Fasnacht
Das 4. grosse Narrentreffen der Zähringerstädte

Am Wochenende sind fasnächtliche Turbulenzen bei Guggenkonzerten und am Umzug garantiert. In Rheinfelden treffen sich die Narren der alten Städte.

Peter Rombach
Drucken

Das alle drei Jahre stattfindende Narrentreffen der Zähringerstädte ist Ausdruck närrischer Gemeinsamkeiten, aber jeweils auch ein Leuchtturm im fasnächtlichen Alltagsprogramm. Rheinfelden als Gastgeber ist gerüstet. Diesen Samstag startet das närrische Treiben um 17.12 Uhr mit dem Urknall beim alten Zoll, wo auch eine Bühne steht, auf der eine mittelalterliche Theatergruppe und eine Guggenmusik die offizielle Eröffnungszeremonie gestalten.

Nach dem Einschalten der Festbeleuchtung gibt es einen Umzug durch die zur Festmeile umfunktionierte Marktgasse bis zum Albrechtsplatz. Mit der Enthüllung von Frau Fasnacht, die auf einem Podest vor dem Polizeihauptquartier einen neuen Platz gefunden hat, darf das bunte Treiben dann so richtig in die Vollen gehen. Auf vier Bühnen in der Altstadt verteilen sich dann gegen 40 Guggenmusiken, auf dem Zähringerplatz ist ein Rockkonzert mit Polly Duster angesagt. Um 23.12 Uhr bewegt sich schliesslich ein Fackelzug durch die verdunkelte Altstadt. Eine Freinacht gehört übrigens auch zum Zähringer Narrentreffen, an dem über 30 Stände auf der Festmeile die Verpflegung garantieren.

Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche St. Martin beginnt das offizielle Sonntagsprogramm um 9.30 Uhr. Um 11.30 Uhr ist im Innenhof des Rathauses ein Empfang für die Narrendelegationen. Um 14.12 Uhr startet die Narrenparade mit rund 3000 Masken- und Hästrägern sowie Musikformationen in der Fussgängerzone im badischen Rheinfelden, um dann über die alte Rheinbrücke und durch die Festmeile der Zähringerstadt zu ziehen. Dass sich dabei eine ausgelassene Städtlifasnacht entwickelt, bezweifelt niemand.

Geschichtsträchtige Partner

Rheinfelden ist die älteste Zähringerstadt der Schweiz und fördert seit vielen Jahren intensiv die Kontakte zu den ebenfalls geschichtsträchtigen Partnern. Sie zeichnen sich durch Traditionspflege und kulinarische Spezialitäten aus, sodass Rheinfelden den anderen Zähringerstädten auf Augenhöhe begegnen kann.

Burgdorf bringt eine Guggenmusik und einen Umzugswagen mit. Es ist bekannt für seine Beizenfasnacht und die Zähringische Schlossanlage, für Lama-Trekking, Detektiv-Parcours und die Schaukäserei. Als Spezialitäten gelten Burgdorfer Bier, Rösti mit Speck und Emmentaler.

Thun rückt mit einer stattlichen Delegation, bestehend aus 11 Guggenmusiken, sechs Schnitzelbänken und einer Garde an. Legendär sind das Ichüble der Fasnacht und das Monsterkonzert aller Thuner Guggen. Dem Verein der Fasnachtsfreunde gehören 200 Einzelmitglieder und etwa 400 Musikanten als Kollektivmitglieder an. Die vier Fasnachtstage locken alljährlich rund 30000 Narren und Zuschauer an. Sehenswürdig sind die Schlossanlagen und Innenstadt mit dem Rathaus. Zu den Gaumenfreuden zählen Bauernhofteigwaren und Söibluemewy.

FRibourg beteiligt sich mit Cliquen und der Guggenmusik «Les 3 Canards» am Narrentreffen. Die Bolzenfasnacht gehört zu den speziellen Anlässen. Als besondere Sehenswürdigkeit gilt die Kathedrale St. Niklaus. Mit Käsefondue und Bergsuppe werden die Gäste gerne verwöhnt.

Murten schätzt ebenfalls Guggenmusiken und Umzugswagen und versteht sich auch auf Schnitzelbänke. Die Übergabe des Stadtschlüssels und die Zepterübernahme durch das Prinzenpaar sind wichtige Zeremonien. Am Fasnachtssamstag ist Schnitzelbanksoirée angesagt, am Sonntag rollt der Umzug. Die Verurteilung des Füdlibürgers vor dem Narrengericht mit anschliessender Verbrennung und Feuerwerk bringen ein aktionsreiches Finale. Anziehend wirken der Murtensee, Schloss und Altstadt sowie die Rotarybrücke. Nidelkuchen, Speck- oder Flammkuchen, Fisch und Weine wirken verlockend.

Bern schickt insbesondere seine Guggen nach Rheinfelden. Die Einsperrung des Narrenbärs am 11.11. und dessen Befreiung nach einer Jagd durch die Altstadt sorgen für Spannung. Die Fasnachtsvereinigung heisst «Bärner Häxe». Sehens- und erlebenswert sind wohl der Politikbetrieb, Bärengraben und Bundesplatz, aber auch die seit 1983 als Unesco-Weltkulturerbe ausgewiesene Altstadt mit elf Figurenbrunnen aus dem 16. Jahrhundert. Nicht zu übersehen Burg Nydegg mit dem Zähringer-Denkmal. Kulinarisches bietet die Berner Platte. Fasnacht in der heutigen Form gibt es allerdings erst seit 1984.

Villingen zählt im südbadischen Raum zu den Fasnachtshochburgen und bringt alljährlich bis zu 4000 Hästräger auf die Strassen und Gassen. Die Umzugswagenbauer haben immer noch Konjunktur, obwohl die technischen Vorschriften und damit Sicherheitsbestimmungen schärfer wurden. Die Glonkigilde und die Katzenmusik begleiten die Schlüsselübergabe an die Narren. Am Fasnachts-Montag und -Dienstag sind die grossen Umzüge. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören das Münster, das Franziskanermuseum, Konzerthaus und Stadtmauer mit drei gut erhaltenen Toren sowie die Benediktinerkirche mit restaurierter Silbermann-Orgel. Ähnlich wie in Rheinfelden werden die historischen Stadtführungen sehr gepflegt. Villingen hat übrigens den höchstgelegenen Rosengarten Deutschlands.

Freiburg kennt total 38 Fasnachtsgruppierungen. Zum Narrentreffen reisen die Formationen Friburger Glunki, Käsrieber, Sadansbrode und Wetterhexe. Hauptattraktion in der Breisgaumetropole ist das Münster. Eine Besonderheit sind die «Bächle» in der Altstadt, die sich speziell in heissen Sommermonaten für ein kühlendes Fussbad anbieten. Schäufele mit Kartoffelsalat und die Münsterplatzwurst mit viel Zwiebeln geniessen nicht nur Touristen.

St. Peter ist die kleinste Zähringer-Gründung. Narrenzunft oder Fasnachtsgesellschaft sind unbekannt, doch wirbeln vier Laufcliquen, eine Guggenmusik und der Musikverein während der «Fünften Jahreszeit» durchs Schwarzwalddorf mit seiner barocken ehemaligen Klosteranlage. Markant in der Landschaft sind auch die Schwarzwaldhöfe mit ihren alten Mühlen. Rehrücken sowie Pilz- und Kürbisgerichte bescheren Gaumenfreuden.

Neuenburg reiht sich in den Kreis bedeutender Fasnachtsstädte ein. Atemberaubend sind die Sprünge durch ein Feuer am Fasnachtsdienstag, aber auch das traditionelle Scheibenfeuer, mit dem der Winter symbolisch ausgetrieben wird. Die Relikte der Zähringerburg stehen, anziehend auch Münster und Markthallen. Spargel aus dem Markgräflerland, Schlachtplatte oder Forelle locken die Geniesser an.

Bräunlingen hält die Tradition der Fasnachtsbälle noch hoch und ist mit den Aktivitäten von fünf Cliquen zufrieden. Die Schauspielfasnet und der Hexesunntig sind einmalig in der Region Baar. Historische Brunnen und das markante Stadttor erinnern an eine bewegte Vergangenheit. Dank ihrer Löwenbrauerei ist die Stadt auch unter vielen Biertrinkern ein Begriff.

Weilheim hat mit der Fasnacht nicht allzu viel am Hut, zeichnet sich dafür aber durch das Städtlefest und das Kirschblütenfest aus. Der sanierte historische Stadtkern mit Rathaus und Peterskirche ist etwas für Romantiker und jene, die sich ein Bild von erfolgreicher Stadtsanierung machen wollen. Nach einem ausgiebigen Spaziergang muss man sich unbedingt einen «Bätscher» einverleiben, ein pizzaähnliches Gebäck mit Sauerrahm.