Wohlen
Sie wuchs selbst ohne Vater auf: Nun hilft sie den Waisen in Uganda

Mit ihrem neusten Projekt möchte Harriet Suter Kindern ein neues Haus bauen.

Chantal Gisler
Drucken
Harriet Suter aus Wohlen (ursprünglich aus Uganda) engagiert sich, seit sie 17 ist, für Waisenkinder in ihrer Heimat.

Harriet Suter aus Wohlen (ursprünglich aus Uganda) engagiert sich, seit sie 17 ist, für Waisenkinder in ihrer Heimat.

Chantal Gisler

«Ich habe 33 Kinder», sagt Harriet Suter und lacht. «Aber ich bin nicht ihre leibliche Mutter. Sie alle sind Waisen, die meine Mutter und ich aufgenommen haben.» Die 29-jährige Wohlerin engagiert sich seit ihrem 17. Lebensjahr für Waisenkinder in ihrer Heimat Uganda. Ihre 33 Sprösslinge leben mit Suters Mutter in einem 3,5-Zimmer-Haus in einem Vorort der ugandischen Hauptstadt Kampala. «Platz und Privatsphäre sind dort Mangelware.»

So fasste sie 2014 ihr Projekt ins Auge: den Bau eines grösseren Waisenhauses. Mit Unterstützung der Organisation Path of Life Church kaufte sie im selben Jahr ein Stück Land in Uganda. Dort soll das zweistöckige Gebäude mit insgesamt 50 Zimmern gebaut werden. «Ich möchte die Möglichkeit haben, bei Bedarf noch mehr Waisen aufnehmen zu können.»

Der Schulweg der Kinder ist sehr lang und gefährlich. Das neue Haus soll daher näher an der Schule gebaut werden. Vor kurzem erhielt Suter die Baubewilligung für das 200 000 Franken teure Vorhaben. «Der Boden ist bereits geebnet und die Vorbereitungen zum Baubeginn laufen», freut sie sich.

Ohne Vater aufgewachsen

Suter ist selbst Halbwaise. Mit zwölf Jahren verlor sie ihren Vater. «Es war, als hätte man mir den Boden unter den Füssen weggerissen», erzählt sie und senkt den Blick. «Ich war wütend und traurig. Es dauerte vier Jahre, bis ich den Verlust verkraften konnte.» Mit Siebzehn lernte sie fünf Vollwaisen kennen, Geschwister, die nur noch ihre Grossmutter hatten.

«Das älteste Mädchen war zwölf Jahre alt und musste die Schule abbrechen, um zu arbeiten, damit sie ihre Familie ernähren konnte», erinnert sich Suter. «Ihr 9-jähriger Bruder musste in seiner Freizeit Motorräder am Strassenrand putzen, da das Gehalt der Schwester und die Rente der Grossmutter nicht reichten. Er starb, als er von einem Fahrzeug erfasst wurde.» Suter begann, sich um die Kinder zu kümmern, weil die Grossmutter überlastet war.

Sie lerne immer mehr Waisen kennen und beschloss schliesslich, ein 3,5-Zimmer-Haus zu mieten und ihre Schützlinge mit ihrer Mutter dort wohnen zu lassen. Sie selbst bereiste Europa, um Sprachen zu studieren. In der Schweiz lernte sie ihren Mann kennen und zog mit ihm nach Wohlen. Ihre mittlerweile 33 Waisenkinder vergass sie jedoch nie. «Ich fliege mindestens einmal im Jahr nach Uganda, um sie zu besuchen», erzählt die 29-Jährige.

100% der Spenden kommen an

«Ich organisiere regelmässig Benefizanlässe, um Spenden für meine Kinder zu sammeln», erläutert Suter. Denn neben der Schule, Kleidung und Nahrung sind die Meisten auch auf Medikamente angewiesen. «Krankheiten wie HIV, Malaria und Typhus sind in Uganda sehr verbreitet», erklärt Suter. «Ohne Spenden, die mehrheitlich aus dem Freiamt kommen, wäre dies gar nicht möglich.» Sie bestätigt, dass 100% der Spenden für die Kinder ausgegeben werden, ihre Reise- und Unterhaltskosten übernimmt sie selbst.

Weitere Infos zu Harriet Suters Projekten

unter www.christsecureorphans.weebly.com