Gemeinden und Naturschutzvereine stehen hinter dem Projekt der Salinen, bei Wallbach Salz zu fördern – erwarten aber auch Massnahmen.
Die Schweizer Salinen wollen westlich von Wallbach ein neues Bohrfeld erschliessen (AZ von gestern). Während 30 Jahren sollen im «Nordfeld» an die 7,6 Millionen Tonnen Salz gefördert werden. Damit kann die Versorgung der Schweiz mit Salz für rund 30 Jahre gesichert werden.
Derzeit laufen die Gespräche mit Behörden, Landeigentümern, Naturschützern und Landwirten über Projekt, Leitungsverlauf und Ausgleichsmassnahmen.
Läuft alles nach Plan, liegen die Bau- und Bohrbewilligungen bis in zwei Jahren vor. 2022 wollen die Salinen mit dem Bau der 5,5 Kilometer langen Transportleitung beginnen, ab 2026 soll der erste von insgesamt rund 50 volleyballfeldgrossen Bohrplätzen in Betrieb gehen.
Während sich in Muttenz, wo die Schweizer Salinen ebenfalls ein neues Bohrfeld erschliessen wollen, massiver Widerstand gegen das Projekt formiert hat, bleibt es im Fricktal bislang weitgehend ruhig. Sowohl Behörden wie auch Naturschützer finden das Projekt toll – oder können zumindest mit ihm leben. Dies zeigt eine Umfrage der AZ unter Gemeinden und Naturschützern.
Alle Befragten betonen dabei: Der Dialog mit den Salinen ist gut und verläuft konstruktiv. Geschätzt wird insbesondere, dass die Salinen schon in einem frühen Projektstadium – erstmals 2015 – auf die Betroffenen zugegangen sind, ihnen das Projekt vorgestellt und auch Vorschläge aufgenommen haben.
Einen so massiven Widerstand gegen das Projekt wie in Muttenz erwartet denn auch niemand. Die Geschäftsleitung habe aus den Kommunikationsfehlern in Muttenz gelernt, sagen mehrere Befragte.
Fredy Böni, Gemeindeammann von Möhlin, formuliert es diplomatischer. Die Schweizer Salinen hätten viel aus der Kommunikation gemacht, sagt er am Freitag, also dem Tag, nachdem die Schweizer Salinen das Projekt breit vorgestellt haben. Man habe alle Beteiligten an Bord geholt, lobt Böni.
Er selber wertet das Projekt als «sehr gut» und glaubt nicht, dass sich in Möhlin grosser Widerstand formieren wird. «Ich habe bislang keine negativen Stimmen gehört», sagt er. Wohl auch, weil man sich bewusst ist: «Der Salzabbau hat in der Region einen hohen Stellenwert.» Er sichert nicht nur Arbeitsplätze in den Salinen, sondern sorgt beim Gewerbe auch für Umsätze «im hohen zweistelligen Bereich», wie Geschäftsführer Urs Hofmeier vor den Medien sagte.
Auch Paul Herzog, Gemeindeammann von Wallbach, erwartet aus seinem Dorf keinen grossen Protest gegen das Projekt. Wichtig sei, dass die Salinen die Zusammenarbeit mit Verbänden, Bauern und Landbesitzern suchen. «Das machen sie genau richtig», urteilt er.
Ähnlich sieht es Gisela Taufer, Gemeindepräsidentin von Zeiningen. Sie schätzt, dass die Salinen frühzeitig auf die Gemeinde zugekommen sind und das Projekt im Dialog entwickeln. Auch Taufer erwartet keinen grossen Widerstand im Dorf. Mit den Argumenten, die in Muttenz vorgebracht werden, hat sie zum Teil auch Mühe. «Eine Verschandelung der Natur, wie dies moniert wird, sehe ich bei der Salzgewinnung nicht.» Es sei schade, dass heute viele nur noch an sich selbst denken würden und nicht mehr für das Grosse einstünden.
Begeistert sei er vom Projekt zwar nicht, sagt Markus Kasper, Co-Präsident vom Natur- und Vogelschutz Möhlin. «Aber es ist akzeptabel.» Auch er schätzt den frühen Einbezug und den offenen Dialog. Das sei unter der alten Geschäftsführung noch ganz anders gewesen, windet er Urs Hofmeier und seiner Crew ein Kränzchen. Ziel von Kasper und dem Naturschutzverein ist es, etwas für die Natur herauszuholen, also eine Win-win-situation zu schaffen. Eine solche zeichnet sich auch ab.
Als Beispiel für die Bereitschaft der Salinen, der Natur etwas zurückzugeben, nennt Kasper den neu ins Leben gerufenen Naturfonds Salzgut. Pro Tonne gefördertes Salz will das Unternehmen einen Franken in lokale Natur- und Landschaftsschutzprojekte investieren – über die gesamte Förderzeit sind dies beim Nordfeld 7,6 Millionen Franken.
Profitieren können Institutionen, Verbände und Vereine in den Gemeinden, in denen die Salinen Salz abbauen – im Fricktal also künftig Möhlin, Wallbach und Zeiningen. Kasper verspricht aber auch: «Wir werden ein waches Auge auf das Möhlinerfeld haben.»
Wie Kasper war auch Fabio Keller vom Natur- und Vogelschutzverein Wallbach am Donnerstag an der Infoveranstaltung, welche die Salinen speziell für die Natur- und Umweltorganisationen durchgeführt haben. Die Stimmung sei gut gewesen, sagt er. Die Projektverantwortlichen hätten gut informiert und Inputs auch aufgenommen.
Keller schätzt ebenfalls, dass die Salinen die Ansprechsgruppen an den Tisch holen und sich offen für Vorschläge zeigen. Auch Keller ist dem Projekt gegenüber «grundsätzlich nicht negativ» eingestellt, sieht aber auch, dass eine Mehrbelastung der Flächen und eine Beeinträchtigung der Natur resultieren.
«Für uns ist es wichtig, dass es gleichzeitig eine Aufwertung geben wird und dass Flächen zu Gunsten der Natur gestaltet werden.» Keller sieht im Projekt insofern auch eine Chance.
Genau hinschauen will er bei der Idee, mit dem Bau der Sole-Transportleitung auch gleich Wasserleitungen für die Bewässerung der Felder in den Boden zu verlegen. Hier sieht er als Gefahr eine Intensivierung der Landwirtschaft. Wie Fredy Böni erachtet es auch Keller als wichtig, dass die Schweiz selber Salz gewinnt und nicht aus dem Ausland importiert.
Ein positives Fazit zieht auch Naturschutzbiologe Lukas Merkelbach. «Die Zusammenarbeit ist angenehm, die Gespräche sind offen und wertschöpferisch.» Genau das brauche es, damit das Projekt gut komme.