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Christian Burkart, Inhaber von Sämis Veloshop in Villmergen, darf keine Verkaufsgespräche im Laden führen. Die Werkstatt darf nach wie vor betrieben werden.
In Reih und Glied stehen sie bereit: Hier E-Cityflitzer, dort die kleineren Velos für Jugendliche und Kinder und daneben jene Mountainbikes, die selbst hartgesottene Biker träumen lassen. Doch auch wenn der Ausstellungsraum in Sämis Veloshop in Villmergen voll ist und vor allem die Bikes der neuen Saison darin glänzen, irgendetwas fehlt. Es ist nicht der Inhaber Christian Burkart, der mit seinem Fachwissen noch das kleinste Detail erklären kann. Auch nicht die beiden Velomechaniker-Brüder Sämi und Beni Burkart, die dem Unternehmen auch nach der Übernahme im Januar 2018 treu geblieben sind. Und es ist auch nicht all das Zubehör, das es in allen Farben und Formen zu kaufen gibt. Was fehlt, sind die Kunden unten im Ausstellungsraum. „Es ist nicht so, dass wir in letzter Zeit keine Kunden hatten, im Gegenteil, man hätte fast meinen können, es gäbe gar keine Einschränkungen wegen des Coronavirus“, erzählt Christian Burkart. „Es ist aber so, dass wir nur Reparaturen ausführen, im Laden selbst aber keine Verkaufsgespräche führen dürfen.“ Und das ausgerechnet in den besten Verkaufsmonaten des Jahres.
„Normalerweise machen wir im März und April rund 35 bis 40 Prozent unseres Jahresumsatzes“, hält der Inhaber fest. „Dann wollen sich die Leute die neuesten Bikes kaufen und ab in die Natur damit. Aber das geht im Moment eben einfach nicht.“ Natürlich seien telefonische Verkaufsgespräche oder solche via Videochat oder E-Mail erlaubt. „Aber unsere Stärke ist die Auswahl der Bikes, die man direkt testen kann. Dann kann man auch über das eine oder andere Detail fachsimpeln und gemeinsam überlegen, was für diesen oder jenen Kunden das Beste ist. Das ist am Telefon nicht das Gleiche“, sagt der leidenschaftliche Biker. Er betont aber auch: „Das heisst nicht, dass wir gar keine Velos verkaufen dürfen. Ich darf neue Velos ausliefern oder bei mir vor die Türe stellen, wo sie der Kunde abholen kann. Nur die Beratung und der Verkauf im Laden sind derzeit verboten.“
Mit Blick in die Zukunft sagt er: „Falls das Coronavirus bald besiegt werden kann und wir wieder richtig öffnen dürfen, ist es gut möglich, dass wir einen Teil der jetzt nicht verkauften Bikes doch noch verkaufen können. Aber je länger es dauert, desto weniger werden es wohl sein.“
Wo sich überhaupt nichts verändert habe, sei die Werkstatt, wo Christian Burkart mit Sämi und Beni die verschiedenen Kundenvelos flickt. „Es sind im Moment sogar noch mehr Leute, die Velos bringen, als sonst. Zum Beispiel die Velos, mit denen die Kinder zur Schule fahren, können normalerweise nur während der Ferien zum Service gebracht werden. Nun bringen sie die Eltern schon jetzt.“
Burkart geht davon aus, dass die dringlichen Mahnungen des Bundesrats jetzt so langsam in den Köpfen der Leute angekommen sind. „Zu unseren Kunden zählen viele Leute über 65, von denen auch in den letzten Tagen noch einige bei uns im Geschäft waren, obwohl sie zur Risikogruppe gehören. Aber ich denke, sie werden nun auch merken, dass sie besser daheim bleiben sollten, und sich daran halten.“ Falls, wie er sich vorstellen könnte, immer weniger Kunden ihre Velos bringen, „würde ich die Öffnungszeiten entsprechend anpassen, aber das können wir dann flexibel handhaben“.
„Im Grunde kann ich nicht klagen, es hat uns weniger schlimm getroffen als andere Firmen, denn wir dürfen noch arbeiten, auch wenn wir einen grossen Teil des Ladens zumachen mussten“, ist Burkart bewusst. „Dennoch musste ich natürlich auch Kurzarbeit anmelden.“
Am Wochenende vom 4./5. April hätte Sämis Veloshop seine traditionelle Frühlingsausstellung gefeiert. „Die mussten wir vorerst absagen. Vielleicht machen wir später einen anderen Event, je nach dem, wie lange das alles geht.“ Schulterzuckend fügt er an: „Im Oktober kannst du keine Frühlingsausstellung mehr machen. Aber wir denken positiv, es kommt schon gut.“