Laufenburg
Ade, erster Burgschreiber: Er hat viel erlebt und viel notiert

Offenen Auges ist Markus Manfred Jung durchs Städtle gegangen. Beidseits des Rheins hat er genau beobachtet. Was der Burgschreiber notierte, so sagte er bei der Abschlussveranstaltung in der Laufenburger Stadtbücherei, würde für vier Bücher reichen.

Markus Baier
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Autor Markus Manfred Jung (links), sein Liedermacher-Freund Uli Führe und Initiatorin Petra Gabriel bei der Verabschiedung des Burgschreibers.

Autor Markus Manfred Jung (links), sein Liedermacher-Freund Uli Führe und Initiatorin Petra Gabriel bei der Verabschiedung des Burgschreibers.

Picasa;Jürgen Scharf;

Bemerkenswertes und Merkwürdiges schrieb Markus Manfred Jung auf. «Merkwürdig» meint hier ganz im Sinne Johann Peter Hebels mitgeteilte Sachverhalte, die «des Merkens würdig» sind. In der dreimonatigen Burgschreiber-Zeit hat Markus Manfred Jung an dem Text «Aufbruch» weitergeschrieben und mit Auszügen aus seinem Tagebuch einer Schweiz-Wanderung kombiniert. Vor dem zahlreichen Publikum, auch aus der Schweiz, las er Passagen aus «Ankommen», ein längerer Text, den er teilweise schon in den sechs vorigen Lesungen vorgestellt hat.

Graffiti und «Klein-Amerika»

Jung ist viel aufgefallen an den beiden Laufenburg, sein Verständnis für die Doppelstadt sei gewachsen. Ins Auge stach ihm Graffiti auf dem Turm der Burgruine; entstanden ist der satirische Text «Burgschriiber», den er zu einem fiktiven Gespräch zwischen zwei Philosophen ausgearbeitet hat. Auch beim Hans-Thoma-Blick machte er Beobachtungen hinsichtlich der Leibstadt-Schwaden über der Heilig-Geist-Kirche.

Natürlich gab auch der Laufenpark viel Stoff. «Klein-Amerika» nennt Jung das Einkaufszentrum, er zählte die Nummernschildern Schweizer Autos und die Geschäfte auf, während die Innenstädte beider Laufenburg zu Schlafstädten mutieren würden. Über den Stau machte er sich auch Gedanken und fand eine originelle Steigerungsform: «lang, saulang, chaibe sau lang».

Das Thema Stau weitete der Dichter auf die Altstädte aus, wo er vor allem im Schweizer Laufenburg viele esoterische Läden mit Hinweis auf Heiler und Druiden fand. Jung war auch im Wald und sah dort vor lauter kuriosen Schildern die Bäume nicht mehr: «Schildbürger in Schilda sind wir geworden.» Und er fragte sich: Was wäre Laufenburg heute, wenn das grandiose Naturschauspiel Laufen noch hier wäre?

Es scheint, Markus Manfred Jung ist in den 13 Wochen in Laufenburg angekommen. Und er konnte Freundschaften von früher in Laufenburg vertiefen. Eine besondere Freundschaft pflegt er mit dem Liedermacher, Komponisten und Stimmbildner Uli Führe («ein Glücksfall»). Führe hatte an dem Abend Zeit und konnte spontan drei Lieder beisteuern. Zum Jung-Text «Die Schweiz», jodelte er, was sicher auch der anwesenden Regierungsrätin Franziska Roth, dem Laufenburger Ammann Herbert Weiss und den zwei Paten gefallen haben dürfte.

Bürgermeister Ulrich Krieger zeigte sich zufrieden mit der Premiere. Jung habe die zentrale Botschaft Mundart hervorragend herübergebracht. Wichtig sei für die Stadt gewesen, die Lücke zur Literatur, die bisher nicht sehr präsent war, zu schliessen. Auch Petra Gabriel, Mitorganisatorin, die in diesem Jahr ihr 20-Jähriges als Schriftstellerin feiert, meinte, mit diesem Burgschreiber-Posten machen die Städte «praktiziertes Europa».