Die Gemeindeversammlung billigte die offene Jugendarbeit ohne Gegenstimme. Das Mandat sollte ausgeschrieben werden. Jedoch hatte Stadträtin Monika Birrer anscheinend schon dem gegenwärtigen Leiter den Posten versprochen. Jetzt folgt Selbstkritik.
An der Gemeindeversammlung im Casino Bremgarten stiess das Konzept der offenen Jugendarbeit auf breite Akzeptanz. Ohne Gegenstimme nahmen das Konzept und der Kostenrahmen – 445 000 Franken für drei Jahre, wovon der Kanton Aargau rund 85 000 Franken übernimmt – die Versammlungshürde.
Wenige Stunden nach der Gemeindeversammlung verschaffte Stadträtin und Ressortvorsteherin Monika Briner ihrer Freude und Erleichterung Ausdruck. Es sei geschafft, teilte Briner den Angehörigen der Jugendkommission per Mail mit. Norbert Joller als bisheriger Bremgarter Jugendtreffleiter werde Teil des neuen Konzepts sein und ein «weibliches Pendant» müsse noch gefunden werden.
Überraschung und Verwirrung
Das Mail der Stadträtin löste im Reussstädtchen Überraschung und Verwirrung aus. An der Gemeindeversammlung hatte nämlich Stadtammann Raymond Tellenbach auf Nachfrage aus der Versammlung erläutert: «Der Leistungsauftrag für die offene Jugendarbeit wird ausgeschrieben und dann an eine professionelle Organisation oder Einrichtung vergeben.» Gestützt auf diese Aussage gingen die Versammlungsteilnehmer selbstredend davon aus, dass es Sache der professionellen Organisation sein werde, zwei geschulte Personen mit dem Betrieb der offenen, aufsuchenden Jugendarbeit zu betrauen.
Jollers Name war an der Gemeindeversammlung nicht erwähnt worden. Er fehlt auch im zehnseitigen, ohne Gegenstimme genehmigten Bericht und Antrag des Stadtrats zur offenen Jugendarbeit.
«Unverständlich»
Für Stefan Dietrich, den Präsidenten der SP Bremgarten-Zufikon, ist die Mail-Reaktion von Stadträtin Monika Briner «nicht nachvollziehbar, ja unverständlich». Offenbar sei es schon seit längerer Zeit beschlossene Sache, dass der aktuelle Jugendtreffleiter an Bord bleibe.
«Dabei erwarten die Städtchenbewohner mit Recht, dass die noch nicht bestimmte externe Trägerschaft den Auftrag zur offenen Jugendarbeit auf professionelle Art ausführen wird.» Dafür brauche man qualifiziertes Personal, das die erforderliche Ausbildung in der Jugendarbeit entweder mitbringe oder diese Ausbildung absolviere.
Es gehe ja nicht nur darum, Jugend-Events zu veranstalten, sondern auch um «Begleitung, Betreuung und Beratung von Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren», gibt Stefan Dietrich zu verstehen.
Ähnliche Vorbehalte äussern Angehörige der Gruppierung «Läbigs Bremgarte». «Das aufgegleiste Konzept hat Hand und Fuss», sagt Matthias Kuoni, «damit es funktioniert, braucht es an der Front fraglos zwei Personen mit solider Ausbildung und einem guten Draht zu den Jugendlichen.» Die professionelle Organisation müsse diese Leute auswählen.
«Stimmt so nicht»
Stadträtin Monika Briner zeigt sich selbstkritisch: «Die Mail-Aussage, wonach Joller Teil des neuen Konzepts sei, war vorschnell und missverständlich, sie stimmt so nicht.» Richtig sei, dass der Vertrag der Stadt mit Jugendtreffleiter Norbert Joller vorderhand weiterlaufe. Die externe Trägerschaft, die man suche, werde den Treffleiter unter die Lupe nehmen und dann gemeinsam mit dem Stadtrat die erforderlichen Personalentscheide fällen.
Laut Monika Briner steht fest, dass das Konzept der offenen Jugendarbeit nicht wie vorgesehen am 1. April 2014 anlaufen kann. Die Zeit sei zu knapp bemessen. «Wir müssen den Start voraussichtlich um zwei Monate verschieben», sagt die Stadträtin.