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An der Kantonsschule Wohlen nahm der langjährige Italienischlehrer Luigi D’Amico einer Schülerin das Handy weg und hielt es unter den Wasserhahn – die Strafaktion des Lehrers löst Diskussionen aus.
Die «Wässerung» berichtet die «Neue Aargauer Kantizeitung Troubadour» (NAKT) in ihrer aktuellen Ausgabe. Die Schülerin hatte ihr Handy im Unterricht benutzt, obwohl der Lehrer dies untersagt hatte. Das fast neue, 850 Franken teure Smartphone überstand die kalte Dusche nicht.
D’Amico rechtfertigte sein Verhalten gegenüber NAKT damit, dass ihn die Schülerin angelogen habe, als er sie nach dem Natel fragte. «Und solche Superdinger sollten doch nicht so schnell kaputtgehen», ergänzte er. Gegenüber der AZ sagt D’Amico: «Es war für diese Klasse völlig klar, dass Handys bei mir im Unterricht verboten sind.» Wenn sich Schüler nicht an das Verbot hielten, habe er zuvor mehrfach Mobiltelefone eingezogen und auf dem Lehrerpult deponiert. D’Amico ergänzt: «Ich habe angekündigt, bei weiteren Verstössen zu testen, ob das Handy wasserdicht ist.»
Lehrer musste Handy ersetzen
Franz Widmer, Rektor der Kantonsschule Wohlen, erklärte gegenüber NAKT: «Diese Reaktion liegt nicht in dem Rahmen, der an unserer Schule als angemessen gilt.» Ausserdem handle es sich juristisch gesehen um Sachbeschädigung. Widmer meinte: «Am besten regeln die Beteiligten die Sache unter sich.»
Dies ist inzwischen passiert, der Lehrer hat der Schülerin den Schaden ersetzt. «Ich habe mit der jungen Frau gesprochen, der Fall ist damit auch für sie erledigt», sagt Widmer. An der Kantonsschule Wohlen gebe es keine verbindliche Regelung für die Handyproblematik. «Wir haben das vor rund einem halben Jahr an der Lehrerkonferenz besprochen,
damals war eine klare Mehrheit der Ansicht, dies solle jede Lehrperson individuell handhaben», führt Franz Franz Widmer aus. Auch allfällige Strafen liegen an der Kanti Wohlen im Ermessen der Lehrer. «Ich finde es zum Beispiel vertretbar, wenn ein Handy bis zum Ende einer Lektion eingezogen wird», sagt Widmer.
Handy vor Prüfungen abgeben
Eine kleine Umfrage bei den Aargauer Kantonsschulen zeigt: Es gibt keine einheitlichen Regeln zur Frage der Handynutzung (siehe auch Kasten oben rechts). In der Hausordnung der Alten Kanti Aarau heisst es: «DerGebrauch von Mobiltelefonen während des Unterrichts ist verboten; diese sind während des Unterrichts auszuschalten.» Bei der Neuen Kanti Aarau findet sich keine Handy-Regelung in der Hausordnung.
Klar ist die Vorgabe in Zofingen: «In der Unterrichtszeit bleiben Handys ausgeschaltet», hält die Schulordnung fest. An der Kanti Baden ist die Handynutzung im Unterricht laut Prorektorin Yvonne Stocker kein grosses Problem. «Unsere Schüler müssen ihre Mobiltelefone bei Prüfungen abgeben», erklärt sie. Sekretärin Jehona Elezi sagt, es sei auch schon vorgekommen, «dass Lehrpersonen Handys von Schülern bei uns im Sekretariat abgegeben haben, und die Schüler ihr Telefon dann erst am Abend wieder abholen konnten».
Arbeitsgruppe an Kanti Wettingen
Kurt Wiedemeier, Rektor der Kanti Wettingen, hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit Handy-Regeln befasst. «Wir haben eine zunehmende Nutzung von Mobiltelefonen im Unterricht festgestellt», sagt Wiedemeier. Dies hätten einige Lehrpersonen als problematisch empfunden. Nun suche die Arbeitsgruppe nach Regeln und Lösungen, «wobei das Commitment der Schüler wichtig ist». Es gehe nicht darum, Handys zu verbieten oder einzuziehen. «Wir versuchen im Gespräch mit Schülern einen vernünftigen Umfang der Handynutzung zu definieren», sagt Wiedemeier.