Rheinfelden
Autofahrer verstehen Handzeichen nicht - Verkehrsdienstler leben gefährlich

Auf neuralgischen Kreuzungen kann es immer passieren, dass die Signalanlage streikt oder ein Unfall für Behinderungen sorgt. Dann wird meistens der Verkehrsdienst von Feuerwehren aufgeboten. Bei den Aktiven müssen diverse Handzeichen «sitzen»

Peter Rombach
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Deshalb ist konsequentes Üben erforderlich, um auch «kitzelige» Situationen inmitten eines Autostroms meistern zu können. Ein Problem existiert aus Sicht der Feuerwehrleute: Viele Autofahrer verstehen die Handzeichen nicht mehr.

Wie wichtig gemeinsame Ausbildung ist, zeigt die Tatsache, dass jährlich zwei regionale Übungen für die Verkehrsdienste ablaufen. Die Feuerwehren Magden-Olsberg, Möhlin, Wabrig und Unteres Fischingertal hatten ihre Spezialisten am Montagabend nach Rheinfelden geschickt: Als Übungsbereiche stehen diesmal Kohlplatz-, Ochsen- und Coop-Kreuzung im Mittelpunkt, wo selbst nach 19 Uhr noch reger Autoverkehr herrscht.

Dass dreissig Leute an dem Kurs teilnehmen, freut Stephan Bürgin aus Möhlin, Gesamtverantwortlicher für Verkehr in der Region. «Eine schöne Zahl», stellt er fest. Er legt deshalb grossen Wert auf solide Ausbildung, weil die Kameradinnen und Kameraden bei der Verkehrslenkung mitunter gefährlich leben. Denn es kann vorkommen, dass der Hänger eines Lastwagens beim Abbiegen ausschert oder dass Autofahrer die Handsignale einfach ignorieren. «Manchmal hilft nur ein Sprung zur Seite, doch glücklicherweise ist bislang noch nichts passiert.» Mit Unvernunft sei halt stets zu rechnen.

Dass ein Unfallrisiko besteht, weil viele Verkehrsteilnehmer die grundlegenden Handzeichen nicht mehr kennen und unsicher werden, beziehungsweise einfach auf die Kreuzung fahren, obwohl eine andere Verkehrsachse rollt, weiss auch René Wiederkehr, Fachdienstleiter Führungsunterstützung und Medienoffizier in der Feuerwehr Rheinfelden. «Häufig stellen wir fest, dass gerade Verkehrsteilnehmer aus dem angrenzenden Ausland mit der Situation bei einer aktiven Verkehrsregelung völlig überfordert sind.»

Aus Sicht von Marco Bischoff, Leiter Verkehrsdienst Rheinfelden, fehlt den Autofahrern oft die Routine, wenn der Verkehr von Hand geregelt wird. Unmissverständlich macht er klar, wenn Feuerwehrleute beispielsweise nach Unfällen auf einer Kreuzung oder anderen Strasse stehen: «Wir sind der Chef, selbst wenn Signalanlagen noch blinken.» Folglich kommt den Handzeichen eine übergeordnete Bedeutung zu.

Nach dem Zufallsprinzip wählte die Aargauer Zeitung zwei Rheinfelder Fahrschulen aus, weil es interessierte, ob Wissen über die Bedeutung der Handzeichen vermittelt wird. Paul Unold bestätigt, dass in der Theorie darauf eingegangen werde und das Thema auch Prüfungsfrage sein könne. Für Fahrlehrer Drazen Swany gilt ebenfalls, den Fahranwärtern im theoretischen Unterricht die Handzeichen näherzubringen, weil er sie im Verkehrsalltag für wichtig hält.