Analyse
Wird die Ersatzwahl für den frei werdenden Gemeinderatssitz zur Richtungswahl?

Eine Analyse zur bevorstehenden Gemeinderatsersatzwahl in Muri am 12. Februar.

Eddy Schambron
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Ueli Aeberhard, FDP, Beat Küng, Grüne und Monika Huber, SP kandidieren für den frei werdenden Gemeinderatssitz. Spannend wir die Ausgangslage mit der Nomination von Manuela Meier (SVP).

Ueli Aeberhard, FDP, Beat Küng, Grüne und Monika Huber, SP kandidieren für den frei werdenden Gemeinderatssitz. Spannend wir die Ausgangslage mit der Nomination von Manuela Meier (SVP).

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Vier Kandidaturen für einen einzigen frei werdenden Gemeinderatssitz, eine solche Auswahl ist selten. Mit der Nomination von Manuela Meier (SVP) neben den schon vorher aufgestellten Ueli Küng (Grüne), Monika Huber (SP) und Ueli Aeberhard (FDP) ist die Ausgangslage in Muri spannend wie selten. Geht es nicht nur darum, für die zurücktretende Christine Brun (SP) einen Ersatz zu finden? Geht es in Muri jetzt auch um eine Richtungswahl? Links-Grün und Bürgerlich-Liberal suchen ihre Position im Gemeinderat des Bezirkshauptortes zu behaupten beziehungsweise auszubauen.

Die SVP war nicht glücklich mit dem FDP-Kandidaten

Es ist nur logisch, dass die SVP mit einer Kandidatin antritt. Bei den letzten Grossratswahlen hat die Partei 31,1 Prozent Parteistimmen gemacht, gut acht Prozent mehr als die CVP, die heute zwei Gemeinderäte stellt. Die Kandidatur der SVP kann man aber auch so deuten, dass sie mit dem von der FDP aufgestellten Kandidaten nicht glücklich ist. Wäre sie es nämlich und hätte deshalb auf eine eigene Kandidatur zugunsten des Freisinnigen verzichtet, wäre eine Wahl des bürgerlichen Kandidaten – mit Blick auf die Parteistimmen – so gut wie sicher gewesen.

Auf der links-grünen Seite ist die Situation nicht unähnlich: Die Grünen haben einen Stimmenanteil von gut 12 Prozent, die SP von 16,5 Prozent. Beide steigen ins Rennen und graben sich so gegenseitig das Wasser ab. Der Sitz der SP im Gemeinderat, den die Partei 2012 mit der Wahl von Christine Brun nach langer Absenz und eher überraschend gewonnen hat, ist also gefährdet. Das hat nichts mit der Kandidatin zu tun, sondern mit der politischen Konstellation. Für Muri dürften aus heutiger Sicht im neuen Jahr zwei Wahlgänge für die Besetzung des frei werdenden Gemeinderatssitzes anstehen.

CVP nennt keinen politischen Präferenzen

Was macht die CVP? Sie hat keine Nomination vorgenommen, «zumindest nicht für den ersten Wahlgang», wie Ortsparteipräsident Felix Köpfli Anfang Dezember gegenüber der az erklärte. Mit Heinz Nater und Yvonne Leuppi sei die Partei im Gemeinderat bereits gut vertreten.
Interessanter ist die Aussage, dass es die CVP auch als wichtig erachtet, möglichst alle Parteien in der Murianer Behörde vertreten zu sehen. Nur welche es jetzt konkret sein soll, bleibt zumindest vorerst offen. In einer Mitteilung lässt die Partei lediglich verlauten, dass «der Gemeinderat mit einer kompetenten und standhaften Persönlichkeit ergänzt werden soll» – was immer das auch heissen mag. Die CVP-Wählerinnen und -Wähler werden also ein Wörtchen mitreden, wenn es um die politische Ausrichtung des Gemeinderates Muri geht.

Im Gemeinderat geht es um die Sache, nicht um Machtspiele

Doch so bedeutungsvoll ist diese Ausrichtung in einer Kommunalbehörde gar nicht. Auf Gemeindeebene geht es um Sachpolitik, um die Lösung ganz alltäglicher Probleme und Fragen, letztlich um einen Dienst für das Gemeinwohl und weniger um Machtspiele.
So gesehen, haben die Murianer Stimmberechtigten am 12. Februar eine hochkarätige Auswahl vor sich: Da ein innovativer Bauer, dort eine Immobilienbewirtschafterin mit eidgenössischem Fachausweis, da eine junge, auch auf Gemeindeebene engagierte Studentin für Geschichte und Ethnologie, dort ein gestandener, aber erst kürzlich zugezogener Unternehmer. Von einer solchen Ausgangslage bei Gemeinderatswahlen kann man in anderen Gemeinden nur träumen.

eddy.schambron@azmedien.ch