Frick
Bis zu 40 Prozent weniger Umsatz für Aargauer Souvenirshop: «Es ist ein Jahr zum Vergessen»

Keine Herbstmesse, keine Märkte. Claudio Meier hat für 2020 nur ein Wort: Horrorjahr.

Thomas Wehrli
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Thomas Wehrli

Jetzt auch noch Frick. Die Liste der Märkte und Messen, die in diesem Jahr Corona-bedingt abgesagt werden, wird immer länger. Claudio Meier kramt seinen Marktkalender unter dem Tresen seines Souvenirshops Cameleon in der Rheinfelder Altstadt hervor, blättert das Jahr durch. Zwölf Märkte, an denen er mit seinen Geschenkartikeln und Duftkerzen teilnehmen wollte, wurden bereits abgesagt. Sechs sind bis Ende Jahr noch offen. Doch Meier macht sich keine Illusionen. «Mindestens drei werden sicher noch abgesagt.»

Frick hat seinen Markt vom 10. August gestern Dienstag gecancelt. Der Gemeinderat begründet den Entscheid mit den Abstands- und Hygienevorschriften sowie der Rückverfolgbarkeit, die nicht sichergestellt werden könnten.

Für Claudio Meier kommt der Entscheid nur Tage nach dem «wahr gewordenen Worst Case», wie er sagt. Denn Anfang Juli wurde die Basler Herbstmesse abgesagt. «Das ist für mich ganz schlimm», sagt er und rechnet vor: «In den drei Messe-Wochen mache ich jeweils so viel Umsatz wie in drei Monaten im Laden.» Die Waren, die er für die Märkte und die Messe bestellt hatte, konnte er «zum Glück grösstenteils stornieren».

Ein älterer Herr betritt den Shop, schaut sich kurz um, geht wieder. «Es ist ein Jahr zum Vergessen», bilanziert Meier, schüttelt den Kopf. «Ein Katastrophenjahr.» Mit 30 bis 40 Prozent weniger Umsatz rechnet er im 2020 gegenüber dem Vorjahr. Zwar wurde er vom Staat für die Zeit, in der er den Laden geschlossen lassen musste, f­inanziell unterstützt und erlebte die Hilfe als unbürokratisch. «Aber das Loch in der Kasse ist dennoch gross.» Er komme nur über die Runden, weil er einfach lebe und auf Ferien sowie Ausgang verzichte. Meier hofft zudem, dass ihm der Vermieter seines Ladens die Miete für Lockdown-Monate erlässt.

Um einen Teil der Einbussen wieder reinzuholen, hat Meier seinen Laden neu auch über Mittag offen. Ob sich das lohnt, kann er noch nicht sagen. «Bislang sind noch nicht sehr viele Touristen in der Stadt unterwegs», hat er beobachtet. Er hofft, dass sich das in der Ferienzeit ändert. «Wenn die Schweizer wirklich im eigenen Land Ferien machen, könnte davon auch Rheinfelden profitieren.» Eine Prognose? «Die wage ich nicht.»

Auch nicht, ob sein «Kind», wie er den Rheinfelder Flohmarkt, den er seit 15 Jahren mit seiner Schwester organisiert, nennt, am 12. September stattfinden kann. «Der Entscheid ist noch nicht gefallen.» Er sei mit der Stadt in Kontakt. Seiner Stimme hört man an: Allzu optimistisch ist er nicht, dass der grosse Flohmi nicht auch dem Coronavirus zum Opfer fällt. Das wäre der nächste finanzielle Doppelschlag. Zum einen würden die Einnahmen in der Kasse fehlen, zum anderen hat er schon Ausgaben gehabt. Meier bleibt dennoch gelassen. «Mich zu ärgern, bringt nichts. Ändern kann ich es ja doch nicht.»

Hoffen auf die ­Weihnachtsmärkte

Auch nicht, ob die Weihnachtsmärkte, «der letzte Lichtblick in diesem Jahr», stattfinden werden. Erste Weihnachtsmärkte wurden bereits abgesagt. Bei jenen, an denen er jeweils teilnimmt, ist der Entscheid noch nicht gefallen.

Finden sie statt, ist das für Meier «das schönste Weihnachtsgeschenk». Einen zweiten grossen (Weihnachts-)Wunsch hat der 54-Jährige: «Dass es zu keiner zweiten Coronawelle kommt. Diese würden viele Geschäfte nicht überleben.»

Aber selbst dann will Meier auf jeden Fall weitermachen. «Es ist mein Leben.»