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Der Gasthof Ochsen geht nach über 400 Jahren endgültig zu. Die nötigen Gebäude-Investitionen können aus dem Wirteertrag nicht gestemmt werden. Eine Investorengruppe will jetzt Wohnungen bauen.
Das Ende war abzusehen: «Der Investitionsbedarf in diesem Gebäude ist mittlerweile derart gross, dass eine Sanierung mit dem Ertrag aus der Wirtetätigkeit nicht finanzierbar ist», erklärt Kurt Stalder.
Diese Woche hat er endgültig den Schlussstrich gezogen: «Das Restaurant ist an eine Investorengruppe verkauft. An seiner Stelle wird es Wohnungen geben. Das ist lukrativer als Wirten», sagt Stalder, der das traditionsreiche Restaurant im Mai 2005 von seinen Eltern Leonie und Walter übernommen hat. Damals vorerst noch zusammen mit seinem Bruder Walter, der jedoch nach kurzer Zeit wieder aus dem Betrieb ausstieg.
Älteste Taverne im Dorf
Die Anfänge des stattlichen Gebäudes an der exponierten Lage am Sarmenstorfer Kreuzrain gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Pater Martin Baur hat in der 1941 verfassten «Geschichte von Sarmenstorf» die erste urkundliche Erwähnung mit 1606 angegeben.
Der «Ochsen» war laut Baur noch vor den Gasthöfen Adler und Wilden Mann betrieben worden und seiner Ansicht nach die erste Taverne im Dorf. Anfänglich wirtete dort Untervogt Hans Jakob Keller, später ging das Gasthaus mit Gästezimmern und Pferdestallungen an seinen Schwiegersohn über.
Im Sarmenstorfer Buch gibt es nicht weniger als 68 Einträge zu dieser Dorfwirtschaft. Unter anderem ist dort auch nachzulesen, dass sich die Pfarrherren der Umgebung mehrmals darüber beklagt hätten, dass im 1897 erbauten Theatersaal zu viele Tanzveranstaltungen stattfänden, was dem sittlichen Leben der Jugend nicht eben förderlich sei.
Kegelbahn weitherum bekannt
1962 begann im «Ochsen» die Dynastie Stalder. Alfred Stalder betrieb vorerst noch eine Schuhmacherei. Auch eine Bäckerei war im Erdgeschoss des Restaurants eingerichtet und in der Scheune wurde im Herbst jeweils eine Mosterei betrieben. Walter und Leonie Stalder, die den Betrieb in den 60er-Jahren bald übernahmen, investierten in eine Bar und eine moderne Kegelbahn.
Damit wurde der «Ochsen» auch überregional bekannt und zog viele Gäste an. Legendär sind auch die Theaterabende und die Fasnachtsanlässe im «Ochsen»-Saal, die jährliche Metzgete galt als eine der besten im ganzen Freiamt.
Am 20. Juni 1986 wurden Bar und Kegelbahn vom Erusbach verwüstet. Er war über das Ufer getreten und mitten durch den «Ochsen» geflossen. Es entstand ein riesiger Schaden, der nicht vollends von der Versicherung gedeckt war.
Familie Stalder erholte sich von diesem Schicksalsschlag. Die Veränderungen in der klassischen Gastronomie hinterliessen aber zunehmend ihre Spuren. «Ein so grosser Betrieb lässt sich heute einfach nicht mehr wirtschaftlich führen», sagt Kurt Stalder, der letzte «Ochsen»-Wirt nach 400 Jahren.
Wohnungen statt Wirtsstube: Traditionsbetriebe verschwinden
Der Boniswiler «Ochsen», die traditionsreiche Beiz in der Nähe der Kreuzung von Seetaler- und Leutwilerstrasse, ist seit langem geschlossen; nun schlägt ihr letztes Stündlein. Die Abrissbagger sind aufgefahren und machen die Liegenschaft in diesen Tagen bodeneben.
«Der Abbruch erfolgt aus Sicherheitsgründen», sagt Frank Balmer als Sprecher der Grundeigentümerin, der Alte Mühle Boniswil AG. Das Haus sei in einem derart desolaten Zustand gewesen, dass lose Ziegel und schräge Mauern zu einem Gefahrenherd geworden wären: «Wir wollten nicht, dass hier noch etwas passiert», so Balmer.
Für das gesamte Dreieck zwischen dem neuen und alten SBB-Trassee existiert ein gültiger Gestaltungsplan und für die Überbauung ein Vorprojekt. Dieses befriedigt die Bauherren nicht ganz und wird modifiziert. Balmer: «Dazu brauchen wir aber klare Grenzen, etwa durch die Sanierung der Seetalstrasse. Wir selbst setzen uns zeitlich nicht unter Druck.»
Einst war der Islisberger «Berghof» ein klassisches Bauernhof-Restaurant. Auf den Tisch kam lediglich das, was der Hof abwarf. Später wurde aus der sogenannte Eigengewächs-Wirtschaft ein in der ganzen Region bekanntes Ausflugs-Restaurant, das für seine gepflegte Küche gerühmt und vor allem am Wochenende stark frequentiert wurde. Dort, wo früher die Scheune stand, wurde später, nach der Aufgabe des dazugehörenden Landwirtschaftsbetriebes, getafelt. So ändern sich die Zeiten.
Ende 2011 kam das Ende, der Islisberger «Berghof» wurde für immer geschlossen. Damit verschwand auch die einzige Gaststätte im kleinen Dorf.
Noch steht das Gebäude, doch es soll bald abgerissen werden und der Neuüberbauung «Casa Quattro» mit 20 Eigentumswohnungen à 21⁄2 bis 41⁄2 Zimmern weichen. Noch liegt die Baubewilligung für das auf 8 Mio. Franken veranschlagte Projekt nicht vor. Die ersten Wohnungen sollen frühestens 2016 bezugsbereit sein.
Die Nachricht ging im vergangenen Jahr wie ein Lauffeuer um den Hallwilersee: Das bekannte Ausflugsrestaurant Seeblick in Boniswil wird abgerissen und weicht einer Terrassen-Siedlung. Die definitive Schliessung ist voraussichtlich Ende 2014. Der Schlussstrich nach über 30 Jahren fällt dem Wirtepaar Rita und Werner Schlegel nicht leicht. «Wir mussten uns schweren Herzens dazu entschliessen», sagt Rita Schlegel. Gern hätte ihre Tochter das Restaurant übernommen. «Es stehen jedoch zu grosse Investitionen an, um den Betrieb guten Gewissens weitergeben zu können.» Zudem hätten sich die Bedürfnisse der Gäste verändert.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, hätte der «Seeblick» vollständig saniert oder neu gebaut werden müssen. Ein Projekt inklusive Businessplan lag in der Schublade. Nur: Das erforderliche Geld war nicht aufzutreiben. «Wahrscheinlich sind wir einfach zu klein, um für Investoren genügend interessant zu sein», bedauert Rita Schlegel.