Kunstgeschichte
Auf Spurensuche in Laufenburg

Seit gut sechs Jahren arbeiten Edith Hunziker und Susanne Ritter-Lutz am Laufenburger Kunstdenkmäler-Band. Eine Zwischenbilanz.

Thomas Wehrli
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Susanne Ritter-Lutz (links) und Edith Hunziker arbeiten derzeit am Kunstdenkmäler-Band über den Bezirk Laufenburg. twe

Susanne Ritter-Lutz (links) und Edith Hunziker arbeiten derzeit am Kunstdenkmäler-Band über den Bezirk Laufenburg. twe

Thomas Wehrli

Es ist eine Art Riesenpuzzle, das die beiden Kunsthistorikerinnen Edith Hunziker und Susanne Ritter-Lutz seit gut sechseinhalb Jahren zusammensetzen. Teil für Teil suchen sie die Puzzlestücke im Bezirk Laufenburg zusammen, beäugen sie, lange und genau, prüfen sie akribisch, fragen nach, ordnen zu und setzen sie ins Puzzle ein.

Noch ist dieses Puzzle erst in Umrissen erkennbar, zumindest für die Aussenwelt, doch in gut einem Jahr, genauer: im Spätherbst 2019, wird das Puzzle für alle sichtbar sein. Dann wird ein weiterer Band der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK), jener über die Kunstdenkmäler im Bezirk Laufenburg, erscheinen. Es wird der insgesamt 136. Band sein und der 10. über den Aargau; am 11., jenem über einen Teil des Bezirks Zurzach, arbeiten die beiden Kunsthistorikerinnen parallel zum Laufenburger Band bereits.

«Es ist viel Detektivarbeit», umschreibt Hunziker ihre Forschung. Gut, einige Fakten liegen vor, sind relativ einfach greifbar. Die meisten Fakten aber, die sie im rund 480 Seiten starken Buch beschreiben, haben sie selber zusammengetragen. «Wir schreiben nicht aus vorhandenen Ortsgeschichten ab, sondern erforschen alles neu.» Dies vorab aus zwei Gründen: Zum einen wurden in Ortsgeschichten oftmals Vermutungen angestellt, diese aber nicht als solche deklariert. Zum anderen sehen die Richtlinien der GSK vor, dass sämtliche Quellen im Original konsultiert sein müssen.

Dies ist gar nicht immer so einfach, erzählt Ritter. «Oft muss man sich erst in die Sprache, wie sie zu einer bestimmten Zeit an einem Ort gesprochen wurde, einarbeiten.» Das Deutsch von damals als Fremdsprache von heute.

Die Quellenarbeit ist das A und O für das Buch. «Es ist zentral, dass wir unsere Arbeit richtig und gewissenhaft machen», sagt Hunziker. Denn wenn ein Band erst einmal erschienen ist, passiert in dieser Region forschungsmässig lange nicht mehr viel. Dies zeigt auch ein Blick auf die Aargauer Bände: Der erste Band, jener über die Bezirke Aarau, Kulm und Zofingen, erschien 1948.

Unerforschtes Laufenburg

18 Gemeinden umfasst der Bezirk Laufenburg. Mit Abstand am meisten Arbeit machte den beiden Kunsthistorikerinnen die Stadt Laufenburg. «Die Altstadt war praktisch unerforscht», sagt Ritter. Das hat einen einfachen Grund: Während die Altstädte unter Denkmalschutz stehen und Kommissionen dafür sorgen, dass kein baulicher Wildwuchs entsteht, ist dies auf dem Land nicht der Fall. «Die Gemeinden stehen damit stärker unter Baudruck», sagt Hunziker. Deshalb habe man beim Bauinventar zuerst auf die Gemeinden fokussiert. «Wir haben nun versucht, diesen Rückstand in der Erforschung aufzuholen.» Dazu suchten die beiden die meisten Altstadthäuser selber auf, schauten sich die Konstruktionen an und liessen zum Teil auch das Holzalter bestimmen.

Viel Zeit verbrachten Hunziker und Ritter in Archiven. Hier arbeiteten sie mit den Quellen, hier fanden sie, wenn man so will, die Puzzle-Teile, die noch fehlten. Solche Teile entdeckten sie in Pfarr- und Gemeindearchiven ebenso wie im Generallandesarchiv in Karlsruhe oder im alten bischöflichen Archiv in Pruntrut. «Diese Arbeit ist ungeheuer spannend», sagt Hunziker, die wie ihre Kollegin an der Arbeit eines besonders schätzt: «Wir sind Generalistinnen und müssen uns in verschiedenen Disziplinen auskennen.»

Allein für Laufenburg wendeten Ritter und Hunziker rund zwei Jahre aus; dem Bezirkshauptort widmen sie rund einen Drittel des Buches. Aufgeteilt haben die beiden Autorinnen die Arbeit – bis auf Laufenburg – nach Gemeinden. Jede betreute dabei zwei der vier «kunsthistorischen Highlights», wie sie die Pfarrkirchen in Mettau, Frick, Laufenburg und Herznach nennen.

In Herznach machten Hunziker und Ritter auch die grösste kunsthistorische Entdeckung: «Hinter dem Hochaltar kamen Fresken zum Vorschein», erzählt Hunziker. Diese dürften wie die anderen Fresken vom Schweizer Maler Francesco Antonio Giorgioli stammen.

Abgabe in einem Monat

Sämtliche Texte stehen, sie wurden auch bereits von der Redaktionskommission wissenschaftlich geprüft. Derzeit werden letzte Fotos gemacht und Karten gezeichnet «Am 18. Oktober fahren wir mit dem Stick nach Bern und geben die Daten ab», erzählt Ritter. Dann beginnt die rund einjährige Umsetzungsphase.

Im Spätherbst 2019, fast acht Jahre nach Forschungsstart, werden Hunziker und Ritter das Ergebnis druckfrisch in Händen halten. Ein besonderer Moment. Für die beiden Kunsthistorikerinnen, für das Fricktal.