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Zirkusdirektorin Verena Nock sehnt sich dem Schlussapplaus einer gelungenen Premiere entgegen.
Es riecht nach Sägemehl. Der rote Teppich, der in die Manege führt, ist ausgerollt. Dort steht eine Handvoll Artisten, die in die Höhe blicken. Direkt unter der Zirkuskuppe – etwa zwölf Meter über dem Boden – kraxelt ein Mann über die dünnen Gitterstäbe des Metallgerüsts, um die Sicherungsseile für die mongolische Schleudertruppe zu befestigen.
Zirkusdirektorin Verena Nock, 43, schaut zur Manege und sagt: «Es ist eine unglaubliche Bürokratie gewesen, bis wir die Truppe zu uns holen konnten.» Visa, Dokumente und Flugtickets mussten für die elf Mann starke Truppe organisiert werden. «Das sind die nervigen Dinge des Zirkus-Daseins», sagt Verena Nock und schiebt nach, dass alleine die Aus-, An-, und Einreise so viel wie ein Kleinwagen gekostet hat.
Die letzten Artisten sind kürzlich eingetroffen und bereiten sich akribisch auf die Premiere am nächsten Samstag vor. «Ich fiebere dem ersten Auftritt entgegen, bin aber auch wahnsinnig angespannt», sagt Verena Nock. Denn ihr Anspruch ist alles andere als gering: eine Verschmelzung von Choreografien, musikalischer Untermalung und Lichteffekten zu einer runden Show. «Nach einer gelungenen Premiere und dem Schlussapplaus werde ich fünf Kilogramm leichter sein», sagt Verena Nock und fügt hinzu: «Wenn in der Generalprobe zwei oder drei Dinge nicht gelingen, ist das ein gutes Zeichen. Wir vom Zirkus sind ja immer ein wenig abergläubisch.»
Besonders schätzt Nock das familiäre Klima, das unter den Mitgliedern und Artisten aus fremden Kulturen herrscht. «Alle sprechen sich mit dem Vornamen an und tragen Sorge zueinander», sagt sie. So auch vor zwei Tagen, als der Boiler eines Zirkus-Mitglieds in seinem Standwagen explodierte. «Wir haben ihm sofort ein Hotelzimmer organisiert und am Tag danach einen Ersatzwagen zur Verfügung gestellt», sagt Nock.
Bereits jetzt sind Verena Nock und ihre Schwestern auf der Suche nach Artisten für die Saison 2018. Bis zum Sommer muss das Programm stehen. «Unter den Vorgaben eines begrenzten Budgets ist das immer ein grosser Druck», sagt Verena Nock. Subventionen gibt es keine, da der Circus Nock weder in die Kategorie Kultur noch in jene der Kunstschaffenden fällt.
Dies stösst Verena Nock sauer auf: «Meine Schwestern und ich führen den Zirkus bereits in siebter Generation, und wir gehen in die 157. Saison. Wir sind definitiv ein Kulturgut.» Immerhin: Die modernen sozialen Medien wie Facebook und Whatsapp haben die Kosten für die Kommunikation mit den angeheuerten Artisten, die meist quer über die Welt verteilt sind, gesenkt. Und auch Youtube hat die Suche nach neuen Artisten erleichtert.
Auch wenn es zuweilen vor der Premiere sehr hektisch zugeht und Verena Nock unter Hochspannung steht, möchte sie das Zirkus-Dasein auch nach all den Jahren nicht missen, denn: «Meine Liebe zum Zirkus ist nach wie vor sehr gross», sagt sie.