Das Künstlerinnen-Duo «île flottante» erarbeitet mit Primarschülern Kunstprojekte.
Die grobe Feile, die über Holz schleift, wird zum Geräusch des Boots-Motors. Ein Ziehen am Vorhang zum Wellenklang. Und Kinderlachen wird zum Möwengeschrei. Wer mit geschlossenen Augen zuhört, fühlt sich an einen Strand oder auf ein Boot im Gewitter versetzt.
Die Fünft- und Sechstklässler der Primarschule Burgmatt in Laufenburg arbeiten an ihrem Kunstprojekt: einer Soundinstallation. «Wir brauchen noch prasselnden Regen», ruft ein Schüler, nachdem er sich die bereits erarbeitete Tonspur auf dem Laptop nochmals angehört hat. Ein anderer schlurft in seinen Schulhaus-Finken durch den Raum und versucht den Klang von Schritten am Strand nachzuahmen.
Mittendrin im kreativen Trubel sind Andrea Gsell und Nica Giuliani. Sie koordinieren, helfen, nehmen die Geräusche, welche die Kinder erzeugen, auf. Die beiden Künstlerinnen des Duos «île flottante» haben im Rahmen von «Artists in Residence an Schulen», einem Projekt der Fachstelle Kulturvermittlung des Kantons Aargau, ihren Arbeitsort für sieben Wochen an die Primarschule in Laufenburg verlegt.
Es ist die siebte Residenz, die im Rahmen des Programms seit 2012 durchgeführt wird. Finanziert wird das Projekt durch Beiträge von Kanton und Schulgemeinden sowie der Ernst Göhner Stiftung und der Schneider-WülserStiftung. Sowohl die Schulen als auch die Künstler müssen sich für das Programm bewerben.
«Uns hat es interessiert, die eigene Arbeit in einem anderen Umfeld zu reflektieren», erklärt Nica Giuliani die Motivation. Und Andrea Gsell ergänzt: «Wir arbeiten oft im öffentlichen Raum und holen die Leute an Orten ab, an denen sie es nicht erwarten. Das Setting an der Schule ist ganz ähnlich.»
In Laufenburg erarbeiten Gsell und Giuliani nun an zwei Tagen pro Woche mit vier Klassen – Einschulungs- sowie Fünft- und Sechstklässler – Kunstprojekte. «Jede Klasse hat ihr eigenes Projekt. Das ist eine Premiere in unserem Programm», sagt Projektkoordinatorin Jeannine Hangartner. Zudem findet am Ende eine Projektwoche mit der gesamten Schule statt.
Gemeinsam ist den vier Projekten das Thema. «Wir haben die Schüler auf eine Reise ins offene Meer mitgenommen», so Gsell, «haben ihre Sinne aktiviert und uns mit ihnen auf Ideensuche begeben.» Und viele Ideen gefunden: Neben den Meeres-Klangwelten sucht eine Klasse angespültes «Strandgut» und erfindet Geschichten dazu. Eine andere erschafft eine Unterwasser-Welt mit Wasserpflanzen – Projektionen inklusive. «Die Schüler haben bei der Arbeit an den Projekten gemerkt, dass es nur funktioniert, wenn alle zusammenarbeiten», hat Klassenlehrerin Melissa Steinacher festgestellt. Das zeigt sich auch bei der Arbeit an der Klangwelt. Die Schüler gehen aufeinander ein, arbeiten konstruktiv zusammen und geben sich gegenseitig Inputs. Das Resultat machen sie am Donnerstag, 30. November um 19 Uhr sicht- und hörbar. Dann findet auf dem Schulhausplatz Burgmatt das grosse Meeresfest statt, an dem die Kunstprojekte den Eltern, Grosseltern und allen Interessierten präsentiert werden.