auch nicht dazu, weshalb man bei der Fusion die Domain abgemeldet und nicht behalten hat. «Wir wurden in diesen Tagen auf denselben Sachverhalt aufmerksam gemacht», beantwortet Gemeindeschreiber Manuel Corpataux Fragen der AZ summarisch. «Wir prüfen nun, welche Massnahmen und Schritte dagegen unternommen werden können. Einzelheiten hierzu kann ich Ihnen aber noch nicht angeben.»

Anders als Kaisten haben Laufenburg und Mettauertal, die beiden weiteren Fusionsgemeinden im Fricktal, die Domainnamen der heutigen Ortsteile behalten. Bei Laufenburg ist dies Sulz, bei Mettauertal sind es Etzgen, Mettau, Oberhofen, Wil und Hottwil.

Zur Homepage verlinkt

Wer www.sulz.ch eingibt, wird auf die Homepage von Laufenburg geleitet. «Es sprachen keine Gründe dafür, die Domain nicht zu behalten», sagt der Laufenburger Stadtschreiber Marco Waser. Eine spätere Nutzung sei mit dem Erhalt der Domain nach wie vor möglich. «Auch wird eine unsachgemässe Verwendung vermieden, welche allenfalls Schaden am Brand ‹Sulz› verursachen könnte.» Eine Domain mit dem Ortsnamen habe in der Regel offiziellen Charakter respektive stelle die Homepage der Gemeinde dar. «Es ist also sinnvoll, sensible Domains vor ‹Missbrauch› zu schützen», findet er.

Verlinkt hat auch die Gemeinde Mettauertal die Domainadressen der fünf heutigen Ortsteile mit der Homepage der Gemeinde. Diese Verlinkung funktioniert aktuell nicht, die Gemeinde will aber «raschmöglichst wieder die ursprüngliche Verlinkung» herstellen, wie Gemeindeschreiber Florian Wunderlin sagt. Auch in Mettauertal war der Schutz vor Unfug mit den Ortsnamen ein Grund, dass man die Domains behalten hat. «Ausserdem sollte auch verhindert werden, dass die Domains später allenfalls zu einem hohen Preis zurückgekauft werden müssen», so Wunderlin.