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Im Juni stimmen zwei Drittel der 24 beteiligten Gemeinden und Verbände über die Teilnahme an der interkommunalen Anstalt Wasser 2035 ab. Mit dem Herzstück des Projekts, einer neuen Leitung durch das Reusstal und der Verbindung zu jener im Bünztal soll der «Wasserring» für Versorgungssicherheit sorgen.
Sei es eine erfrischende Dusche vor einem anstrengenden Arbeitstag, ein erholsames Bad danach oder ein kaltes Glas Hahnenburger zwischendurch: Für neuzeitliche Mitteleuropäer ist es eine Selbstverständlichkeit, dass, wenn man den Hahn aufdreht, jederzeit Wasser in Trinkqualität heraussprudelt.
Dass dies aber eben auch im Freiamt doch nicht so selbstverständlich ist, wurde spätestens im Jahr 2013 klar. In diesem heissen Sommer traten die Gemeinden Niederwil und Fischbach-Göslikon an die private Wasserversorgerin ibw in Wohlen heran, weil sie ihren Bedarf nicht mehr decken konnten. Was folgte, war eine gross aufgelegte Studie, die zeigte, dass langfristig die meisten Gemeinden im Bünz- und Reusstal mit diesem Problem zu kämpfen haben.
Wegen der steigenden Bevölkerungszahl, einem erhöhten Wasserbedarf der Landwirtschaft und einem immer grösseren Druck auf bestehende Fassungen wird das Wasser in der Region mittelfristig knapp. 2035 könnten laut Hochrechnungen bereits 7,7 Mio. Liter Wasser pro Tag fehlen. Um dem entgegenzuwirken, entstand die Vision «Wasser 2035».
Das Anfang 2016 erstmals vorgestellte Projekt sieht vor, die bestehende Wassertransportleitung durch das Bünztal mit einer neuen Leitung durch das Reusstal zu einem «Wasserring» zu ergänzen. Damit erhalten alle 24 am Projekt beteiligten Gemeinden und Wasserverbände Anschluss an das Grundwasserpumpwerk Hard II bei Niederlenz – und damit an die mächtigen Grundwasserströme des Aaretals und des Seetals.
Zwei Drittel der interessierten Gemeinden stimmen in den nächsten Wochen an ihrer «Sommergmeind» über einen Beitritt zur interkommunalen Anstalt (IKA) Wasser 2035, dem Wasserverbund Bünzal-Reusstal, ab. Pünktlich dazu informierten ibw und die Projektleitung Waldburger Ingenieure AG am Mittwochabend im Restaurant Hans und Heidi der Wohler Integra-Stiftung über den aktuellen Planungsstand. Coronabedingt fand der Anlass zweimal direkt hintereinander statt.
«Der Ring bringt's!» war denn auch der Titel der Präsentation von Projektleiter Martin Schibli. «Es geht darum, das zu ergänzen, was bereits da ist», sagte er vor rund zwei Dutzend interessierten Zuhörern. Das Projekt ziele vor allem darauf ab, die bestehenden lokalen Grundwasservorkommen zu entlasten und so die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Der «Wasserring» sei dabei «besser und billiger als ganz viele Einzellösungen», zeigte sich Schibli überzeugt.
Die IKA Wasser 2035 soll sich dabei grundsätzlich selbst finanzieren. Dafür wird sie mit einem Dotationskapital (vergleichbar mit dem Aktienkapital einer AG) von mindestens 6 Mio. Franken ausgestattet. Damit sollen die für den Betrieb des Ringsystems notwendigen neuen Anlagen im Wert von rund 24 Mio. Franken erstellt werden. 18 Mio. Franken müssen also fremdfinanziert werden.
«Versorgungssicherheit ist nicht gratis», sagte Schibli zum Abschluss seiner Präsentation. Die Wasserkosten würden aber nur im Einzelfall steigen, und wenn, dann nur unwesentlich. Die Wasserkosten waren denn auch kein Thema in der Fragerunde nach der Präsentation. Ein Zuschauer wollte hingegen von Schibli wissen, wie sich der Grundwasserspiegel im Länzert, wo das Wasser für die neue Ringleitung herkommt, verändern würde. «Es ist davon auszugehen, dass dieser um etwa einen Meter sinkt», entgegnete Schibli. Dies sei jedoch kein Problem.
Ein weiterer Zuschauer wollte wissen, ob auch die Landwirtschaft Wasser ab dem «Wasserring» beziehen dürfe. Schibli antwortete: «Konkret ist noch nichts geplant. Aber es laufen Abklärungen, ob auch eine Bewässerung der Landwirtschaft möglich wäre.» Damit wäre es möglich, einen Teil der Bünz- und Reusswasserentnahmen zu ersetzen.
Als erste Gemeinden im Freiamt stimmen am 8. und 9. Juni Büttikon, Tägerig und Waltenschwil über den Beitritt zur interkommunalen Anstalt Wasser 2035 ab. Die Stadt Bremgarten als letzte am 9. Dezember. Wenn genügend Gemeinden dem Beitritt zustimmen und mindestens 70 Prozent des Dotationskapitals zusammenkommen, wird die IKA Wasser 2035 per 1. Januar 2022 offiziell gegründet. Die Inbetriebnahme des «Wasserrings» ist dann nicht 2035, sondern bereits 2030 geplant.
Weiter Informationen zum Projekt und zum Planungsstand in Ihrer Gemeinde finden Sie auf: www.wasser2035.ch.