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Gabriel Kramer will in Innenhöfen von Wohnsiedlungen aufspielen. Dabei geht es ihm nicht um die Gage, sondern vielmehr um die Bühne.
Eines kann Gabriel Kramer schlecht: herumsitzen. Doch genau dazu ist der Fricktaler Künstler und Musiker, der mit verschiedenen Formationen unterwegs ist, derzeit wie andere Musiker verdonnert. Wegen der Coronakrise kann er seit Wochen nicht mehr auftreten – und wird noch Wochen kein Konzert spielen können. «Ich rechne damit, dass ein halbes Jahr ins Wasser fällt», sagt Kramer. Fehlen werden in der Kasse nicht nur diese Einnahmen, sondern auch jene von Folgeauftritten, die jeweils durch die Auftritte zu Stande kommen. «Die Krise trifft uns Künstler hart.»
Das Geld, das fehlt, ist das eine. Die Bühne das andere. Denn eben: Einfach so herumsitzen ist nicht Kramers Ding. Ein Vorhaben, das er schon länger im Auge hatte, hat er in den letzten Wochen bereits umgesetzt: Er hat das alte Pumphaus in Laufenburg in ein Gemälde verwandelt. Nun zieren Szenen aus der Flösserzeit die Fassaden.
Und er hat eine Idee entwickelt, wie er trotz Versammlungsverbot auftreten kann: in den Innenhöfen von Aargauer Wohnsiedlungen. Der Hof-Such-Aufruf tönt bei Kramer dann so: «Falls du einen Innenhof hast, mit ein paar Balkonen, wo schön verteilt das Publikum sozial-distanziert zusehen kann, dann melde dich bei mir.»
Auf die Idee mit den Innenhof-Konzerten kam Kramer im Gespräch mit einem Musikerkollegen. «Andere machen Online-Konzerte. Das funktioniert bei unserer Art von Auftritten aber nicht», erzählt Kramer. «Unsere Programme leben vom Kontakt mit den Leuten.» Dieser sei so zumindest auf Balkon-Distanz möglich.
Einladen kann man alle Formationen, in denen Kramer dabei ist: Mattermania, Trionettli, Hinterwäldler, Dampfbühler oder Wunderkram. «Ich schaue, was sich machen lässt», verspricht er und fügt an: «Wir kommen allenfalls in reduzierter Spezial-Corona-Kleinformation und haben einen Hut dabei– an einer Zwei-Meter-Stange.»
Kramer ist gespannt, wie der Aufruf ankommt. «Am liebsten wäre mir, die Leute kommen mit konkreten Wünschen zu Datum, Zeit und Programm auf mich zu.» Anfragen nimmt er unter mattermania@gmx.ch oder telefonisch unter 062/892'17'54 entgegen.
Natürlich wäre es dann auch schön, die Gastgeber würden «gehörig Werbung in ihren Siedlungen machen, damit die Logenplätze auf den Balkonen dann auch gut besetzt sind.» Kramer stellt sich vor, jeweils «so etwa eine Stunde» aufzuspielen. «Verlängerung ist natürlich möglich.»
Eine Gage will er für seine Auftritte nicht verlangen. «Es soll eine Win-win-Situation sein», sagt er. Die Leute kommen in den Genuss eines Konzerts, er in den eines Auftritts. «Aber natürlich freuen wir uns, wenn jemand einen Obolus in den Hut wirft.» Denn schliesslich: «Die Kunst ist unser Leben.»