Mit dem Brand im weitherum bekannten Heilbad mit der «heiligen Quelle» vor 150 Jahren endet seine Geschichte – dafür entstand ein neues Bad in Muri
Vor 150 Jahren, am 13. September 1865, brannte das weitherum bekannte Heilbad im Guggibad bei Bettwil ab. Am Brandplatz wurde aus der alten Sommerwirtschaft beim Bad der Landgasthof Guggibad aufgebaut, der das Wasser noch immer von einer eigenen Quelle bezieht.
Das Heilbad Guggibad taucht erstmals im 16. Jahrhundert im Boswiler Urbar des Klosters Muri auf. Der Wohler Bezirkslehrer, Archäologe und Heimatforscher Emil Suter schrieb, dass das Bad von einer «heiligen Quelle» und einem Brunnen gespeist worden sei, wie ihn die Römer, Helvetier und Alemannen schon kannten.
Ein Bläsy Kretz soll 1574 als Eigentümer auf dem Guggibad gewesen sein. Seine beste Zeit erlebte das Bad laut dem Murianer Historiker Hugo Müller mutmasslich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
1754 verkaufte Jakob Laubacher aus Muri das Bad an den Schreiner Jacob Oswald. Dieser sorgte mit einem Prospekt dafür, dass es bei einem grösseren Publikum bekannt wurde. Das Quellwasser wirke heilend gegen Milz- und Leberverstopfung, gegen Gelb- und Blausucht, Nervenkrankheiten oder Lähmungen und Gliedersuchten, heisst es im Prospekt. Aber auch starkes und häufiges Nasenbluten, Magenbeschwerden, Schwermütigkeiten, Wunden und Fieber könne man im salz- und mineralienreichen Badwasser heilen.
Weil das Bad offenbar viele Frauen aufsuchten, nannte man es auch «Mägdenbad». Mehrere Ärzte bestätigten in ihren Attesten, dass man im Guggibad gesund werden könne. 1781 übernahm Wilhelm Andreas Weibel, Fürsprech im Nachbardorf Schongau, das Bad.
Er liess einen neuen Werbeprospekt drucken, worin er die Zimmer, Betten und Badkästen anpries. Der Reiseschriftsteller Hans Rudolf Schinz, ein Bruder des Pfarrers von Seengen, Wilhelm Schinz, besuchte das Bad 1784. Aus eigener Erfahrung konnte er mitteilen, dass der Ort «angenehm» sei, die Luft gesund, «dass man starke Esslust daselbst hat» und er im Bad die angenehme Gesellschaft von Badegästen aus Luzern, Aarau, dem Züribiet und Lenzburg genossen habe.
Auch Chorherren von Beromünster hätten das Bad gerne aufgesucht, schreibt Schinz. Eine Zeit lang betreute Johann Georg Krauer, Landarzt und Dichter des Rütliliedes, die Badegäste. 1827 tauchte das Guggibad in einem statistischen Handlexikon auf.
Näher auf das Bad ging Johann Jakob Leuthy aus Stäfa 1841 in einem Reisehandführer durch die Schweiz ein. Einige Bäder hätten einen Besucherschwund zu beklagen, aber nicht das Guggibad, das vor allem Leute aus dem Mittelstand aufsuchten.
In einem Ortslexikon des Kantons Aargau wies Johann Martin Rudolf 1856 darauf hin, dass das Dorf Bettwil 421 Einwohnerinnen und Einwohner zähle und das Heilbad mit der Sommerwirtschaft an schönster Lage weitherum beliebt sei. 1862 erwähnte auch Henry Weber in einem Ortslexikon der Schweiz das Guggibad, «das von Landleuten der Umgegend und auch von Luzernern» besucht werde.
Am 13. September 1865 wurde das Guggibad ein Raub der Flammen. Als Brandstifter stand der Eigentümer in Verdacht. Bezirksamtmann Roman Abt aus Muri musste den Fall untersuchen. Der Verdächtige habe noch nichts eingestanden, meldete er nach Aarau. Das dürfte «bei den Eigenschaften des Betreffenden» schwerlich erfolgen, schrieb Abt in seinem Bericht. Nach dem Brand im Guggibad wurde in Muri ein neues Heilbad eröffnet.