Startseite
Aargau
Fricktal
Annie Deiss veröffentlicht ihr Buch «Damals in Herznach und Ueken». Entstanden ist ein Werk mit 370 Seiten mit Erinnerungen und Lebensbildern, reich illustriert mit über 700 historischen Fotos.
Annie Deiss-Schmid, das sechste von zwölf Kindern, fasste vor einigen Jahren Erinnerungen und Erlebnisse ihrer Mutter schriftlich zusammen. Es waren dann ihre eigenen drei Kinder, die nicht nur Gefallen an diesen Lebensgeschichten fanden, sondern sie auch ermunterten, die Interviews mit anderen Leuten weiterzuführen.
«Ursprünglich wollte ich nur Schmunzelgeschichten sammeln», sagt Annie Deiss. Doch sie merkte bald, dass in den Gesprächen mit den älteren Leuten, die über grosse Lebenserfahrung verfügen, mehr steckt. So kamen einmalige Lebensgeschichten zusammen. Von den anfänglichen Einzelinterviews wechselte Deiss zu Gruppengesprächen. «Die Leute stachelten sich so gegenseitig an», sagt Deiss.
Während vier Jahren traf sie mehrheitlich ältere Personen, aber auch Jüngere zu solchen Gesprächen. Der Jüngste zählte 56 Jahre, die Älteste 103 Jahre. Die Autorin besuchte verschiedene Altersheime, um Leute mit Bezügen zum Staffeleggtal ihre Geschichte und Geschichten erzählen zu lassen. Es war höchste Zeit dazu, denn von den 103 Interviewten sind in der Zwischenzeit deren zehn bereits verstorben.
Deiss gewann mit ihrem Buchprojekt rasch das Vertrauen, sodass die Interviewpartner nicht nur aus ihrem reichen Leben erzählten, sondern auch ihre Familienfotoalben öffneten. So findet man einzigartige Fotodokumente, welche die Erlebnisberichte und die damalige Situation lebensnah illustrieren. Notabene eine unglaubliche Zahl von Lebensgeschichten, welche die damaligen Umstände schildern, kamen auf 370 Seiten zusammen. Das Buch ist in 20 Kapitel gegliedert, in denen die Geschichten zusammengefasst sind. Vom «Chornhansli», über Familien- zu persönlichen Erlebnissen aus der Kriegszeit bis zum Kleinbauernstand, der im Buch den Schwerpunkt bildet.
«Wenn als Frecktaler kei Räbe hesch, denn verlompisch» war eine gängige Redewendung. Doch der Falsche Mehltau und Anfang des 20. Jahrhunderts die Reblaus zerstörten die wirtschaftlichen Hoffnungen, die in den Rebbau gesetzt wurden. Wohl wirtschaftlich etwas erfolgreicher, wenn auch auf recht bescheidenem Niveau, war der Kirschenanbau. Doch auch hier zeigte die Natur mit ihren Wetterkapriolen zuweilen Grenzen auf. Die Bauern hatten mit vielerlei Unbill zu rechnen. So beispielsweise mit dem Kartoffelkäfer, der 1938 schweizweit erstmals auf dem Kornberg gesichtet wurde. Oder die Maikäfer, die von Schulkindern in aller Frühe eingesammelt werden mussten.
Mit Feingefühl für die Beteiligten hat Deiss Geschichten aufgezeichnet und Fotos zusammengetragen. Entstanden ist ein Stück Lokalgeschichte, das noch nicht so weit zurückliegt, aber dennoch in der schnelllebigen Zeit schon bald in Vergessenheit zu geraten droht. Die Autorin hat Hunderte von Stunden aufgewendet, aus Begeisterung für ihr dörfliches Umfeld, in dem sie sich daheim fühlt.