Muri
Samichlaus Sepp will es nach 40 Jahren etwas ruhiger angehen

Sepp Frey war 40 Jahre lang aktiver Samichlaus der St. Nikolausgruppe Kolping in Muri. Auch dank ihm hat der Sankt Nikolaus einen hohen Stellenwert erlangt. Nun will es der Mitbegründer des Chlaushüsli etwas ruhiger angehen.

Barbara Hagmann
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Sepp Frey war vor 20 Jahren Mitbegründer des Chlaushüslis Muri. hag

Sepp Frey war vor 20 Jahren Mitbegründer des Chlaushüslis Muri. hag

Barbara Hagmann

Wie es sich für einen Samichlaus gehört, läutet Sepp Frey das az-Interview mit dem Glöggli ein.

Dieses habe ihn all die Jahre als Samichlaus begleitet, erzählt er. Zufrieden blickt Frey auf die 40 Jahre zurück, in welchen er mit Mitra und Bischofsstab unterwegs war.

«Ich war mit Leib und Seele Samichlaus und habe für dieses Brauchtum gelebt.» Auch wenn er sich als Chlaus etwas zur Ruhe setzt, bleibt er der St. Nikolausgruppe Kolping Muri als helfende Hand erhalten. «In Muri setzt sich ein ganzes Team seit Jahrzehnten engagiert für diesen schönen Brauch ein.»

Faszinierendes Brauchtum

Seine Laufbahn als Samichlaus startete er im Jahr 1973, als er sich zur Chlaus-Gruppe um Edi Burkart gesellte.

«Als Edi mich dazu holte, war ich hin- und hergerissen und fragte mich, ob ich das Zeug zum Samichlaus hätte», räumt Frey ein und führt weiter aus: «Trotzdem wollte ich es versuchen. Das Brauchtum hatte mich schon immer fasziniert.»

An seinen ersten Familienbesuch kann sich Frey gut erinnern und erzählt, dass er nervös und darauf bedacht gewesen sei, die richtigen Worte zu finden. «Ich wollte als liebenswürdiger Bischof wahrgenommen werden und den Familien eine besinnliche Zeit schenken.»

Ausbildungskonzept erarbeitet

Nach seinen ersten Versuchen als Samichlaus wurde für ihn rasch klar, dass es an Ausbildung bedurfte, um die Familienbesuche tiefgründiger zu gestalten. Nicht zuletzt sollte auch der christliche Aspekt gewürdigt werden.

Das Buch «Sankt Nikolaus kommt auf Besuch» von Aloys von Euw, wurde zu seiner Fibel und bildete die Grundlage für das Ausbildungskonzept der St. Nikolausgruppe. «Jeder Samichlaus und Schmutzli erhält in der Schulung einen Leitfaden, wie er eine Familienfeier durchführen kann.

Denn der Besuch vom Samichlaus ist keine Clownerie», macht Frey klar. Dazu komme, dass jeder Familienbesuch einen Einblick in die Privatsphäre der Leute gewähre. Verstrickte Familiensituationen oder Schicksalsschläge erfordern ein gewisses Mass an Diplomatie und Feingefühl, so Frey.

Ein vom damaligen Schweizer Samichlaus-Verbund durchgeführtes Seminar lieferte weitere Schulungsinhalte und das Murianer Ausbildungskonzept wurde vertieft.

Der Ausbildungstag wird auch von Mitgliedern anderer Chlaus-Gruppen in der Region besucht. Jährlich lassen sich rund 50 Teilnehmer das Handwerk des Samichlaus beibringen.

Abgerissener Bart

Zieht Sepp Frey über die 40 Jahre Bilanz, hat der Sankt Nikolaus nach wie vor einen hohen Stellenwert.

«Heute wie damals leuchten die Augen der Kinder. Daran hat sich nichts geändert.» Gefreut haben ihn vor allem die musikalisch und dichterisch umrahmten Familienbesuche. «Die Kinder hatten immer etwas für mich vorbereitet. Das war grossartig.»

Den Menschen Zuversicht und Mut zusprechen, egal in welcher Lebenssituation sie sich befinden, war immer sein oberstes Ziel. «Tu Gutes solange du Zeit hast», ist ein Leitsatz von Frey.

Auch lustige Momente wurden ihm beschert, wie etwa, als ihm ein Rothaus-Bewohner den Bart abriss, oder er seine Mitra vergessen hatte. «In solchen Situationen lässt man sich am besten nichts anmerken und macht einfach weiter», lacht der Samichlaus im Ruhestand.

Gern gesehener Gast

In den ortsansässigen Sozial- und Gesundheitsinstitutionen war Chlaus Sepp ein gern gesehener Gast. Der Austausch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und Patienten waren von prägender Natur. «Es gab mir den Anstoss, über mein Leben nachzudenken und für das dankbar zu sein, was ich habe.»

Lebkuchenrezept bleibt geheim

Sepp Frey ist auch als «Chlaushüsli-Vater» bekannt. Die Einstimmung in den Advent durch die St. Niklaus-Gruppe im Maiholzwald ist auch noch nach 20 Jahren beliebt und lockt jährlich knapp 3000 Besucher an.

Der besinnliche Anlass mit einem Meer aus Lichtern, bringt nicht nur Kinderaugen zum Leuchten; auch die Augen des Initiators strahlen, wenn er vom Chlaushüsli spricht.

Aus dieser Zeit stammt sein Lieblingsfoto. Stolz zeigt er das Bild, auf welchem der Back-Chlaus zu sehen ist, wie er vom Fenster seiner Enkeltochter zuwinkt. «Natürlich weiss sie nicht, wer da im Kostüm steckt», schmunzelt Frey.

Auf die Frage, ob nun das Rezept des legendären Lebkuchens, den alle Gäste im Chlaushüsli geniessen, zu haben sei, betont er: «Das bleibt für immer das Geheimnis des Samichlaus.»