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Freiamt
Berufsbildungszentren sollen besser ausgelastet werden. Der Regierung schwebt deshalb Kompetenzzentren vor. Vorstandspräsident und Rektor glauben an die Zukunft des Freiämter Berufsbildungszentrums.
Am Freitag hat der Regierungsrat das Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II in die Anhörung geschickt. Es liegen drei Varianten – Alpha, Beta, Gamma – für eine bessere Auslastung der Berufsfachschule und die Bildung von beruflichen Kompetenzzentren vor. Je nachdem, welche Variante im Herbst gewählt wird, könnte auch dem Berufsbildungszentrum Freiamt (bbz) die Schliessung drohen.
Für Rektor Philippe Elsener war der Bericht eine böse Überraschung: «Ich bin aus allen Wolken gefallen. Aus den Vorgesprächen und den bisherigen Äusserungen der Regierung zum Thema war es für mich ausgeschlossen, dass eine Schliessung des bbz in Erwägung gezogen werden könnte.»
Das Standortkonzept für die Berufsschulen ist 14 Jahre alt. In dieser Zeit hat sich viel verändert. Alte Berufe sind verschwunden, neue sind gekommen. Die Regierung will das verzettelte Berufsbildungsangebot konzentrieren und damit Synergien nutzen und Kosten sparen. Laut Anhörungsbericht stehen zurzeit rund 75 Unterrichtsräume leer. Das neue Konzept soll wiederum rund 15 Jahre Bestand haben. Angestrebt wird eine möglichst optimale Konzentration von verwandten Berufsgruppen. Wenn möglich sollen dabei auch die verschiedenen Niveaus – von der Attestlehre bis zur Berufsmatur – zusammengefasst werden. Der Anhörungsbericht zeigt drei mögliche Varianten auf: Alpha, Beta und Gamma. Bei den beiden am besten bewerteten Varianten Alpha und Beta bliebe der Berufsschulstandort Wohlen bzw. Freiamt erhalten, bei Gamma würde er aufgehoben. Die für Wohlen günstigste Variante wäre Alpha mit einem Kompetenzzentrum für kaufmännische Berufe. (to)
Vor den Kopf gestossen war auch Paul Huwiler, Wohler Vizeammann und Präsident des bbz-Schulvorstandes: «Wir mussten davon ausgehen, dass wir Berufsgruppen verlieren könnten oder, im schlimmsten Fall, Abteilungen schliessen müssen. Dass der Regierungsrat eine Variante präsentiert, mit der die Existenz unserer Schule auf dem Spiel steht, damit war nicht zu rechnen.»
Die Situation sei für die Abteilung Gewerbe und Technik, die in allen drei Szenarien geschlossen wird, extrem schwierig. «Es ist wichtig, dass die betroffenen Lehrpersonen die volle Unterstützung der Schulleitung spüren.
Rolf Maurer, Leiter Abteilung Gewerbe und Technik, und ich werden uns mit allen Kräften für sie einsetzen, sagt Philippe Elsener. Anders sieht die Situation für das KV aus. Nach dem ersten Schock ist bei Elsener und Huwiler bereits wieder viel Zuversicht vorhanden: «Wenn wir die drei Varianten analysieren, dann haben wir keineswegs schlechte Karten», sagt der Rektor. Die Existenz des bbz werde lediglich mit der Variante Gamma infrage gestellt.
Das ist für Paul Huwiler die Lösung, deren Realisierung er als am wenigsten wahrscheinlich erachtet: «Die Gesundheitsberufe würden aufgesplittet statt in einem Kompetenzzentrum vereint, die Wirtschaftlichkeit ist schlecht und auch auf die Regionen wird kaum Rücksicht genommen.»
Für Philippe Elsener stellt sich die Frage, weshalb es nicht möglich sein soll, die Wirtschaftsmittelschule (WMS) in die KVs zu integrieren: «Die WMS ist keine gymnasiale Bildung. Bei den Kaufmännischen Berufsschulen wären sie richtig aufgehoben. Immerhin bieten wir mit KV und Berufsmatur den gleichen Abschluss wie die WMS.» Diesen Entscheid müsse der Kanton überdenken. Falls dies nicht geschehe, müsste laut Elsener und Huwiler klargemacht werden, dass Gamma eine Scheinvariante ist, bei der fast alle verlieren.
Obwohl Elsener und Huwiler aufgrund der vorliegenden Varianten die Zukunft des bbz optimistisch beurteilen, gibt es keinen Grund, sich zurückzulehnen. «Wir werden an die Freiämter Grossräte, Gemeindeammänner, Gewerbe- und Industrie- und Regionalplanungsverbände, Lehrbetriebe sowie andere betroffene Kreise herantreten und sie umfassend informieren. Wir erwarten, dass sich so eine breite Basis bildet, die sich für den Weiterbestand des bbz Freiamt einsetzt.» Sie seien für notwendige Veränderungen offen und würden deren Umsetzung auch mittragen. Aber es dürfen nicht passieren, dass auf der Karte der Aargauer Berufsbildungsstandorte im Südosten plötzlich ein weisser Fleck auftauche.
Zur Frage, wie weit die Diskussion um das bbz die Schulraumplanung in Wohlen beeinflusse, sagt Paul Huwiler: «Die laufende Anhörung spielt sicher mit, aber sie führt nicht zu einem vorläufigen Stopp. Wir behalten das bbz im Hinterkopf, planen aber dennoch weiter. Das auch unter dem Aspekt, dass wir die Zukunft des Berufsbildungszentrums positiv sehen.