Verkehr
Jetzt reicht's mit dem Stau im Dorf: Planungsstart für die Wohler Südumfahrung

Gerade jetzt, wo die Nutzenbachstrasse, die sonst als Umfahrungsstrasse für Wohlen dient, wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ist, staut sich der Verkehr besonders stark im Strohdorf. Doch mitten in dieser allgemeinen Anspannung macht der Kanton Hoffnung: Jetzt soll die gesamte Verkehrssituation analysiert und die Südumfahrung geprüft werden.

Andrea Weibel
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Auch beim Wohler Kirchenplatz staut sich der Verkehr täglich. Dem will der Kanton nun ein Ende setzen.

Auch beim Wohler Kirchenplatz staut sich der Verkehr täglich. Dem will der Kanton nun ein Ende setzen.

Marc Ribolla (17.6.2021)

Nicht nur Wohlen wächst, sondern das ganze Freiamt. Und zwar in rasantem Tempo. Das bringt natürlich auch immer mehr Verkehr mit sich. Nachdem der Kanton bei der Autobahnauffahrt in Lenzburg nun viel dafür unternommen hat, um den Verkehr flüssiger zu machen, arbeitet er sich das Freiamt hinauf, denn hier stauts täglich gewaltig. Das Projekt, mit dem er den Stau beim Kreisel Langelen zwischen Dottikon und Dintikon minimieren könnte, hat er diesen April vorgestellt. Auch zum Kreisel Badi in Villmergen gibt es schon Überlegungen.

Am Freitagmorgen gab «Aarau» nun bekannt, dass zudem mit den Planungsarbeiten zur Südumfahrung Wohlen gestartet wird. In der Mitteilung heisst es:

«Im Rahmen einer Gesamtverkehrsbetrachtung sollen verschiedene Massnahmen zur Verbesserung des Verkehrssystems für den Raum Wohlen untersucht werden. Dabei werden alle Verkehrsmittel berücksichtigt.»

Dies sowie die vertiefte Betrachtung der Südumfahrung Wohlen hat der Regierungsrat nun genehmigt. Der Wohler Gemeindeammann Arsène Perroud ist sehr froh darüber: «Für die Attraktivität Wohlens ist der viele Verkehr im Zentrum natürlich sehr belastend. Und die Mobilität wird in den nächsten Jahren noch mehr wachsen. Darum ist es für uns sehr wichtig, dass hier endlich etwas unternommen wird.»

Gesamtverkehrliche Betrachtung soll zeigen, was es braucht

Dass es nötig ist, die Verkehrssituation in Wohlen zu überprüfen, ist für den Kanton ebenfalls nicht neu. Er schreibt: «Wohlen ist mit rund 17'000 Einwohnerinnen und Einwohnern die viertgrösste Gemeinde des Kantons Aargau und ein regionales Wirtschaftszentrum. Die engen Platzverhältnisse, die Bündelung mehrerer Hauptverkehrsstrassen im Zentrumsbereich sowie das Bevölkerungswachstum und die steigenden Mobilitätsbedürfnisse führen zu grossen Verkehrsbelastungen auf dem Hauptstrassennetz im Siedlungsgebiet.»

Eine gesamtverkehrliche Betrachtung soll nun Hinweise liefern, welche Massnahmen die Verkehrssituation verbessern können. Als erstes soll eine Situationsanalyse durchgeführt werden, aus der «die übergeordneten verkehrlichen Zielsetzungen für den Raum Wohlen definiert» werden. In einem nächsten Schritt werden Stossrichtungen und Handlungsansätze für die Verbesserung des Verkehrssystems erarbeitet. Dabei betont der Kanton, dass alle Verkehrsmittel berücksichtigt werden: öffentlicher Verkehr, Fuss- und Veloverkehr, motorisierter Individualverkehr.

Südumfahrung wird erstmals vertieft geprüft

Eine mögliche Südumfahrung Wohlen wird separat und vertieft geprüft. Sie ist bereits als Zwischenergebnis im kantonalen Richtplan eingetragen. Die Umfahrungsstrasse soll die Bünztalachse (K124) mit der Bremgarterstrasse (K127) verbinden. Diese Spange, die zwischen Wohlen und Waltenschwil entstehen könnte, soll das Wohler Zentrum verkehrstechnisch entlasten.

Der Kanton schreibt: «Eine vertiefte Prüfung der Südumfahrung hat bisher nicht stattgefunden. Diese Prüfung wird nun mit einer Zweckmässigkeitsbeurteilung angegangen.» Auch das freut den Wohler Ammann: «Die Südumfahrung ist seit 40 Jahren ein Thema, seit damals gibt es eine entsprechende Notiz im Richtplan. Mehr ist aber seither nicht passiert.» Nun hat die Gemeinde Einsitz in der Arbeitsgruppe und der Projektsteuerungsgruppe. «Wir sind realistisch, in den nächsten paar Jahren wird da noch gar nichts gebaut. Aber wir sind froh darüber, dass die gesamte Verkehrssituation nun genau analysiert wird.»

Als erstes werden die Planungsarbeiten vergeben, später dann verschiedene Varianten einer möglichen Umfahrungsstrasse entwickelt. Die verkehrliche Wirkung, die technische Machbarkeit und die Auswirkungen auf die Umwelt werden detailliert untersucht und eine Kostenschätzung wird vorgenommen. «Anschliessend werden die Varianten bewertet und mit dem Zustand ohne Umfahrungsstrasse verglichen», schreibt der Kanton.

Die Planung erfolgt unter Federführung des Kantons und in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wohlen sowie der Region, heisst es auch in der Mitteilung des Kantons. «Abhängig vom Ergebnis der Zweckmässigkeitsbeurteilung wird das weitere Vorgehen inklusive einer allfälligen Anpassung im kantonalen Richtplan definiert.» Wie schnell mit Ergebnissen gerechnet werden kann, kann Nicolas Mühlich, Projektleiter Verkehrsplanung bei der Abteilung Verkehr des Kantons, auf Anfrage noch nicht sagen:

«Wir haben diese Woche die Ausschreibung gestartet. Die Auftragsvergabe wird bis Ende Oktober erfolgen. Erst danach erfolgt die gemeinsame Festlegung des Terminplans in den zuständigen Projektgremien.»