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Der CVP-Plan für ein schöneres Dorfbild stiess in der Sitzung des Einwohnerrats nur mit Vorbehalt auf Sympathie.
Dass es um die Finanzen der Gemeinde Wohlen nicht rosig steht, ist hinlänglich bekannt. In diesem Zusammenhang taucht eine Frage immer wieder auf: Warum bleiben zahlungskräftige Steuerzahler der Gemeinde Wohlen fern? Für den CVP-Einwohnerrat Harry Lütolf liegt ein wichtiger Grund auf der Hand, wie er an der Einwohnerratssitzung von gestern Montag ausführte. Das Erscheinungsbild von Wohlen, insbesondere des Zentrums. «Unser Dorf hat keine Seele und keinen Charakter.» Es mangle an schönem Wohnraum an zentraler Lage. «Der Charakter von Aarau ist vom Kern geprägt, der Charakter von Winterthur ebenso.»
Die Fraktion der CVP legte den anderen Parteien an der Sitzung des Einwohnerrats einen «bestechenden» Plan vor, wie dies zu ändern sei. Eine Motion, die forderte, dass der aktuelle Bauzonenplan und die Bau- und Nutzungsordnung der Gemeinde Wohlen (BNO) so geändert werden sollen, dass für alle Flächen der Kernzone K und für die Wohn- und Gewerbezonen WG4 und WG3 des Baugebiets eine generelle Gestaltungsplanpflicht gelten soll. «Diese Flächen sind im Bauzonenplan entsprechend zu kennzeichnen und die BNO ist mit den Vorschriften zu ergänzen, welche die mit der Gestaltungsplanpflicht beabsichtigte Steigerung der siedlungs- und städtebaulichen Qualität zuverlässig sicherstellen», steht in der Motion geschrieben. «Damit können wir verhindern, dass das Zentrum von Wohlen lieblos bebaut wird», ergänzte Mit-Motionärin Stefanie Dietrich-Meier. «Wir wollen das Erscheinungsbild von Wohlen aufwerten.»
In einem Punkt pflichtete Gemeindeammann Arsène Perroud den Motionären bei: «Wir sind uns einig, dass eine qualitative Entwicklung von Wohlen angestrebt werden muss.» Grundsätzlich wehre sich der Gemeinderat nicht gegen die Gestaltungsplanpflicht, führte er weiter aus. Gezielt eingesetzt, könne dieses Instrument eine Wirkung entfalten. Doch: «Eine generelle Gestaltungsplanpflicht über alle Zonen geht zu weit.» Perroud erinnerte den Rat daran, dass die Einführung einer Gestaltungsplanpflicht ein starker Eingriff ins Grundeigentum darstellt. Darum bat er den Einwohnerrat, die Motion abzulehnen, respektive in ein Postulat umzuwandeln, das der Gemeinderat entgegennehmen würde.
Vorerst hielt die CVP-Fraktion aber an der Motion fest, um zuerst den Verlauf der Diskussion abzuwarten. Dabei stellte man schnell fest: Die Meinung des Gemeinderats war mit jener der Mehrheit des Einwohnerrats deckungsgleich. «Städtebaulich hat Wohlen sicher Luft nach oben», sagte etwa Alex Stirnemann, der für die Fraktion der SP sprach. Man müsse aber differenziert betrachten, wo es Sinn mache, einen Gestaltungsplan einzusetzen. Und Thomas Hoffmann von der Fraktion FDP/Dorfteil Anglikon befürchtete, dass eine solche Gestaltungsplanpflicht in erster Linie für eine Zunahme von rechtlichen Auseinandersetzungen führt. Auch er befürwortete, dass der Gestaltungsplan gezielt und individuell einzusetzen sei.
Sich bewusst, dass die Motion chancenlos wäre, nahm die CVP-Fraktion das Angebot des Gemeinderats an und schwenkte auf das Postulat um. «Lieber ein Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach», sagte Harry Lütolf. Doch er befürchte, ergänzte er, dass jetzt das Anliegen in einer Schublade verschwinde und in Vergessenheit gerate.