Serie Freiämter Bibliotheken (3)
Sie kennt ihre Leser gut – und die dürfen nun auch wieder in die Leseecke

In einer monatlich erscheinenden Serie stellt die AZ Freiamt Bibliotheken aus der Region, Bibliothekarinnen und deren Lieblingsbücher vor. Im dritten Teil ist die Reihe an den Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek Bremgarten und deren Leiterin Beatrice Wehrli-Burth.

Verena Schmidtke
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Beatrice Wehrli-Burth mit ihrem Buchtipp in der Bibliothek Bremgarten.

Beatrice Wehrli-Burth mit ihrem Buchtipp in der Bibliothek Bremgarten.

Bild: Verena Schmidtke

Freundlich ist der Empfang in der Bremgarter Stadtbibliothek, in der jeder Bücherwurm sofort in den Regalreihen auf die Suche nach neuer Lektüre gehen möchte. Doch auch hier gibt es Hinweise auf die Coronamassnahmen. Beatrice Wehrli-Burth, die Leiterin, zeigt auf eine gemütliche Leseecke: «Die mussten wir bis Ende Februar mit Absperrbändern versehen und leider sperren.» Dennoch sei sie ganz zufrieden:

«Im Januar hatten wir viele Ausleihen, da hatten die Leute offenbar Zeit zum Lesen. Das merkte man auch an den Downloads der E-Books.»
Die Stadtbibliothek Bremgarten feierte 2020 ihr 40-Jahr-Jubiläum. Leiterin Beatrice Wehrli (links) und Beatrice Meier-Koch führten die AZ durch die Regale.

Die Stadtbibliothek Bremgarten feierte 2020 ihr 40-Jahr-Jubiläum. Leiterin Beatrice Wehrli (links) und Beatrice Meier-Koch führten die AZ durch die Regale.

Bild: Melanie Burgener (14.10.2020)

Das letzte Jahr war nicht nur wegen der Coronapandemie eine Herausforderung für die Stadtbibliothek. Einschränkungen gab es neben den Schutzmassnahmen auch wegen eines umfassenden Umbaus im Oberen Zoll und Zeughaus, der nun einen hindernisfreien Zugang zur Einrichtung ermöglicht. «Im Hinblick darauf können wir mit den Ausleihzahlen sehr zufrieden sein», stellt die Bibliotheksleiterin fest.

Von der Bank in die Bibliothek

Momentan freuen sich die Leiterin und ihre Mitarbeiterinnen über die Besucher, die trotz der Restriktionen gerne die Bibliothek aufsuchen. Wehrli stellt allerdings fest: «Das längere Verweilen, der Austausch, das fehlt jetzt und das entspricht nicht unserer Philosophie. Aber es geht ja nicht anders.» Wie sie berichtet, schätze sie an ihrem Beruf eben gerade die Beratung und das ausführliche Gespräch mit den Leserinnen und Lesern.

Das Gebäude Zeughaus / Oberer Zoll wurde renoviert und umgebaut. Vor allem die Stadtbibliothek profitiert von den Neuerungen. Marce Schweri, Beat Bucher, Beatrice Wehrli und Raymond Tellenbach (von links).

Das Gebäude Zeughaus / Oberer Zoll wurde renoviert und umgebaut. Vor allem die Stadtbibliothek profitiert von den Neuerungen. Marce Schweri, Beat Bucher, Beatrice Wehrli und Raymond Tellenbach (von links).

Bild: Melanie Burgener (6.10.2020)

Die Tätigkeit als Bibliothekarin übe sie mit Freude und Herzblut aus, so die Leiterin: «Das ist bestimmt bei den meisten in diesem Beruf der Fall.» Zunächst habe sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert und auch längere Zeit in dem Beruf gearbeitet. Nach der Kinderpause habe sie aber als Bibliothekarin ihren Traumberuf gefunden. Lachend erzählt sie:

«Eine Leseratte war ich schon immer, deshalb passt das ausgezeichnet.»

Zudem sei die Arbeitsatmosphäre in der Bibliothek sehr gut. «Wir sind ein tolles Team, ich kann mich voll und ganz auf meine Mitarbeiterinnen verlassen. Alle stehen hinter mir und haben immer wieder gute Ideen.»

Die stellvertretende Leiterin Beatrice Meier zeigt die Stadtbibliothek Bremgarten nach dem Umbau.

Die stellvertretende Leiterin Beatrice Meier zeigt die Stadtbibliothek Bremgarten nach dem Umbau.

Bild: Marc Ribolla (26.8.2020)

Bibliothekarinnen kennen ihre Leser mittlerweile gut

Wie bereits erwähnt, schätzt sie den Kundenkontakt. Es sei immer schön, Bücher zu empfehlen und später eine positive Rückmeldung zu erhalten. «Der Büchereinkauf ist auch eine interessante Sache», erläutert Wehrli, die seit 2015 die Stadtbibliothek leitet. Sie erklärt mit einem Lachen:

«Manchmal weiss ich schon, welches Buch zu welchem Leser passen könnte. Je länger ich dabei bin, umso besser funktioniert das.»
2016: Bibliotheksleiterin Bea Wehrli (links) und Stadträtin Monika Briner nahmen sich vor, die Bibliothek attraktiver zu machen.

2016: Bibliotheksleiterin Bea Wehrli (links) und Stadträtin Monika Briner nahmen sich vor, die Bibliothek attraktiver zu machen.

Bild: Jörg Baumann (2016)

Eine bestimmte Sparte an Büchern bevorzuge sie nicht, der Beruf bringe es mit sich, weit gefächert zu lesen. «Da sind auch Sachbücher dazwischen», erzählt die Bibliothekarin, «nur allzu grausame Thriller und Krimis müssen es nicht unbedingt sein.»

In ihrer Freizeit mag die Bibliotheksleiterin gerne Walken und Handarbeiten. «Zur Entspannung, wenn man vielleicht gerade über der Budgetplanung sass, da ist Stricken sehr hilfreich, dabei kann ich gut abschalten», teilt Wehrli mit. «Aber Lesen ist schon meine grosse Leidenschaft.»

Ein verstecktes Gesicht weckte die Neugier

Als Buchtipp wählte die Bibliothekarin einen Bestseller aus Schweden aus. Sofia Lundbergs Roman «Ein halbes Herz» erschien 2020. «Da hat mich das Cover neugierig gemacht», erläutert sie, «die Frage, wer sich da wohl hinter der Kamera versteckt.»

Es geht dabei um die erfolgreiche Fotografin Elin Boals. Die gebürtige Schwedin lebt mit Mann und Tochter in New York. Ihre traumatische Kindheit in Armut verschweigt sie ihrer Familie. «Die Vergangenheit lässt sie aber nicht los, sie ist sehr unnahbar.» Auch der Beruf ermögliche es Elin, sich gut hinter der Kamera zu verstecken.

Doch ihre Tochter möchte mehr über die Mutter erfahren, schliesslich reisen die beiden nach Gotland. Wie es weitergeht, möchte Beatrice Wehrli-Burth nicht verraten. Der Roman punkte nicht nur mit einer spannenden Geschichte, sondern auch mit einem sehr schönen Schreibstil. «Wer dramatische Romane mag, die mit einer nachdenklichen und tiefgründigen Handlung aufwarten, wird an diesem Buch Freude haben.»

Stadtbibliothek Bremgarten

Die Stadtbibliothek an der Schellenhausstrasse 2 umfasst 380 Quadratmeter. 2020 erfolgte ein grosser Umbau, der nun einen hindernisfreien Zugang zu den Räumlichkeiten ermöglicht. Die feierliche Wiederöffnung – mit Schutzkonzept – fand am 17. Oktober 2020 statt. Fünf Bibliothekarinnen sind für Leserinnen und Leser da. 2020 gab es 60’428 Ausleihen (2019 waren es 63’690). Die Stadtbibliothek verfügt über 14’597 Medien. Neben der Ausleihe der Medien bietet die Bibliothek Raum für verschiedene Veranstaltungen, davon konnten wegen der Coronapandemie im letzten Jahr nur wenige stattfinden. Infos unter www.bremgarten.ch/stadtbibliothek.